Zu Gast im fremden Blog - über Gastrbeiträge in Blogs

Zu Gast im fremden Blog  - über Gastrbeiträge in Blogs
Das Fremde im Eigenen, das Eigene im Fremden. Mir geht es in diesem Blogpost um Gastbeiträge in Blogs: ja, nein - oder was? 
Erweitert man die Frage, so stellt sie sich so: Warum nur Ein-Mann- oder Ein-Frau-Autorenblogs? Oder um ganz subversiv zu werden: Warum nur Ein-Unternehmens-Blogs? Geht es um den täglichen Narzisssmus, sorry, die eigene Reputation, blanke Sozialpädagogik, also mit Händchenhalten ist es schöner oder bloße Ideenlosigkeit: dem anderen fällt bestimmt was ein? Eines ist jedenfalls sicher: je mehr, desto besser! Ein volles Blog sieht einfach geiler aus als so eine leere Wüste. 
Aber wie steht es um die Inhalte - ist mein Inhalt besser, der vom Gast oder muss man sich den anderen Content erst verdienen? Wie sieht es also aus mit owned und earned media? Was ist mit Links, Reichweite und der ganzen Suchmaschinenerotik, um bessere Platzierungen bei Google & Co zu erhalten?
Doch zunächst erst ein paar Gedanken, welche Formen von Gastbeiträgen es gibt.

Die kleinen Formen: Kommentar und Zitat

Kommentar

Glücklich, wer seine Leser zu fleißigen Kommentatoren machen kann. Er versteht es nicht nur zu schreiben, sondern zu Debatten anzuregen. Also sie aus dem reinen Lesekonsum zu reißen und zu aktiven Mitgliedern seines Blogs zu machen. Meist muss man sie nicht dazu animieren, auf eigene Artikel zu verweisen. Das machen sie oft auch dann gerne von ganz allein, wenn ihr Blogpost schon eine gewisse Reife mitbringt, schaut man auf sein Datum. Je älter, desto besser, würde ich bei Online-Themen nicht gerade sagen, sind doch so einige Texte schon nach wenigen Tagen out-of-date. Immerhin kann man froh sein, wenn der Link auf ein Erzeugnis weist, das einigermaßen zum Thema passt. Manche Kommentatoren haben sehr großzügige Vorstellungen, was noch als passend durchgehen kann.
Sogenannte Shitstorms sind weniger gern gesehen, erreichen aber binnen kürzester Zeit eine enorme Reichweite. In der Aktivitätsskala sind sie meist nicht zu überbieten. Und manchmal nicht von Angriffsszenarien wie einen sogenannten Buffer-Overflow in ihrer Wirkung zu unterscheiden: Der Server stürzt ab. Meist rotieren dann die Verantwortlichen Social-Media-Manager (oder welche Bezeichnung im Unternehmen diejenigen haben mögen), der Blogger zuhause weint sich allein mit seiner Katze aus oder der Provider verzweifelt, wie sein Netz soviel Traffic meistern können soll. Oder alles zusammen. Jedenfalls ist es eine enorme Menge an bösen Worten, die man als Person oder Unternehmen nie so über sich lesen wollte. 
Ein Shitstorm bedeutet Krise, auch wenn kaum anders so schnell so viel Aufmerksamkeit erreicht werden kann. Für Awareness-Fetischisten ist es ein Paradies, aber außer in Personality PR gereichen Skandale als Maßnahme selten zu einem erstrebenswerten PR-Ziel wie Image, Reputation oder dergleichen.
Generell gilt, dass Kommentare nicht nur das Wissen erweitern durch Austausch, somit ein erstrebenswertes Win-Win befördern, sondern das Blog wie seinen Autor als vermutlich kompetenten Dialogpartner erscheinen lassen. Neben SEO fördern sie Networking.

Das Zitat

Das Zitat ist so etwas wie eine entführte Braut. Kommt der Kommentar meist mehr oder minder von alleine zum Blogpost, so ist hier der Autor aktiv. Er nimmt sich einfach, was ihm gefällt. Entweder allein oder neben anderen klugen Worten befindet sich die entführte Braut nun in seinem Harem. Dort kann sie zwar eine gesonderte Stellung innehaben. Aber eines ist klar: Sie ist nicht dieselbe die sie war in ihrer früheren Umgebung.
Ich gehe davon aus, dass ihre Herkunft angegeben wird. Auch soll sie gesondert gekennzeichnet werden. Jedoch soll es hin und wieder vorkommen, dass dies nicht geschieht. In Onlinetexten ist es üblich, Zitate zu verlinken, es sei denn, sie sind so oldschool und entstammen einem gedruckten Text oder anderem Medium - dann gelten die üblichen Konventionen. 
Zitate sind meist etwas für die Fall- oder Beispielforschung. Beleg oder Exempel. Entweder jemand anderes hat etwas kluges noch klüger gesagt als man selbst oder die Autorität dieses Rezitierten strahlt auf den Autor des neuen Kontextes ab, den Erbauer des Wortgebäudes, welches nun das neue Zuhause des Zitats geworden ist. Ein Zitat kann ebenso ein Schmuckstück eines Textes sein wie es andererseits die mangelnde Schreibkunst des Autors zu verstecken sucht. Wie dem auch sei - ein Zitat ist ebenfalls etwas Fremdes im Eigenen. Somit ein Gastbeitrag, wenn auch ein entführter.
Bei Zitaten gilt Zitatrecht. Da ich aber kein Jurist bin, erörtere ich nicht an dieser Stelle wann wo was genau zu beachten ist und anders geregelt wird als Otto Normalverbraucher glaubt. Aber darauf hinweisen möchte ich, dass es besondere Regeln zu beachten gilt wie Lizenzen, Rechte und dergleichen. Ein Zitat muss nicht nur Text sein, es kann in multi- oder transmedialen Kreationen ebenso ein anderes Medium sein. Also die entführte Braut kostet mitunter Geld, sofern man Zitat nicht im ganz enggesteckten juristischen Sinn versteht. Das gilt es zu beachten.

Der Gastartikel

Ein Autor kann einen anderen Autoren bitten, in seinem Blog einen Artikel zu verfassen. Mit voller Hochachtung! Möge die Reputation des Fremden auf das eigene Blog ausstrahlen. Möge man sich im Lichte des anderen sonnen. An anderen Stellen geht es zu wie auf der Reeperbahn: Neue Autoren werden von der Straße gekobert. Oder ein Autor bietet sich selbst an in einem fremden Blog. Ohne Nachfragen geht nichts. Er muss gelassen werden. Schreibrechte erhalten oder Kooperationen eingehen. Partnerschaften bilden. Es geht also ums Netzwerken. Gemeinsam sind wir stark! - zumindest einmal, vielleicht währt die Bindung aber länger. Im Rudel bloggen meint weniger, alle schreiben an einem Text als vielmehr viele Autoren schreiben an je ihren eigenen Texten. Bestenfalls ergibt sich so etwas wie eine Redaktion. Oder eine Learning Community. Während diese im Schreiben gemeinsam lernt, kann der Leser womöglich ähnliche Erfahrungen in seinem Lesen machen. 
Wie immer es kommen mag: Schlussendlich reiht sich Blogpost an Blogpost, Eigenes neben Eigenem, Eigenes neben Fremden. Dieses Nebeneinander kann also sehr wohl sehr sinnvoll sein, wie das Beispiel einer Learning Community zeigt. Eine solche Community wäre ebenso innerhalb eines Unternehmens denkbar. Corporate Blogs haben meist mehrere Autoren. Auch bringt Netzwerken unterschiedliche Vorteile. 
Nervig wird dieses Nebeneinander jedoch dann, sollten diese Texte zu ähnlich oder zu divergent sein, ach, eben dann, wenn sich ein Eindruck einstellt, als sei das Blog eine Texthalde, auf der alles nur abgeladen wirkt. Das kann geschehen, wenn das Augenmerk zu stark einzig auf SEO gelegt wird; denn viele Autoren zu haben ermöglicht ebenfalls eine lustige Verlinkerei von hüben nach drüben und wieder zurück. Es sind aber die Inhalte, die zählen. Noch besser: Die Gehalte. Die locken die Leser an. Hierbei bezweifle ich nicht, dass Links zu weiterführenden oder vertiefenden Texten nicht auch einen Mehrwert bieten. Ebenso eine gute Positionierung in den Suchmaschinen ist ein Wert. Denn auch hochwertiger Content muss gefunden werden. Aber reine Suchmaschinenerotik: nein!
Geht es um Themen, die über das einzelne Unternehmen hinausreichen, so wären auch Kooperationen zwischen Unternehmen denkbar. Also ein Verbands-, Kampagnen- oder Initiativenblog. Aber da gilt ebenso das Obengeschriebene.
Schlussendlich lässt sich zusammenfassen: Mehrere Autoren - alles kann, nichts muss. Es liegt wie immer an strategischen Fragen das Blog betreffend. Warum blogge ich? Warum bloggen wir? Warum bloggt unser Unternehmen? Wenn ich dann ein passendes Ziel habe, wo ein Multi-Autorenblog das richtige ist: dann nur zu!   
Dieser Artikel entstand aufgrund einer Anregung vom Webmasterfriday von diesem Freitag.

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