Zu neuen Ufern (Teil 1)

Erstellt am 19. Juli 2015 von Dodkalm

Wie die erste Staffel, so begann auch Season 2 von “Rebels” mit einer Doppelfolge. Ungleich Staffel 1 jedoch diesmal nicht im Kino, sondern “nur” im Fernsehen und anders als im letzten Herbst auch nicht eher langsam und bedrohlich, sondern ziemlich abrupt mit einer actiongeladenen Raumschlacht. So abrupt, dass ich zunächst dachte, ich hätte die ersten Sekunden dieser Geschichte verpasst.

Diese Raumschlacht erinnert was das Setting und die Kameraführung betrifft weit mehr an  Episode IV als an die Klonkriege. Hier gibt es keine dutzenden Schiffe unterschiedlicher Bauarten, die gleichzeitig über den Bildschirm huschen, sondern nur eine Handvoll und dennoch (oder vielleicht deswegen) schafft es die Serie den Bewegungen der Schiffe eine gewisse “Trägheit” zu verleihen (was in Anbetracht dessen, dass das Ganze im Weltall spielt schon fast wieder absurd ist): Wenn Hera mit der Steuerung der “Ghost” kämpft und das Schiff in eine harte Kurve nach rechts reißt, hat man als Zusehen fast das Gefühl sich ebenfalls in diese Richtung lehnen zu müssen um nicht umzukippen. Ich weiß nicht wie das Animationsteam von Lucasfilm das hinbekommt, aber sie machen das ziemlich gut.

Wir hier jemandem schlecht?

Doch kommen wir zu den beiden wichtigsten Figuren dieser Doppelfolge: zunächst Vader. Ich habe es hier schon ein paar mal gesagt und ich sage es nun noch ein letztes Mal: mir gefällt der “Rebels” Vader nicht. Doch abgesehen von seinem Äußeren entspricht dieser Vader sehr genau jener Figur, die wir aus ANH kennen und das liegt nicht nur an James Earl Jones’ Stimme. Dieser animierte Vader bewegt sich nicht nur wie die reale Figur aus den Filmen, sondern sie agiert auch so: kalt, minimalistisch und absolut auf die Aufgabe fokussiert. Er braucht in dieser Folge niemanden zu erwürgen, niemandem sein Lichtschwert in die Brust zu rammen und dennoch erzeugt allein sein Auftauchen Furcht und Schrecken. Das ist der Vader auf dem Höhepunkt seiner Macht, der Vollstrecker des Imperators, der dunkle Lord der Sith.

Rat mal wer zum Essen kommt…

Und dennoch blitzt in dieser Geschichte an einer Stelle Anakin Skywalker sehr deutlich unter der dunklem Maske hervor, mehr als in den Filmen (sieht man vom Ende von ROTJ ab): als er erkennt, dass sein ehemaliger Padawan noch lebt. In diesem Moment sagt der nicht: “Ahsoka is alive!”, auch nicht “My padawan is alive”, sondern “The apprentice lives”. Und auch wenn er versucht, sich durch diese Form von Ahsoka (und seinem früheren Selbst) zu distanzieren, so fällt er in diesem Moment (und wenn auch nur für diesen Augenblick) wieder in die Rolle des Jedi zurück, der es nicht geschafft hat, seine Schülerin davon zu überzeugen in den Orden zurückzukehren. Dass Sidious (wie auch Vader ) am Ende dieser Geschichte von Ahsoka (und auch von Anakin Skywalker) ebenfalls in der dritten Person sprechen passt nicht nur zu einem vergleichbaren Dialoge, den die beiden in Episode V über Luke führen werden, sondern zeigt auch erneut, wie sehr die beiden Sith bemüht sind Anakin’s Vergangenheit hinter sich zu lassen. Ich vermute, dass Sidious mit Dooku wohl nie solche “Identitätsprobleme” hatte.

Der Bericht an seinen Meister

Interessant ist ferner, dass man Sidious in dieser Geschichte nicht sieht, sondern nur seine Stimme hört. Sam Witwer, der dem Imperator nach der “The Force Unleashed” Reihe hier erneut seine Stimme leiht, hat jedoch angedeutet, dass sich das zukünftig ändern könnte.

Doch nun zu Ahsoka: ich denke wir brauchen nicht groß darüber zu diskutieren, ob sie weiß, wer die kleine Rebellenflotte da in einem einsamen TIE-Fighter angegriffen hat, denn auch wenn sie es nicht explizit ausgesprochen hat, ist klar, dass sie weiß, dass ihr früherer Meister noch am Leben ist und das er nicht unbedingt auf der hellen Seite der Macht wandelt.

Der Augenblick der Erkenntnis.

Das wirft wiederum die Frage auf, was die Allgemeinheit in der Galaxis von der Existenz von Vader weiß. Natürlich, dort wo er auftaucht hinterlässt er mit Sicherheit einen bleiben Eindruck, aber die Galaxis ist groß. Ist Vader also eine allgemein bekannte Figur? Wohl eher nicht. Vermutlich hat Ahsoka schon von ihm gehört, oder ihn vielleicht auch schon gesehen (wenn auch nicht persönlich), aber hat sie sich je gefragt, wer oder was in dieser schwarzen Rüstung steckt?

Ich glaube, es war in James Lucenos Buch “Dark Lord”, als Obi-Wan (bzw. nun Ben) in einer Kantine auf Tatooine sitzend zum ersten Mal Darth Vader in den Holonet Nachrichten sieht und er sich fragt, ob es wirklich Zufall sein kann, dass dieses dunkle Wesen, das offenbar sehr stark in der Macht ist, just zu jenem Zeitpunkt auftaucht zu dem sein Schüler, einer der fähigsten Jedi im Umgang mit der Macht quasi von der Bildfläche verschwunden ist. So ähnlich könnte es Ahsoka auch ergangen sein. Nur mit dem Unterschied, dass sie hier tatsächlich spürt, wer sich hinter dieser Maske verbirgt. Gleichzeitig beweist das aber auch, dass unter all dieser Angst, dieser Wut und diesem Hass noch ein Funken Anakin Skywalker vorhanden sein muss, denn wenn es sich “nur” um irgendeinen Sith-Lord gehandelt hätte wäre ihr Schock wohl kaum so groß gewesen.

Apropos Ob-Wan: interessant, dass weder Vader’s noch Sidious’ Interesse primär Ahsoka selbst zu gelten scheint (auch wenn ich vermute, dass Vader seinem Meister  diesbezüglich etwas vormacht), sondern der Möglichkeit, dass die Togruta sie zu Anakin’s altem Meister führen könnte: Dies wirft wiederum die Frage auf, ob wir Ben Kenobi tatsächlich und leibhaftig (nicht nur als Hologramm) in “Rebels” sehen werden? Ich halte nichts von der im Netz herumgeisternden Theorie, dass Vader’s und Ben’s Zusammentreffen auf dem Todesstern nicht ihr erstes seit ihrer Konfrontation auf Mustafar war, sondern dass sich die beiden auch in der Zeit dazwischen mindestens ein Mal begegnet sind. Wäre dies so, so würde es diesem letzten Duell viel von seiner Bedeutung nehmen. Auf der anderen Seite könnte mir aber durchaus vorstellen, dass wir am Ende der letzten Folge dieser Staffel den Besuch eines grauhaarigen, bärtigen Jedi Meisters an Bord der “Ghost” oder auf einem anderen Rebellenschiff erleben werden.

Doch damit genug führt heute. Über das was in dieser Geschichte sonst noch passiert ist reden wir das nächste Mal.