Zu dick für einen guten Job? Wie Übergewicht die Arbeitssuche erschwert.

“Wir finden Sie zu hässlich für unsere Firma. Dicke Leute sind hier nicht willkommen.” – So etwas werden die allerwenigsten der Bewerber tatsächlich zu hören bekommen. Dennoch ist es nicht zu leugnen, dass die Vorurteile gegenüber dicken Menschen vor den Personalchefs und Firmenleitungen nicht halt gemacht haben.

Wer sich als dicker Mensch bewirbt und ein Foto von sich beilegt, wird oft nicht einmal mit einer Antwort gewürdigt. Wenn doch, dann kommt eine Standardabsage.

Wird man zum Bewerbungsgespräch eingeladen, spürt man schon beim Betreten des Raumes, wie die üppige Körperform auf die Anwesenden wirkt und in ihren Köpfen die Spirale der Vorurteile in Gang kommt:

+ dicke Menschen sind weniger leistungsfähig

+ dicke Menschen gefallen mir nicht (dicke Frauen sind für mich nicht sexuell aufreizend)

+ dicke Menschen sind nicht intelligent

+ dicke Menschen haben keinen Biss, halten nicht durch

+ dicke Menschen werden öfter krank

+ dicke Frauen können nicht repräsentieren (weil sie für die Männer nicht schön sind und Sex sells)

Auch wenn die Vorurteile meist besonders Frauen (weil die subjektiv wahrgenommene “Schönheit” häufig immer noch wichtiger ist als alle anderen Qualifikationen) treffen, auch dicke Männer haben Probleme als potentielle Arbeitskraft wahrgenommen und nicht auf ihre Körperform reduziert zu werden, wie man bei diesem Paar sieht.

Auch wenn man den Job hat, wirken, was die weitere Karriere betrifft die Vorurteile in den Köpfen der Personalverantwortlichen weiter.

Auch das Selbstbild ist entscheidend, wenn man sich um einen Job bewirbt. Wenn man seine eigenen Chancen von vornhereien nahe Null einstuft und das durch Sprache, Mimik und Köperhaltung zum Ausdruck bringt, tut sich naturgemäß noch schwerer damit, bei einem Bewerbungsgespräch zu punkten. Teils braucht es nicht einmal persönliche Erfahrungen, es genügen das Wissen um die altbekannten Vorurteile und man glaubt schon vor dem Gespräch, dass daraus nichts werden kann. So wird eine negative Spirale in Gang gesetzt, die es aufzuhalten gilt.

Das ist in Australien nicht anders, auch wenn es dort im Bundesstaat Victoria bereits Gesetze gegen Diskriminierung aufgrund des Aussehens gibt.

Ob die anonymisierte Bewerbung, wie sie in den USA angestrebt wird, da helfen kann? Zumindest könnte es so zu mehr Vorstellungsgesprächen kommen. Doch bei den Gesprächen selbst ist das Äußere wieder mit im Spiel.

Interessant wäre eine Studie, ob weibliche Chefs strenger oder toleranter als ihre männlichen Kollegen sind.

Ein Umdenken wird, so fürchte ich, erst einsetzen, wenn der Teule in der Not die Fliegen frisst, wie das Sprichwort sagt, also wenn durch den Mangel an Personal aufgrund der Altersentwicklung der Bevölkerung die freien Stellen nicht (nur) mehr mit jungen, schlanken, schönen Menschen besetzt werden können.


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