Zu blöd oder nur für dumm verkauft?

Sind die Leute einfach zu blöd oder werden sie nur für dumm verkauft?

Wenn man sich anschaut, wie raffiniert unser System gestrickt ist, in dem es seinen Bürger vorgaukelt, es ginge letztlich immer nur um sie: um die Verteidigung ihrer Interessen, um die Verteidigung ihrer Freiheit, um ihre Meinung und um ihre Wünsche, ja, und irgendwie auch um ihr Glück. Da kann man schon zu dem Ergebnis kommen, dass die Leute nach Strich und Faden verarscht werden. Die Propagandamaschinerie für unsere großartige Demokratie samt Freiheit und Marktwirtschaft läuft ununterbrochen. Vom Kindesalter an wird einem beigebracht, wie man sich in dieser Welt zu benehmen hat, worauf es ankommt, und das jeder selbst verantwortlich ist, ob er es zu etwas bringt oder nicht.

Gut, es gibt dann noch ein paar Überreste aus dem sozialpädagogischen Zeitalter, das Ende der 60er ausbrach, und bis heute gelegentlich auch die Umstände bezichtigt, dass aus bestimmten Leuten nichts werden konnte. Aber alles in allem ist jemand doch selbst schuld, wenn er zu blöd oder zu faul ist, sein Leben auf die Reihe zu bringen. Und im Nachmittagsprogramm auf den Primaten – sorry, Privatsendern kann man sich auch alle Varianten von Deppen beim Versagen oder beim Geholfen-werden anschauen, und sich freuen, dass man selbst nicht so blöd ist wie die. Was unglaublich viele überhaupt nicht daran hindert, so blöd zu sein, sich diesen Scheiß überhaupt reinzuziehen. Millionen von Dschungelcamp-Zuschauern beweisen, dass die Blödheit in diesem Lande schon ziemlich weit fortgeschritten ist.

Andererseits erwartet man von den Leuten, dass sie der Lage sein sollen, sich eine sinnvolle und erfüllende Tätigkeit zu suchen, von der sie dann auch noch ihren Lebensunterhalt bestreiten können. Auch wenn rein objektiv eben gar nicht mehr genügend solcher angemessen bezahlter Jobs zu Verfügung stehen. Wenn das kein Indiz dafür ist, dass hier etwas ungeheuer schief läuft, weiß ich auch nicht.

Es gibt ja andererseits auch eine Menge Leute, die sich über die Sache mit den Jobs und der Tatsache, dass es einfach nicht mehr genügend Möglichkeiten für alle gibt, sich aus eigener Kraft eine Existenz zusammen zu verdienen, erregen. Dann gibt es Forderungen wie die nach einem Bürgergeld, das den Leuten eine minimale Existenz sicher soll, so dass sie sich dann mit Zuverdiensten über die Runden bringen können. Oder es wird ein Mindestlohn verlangt. Auf den ersten Blick sind das durchaus vernünftige Forderungen. Aber auf den zweiten Blick fällt schon auf, dass solche Vorschläge eben nur dazu dienen, die größte Not zu verhindern. An die Wurzeln des Übels geht man damit nicht: Warum muss es überhaupt Erwerbsarbeit geben?

Warum ist es dermaßen in Ordnung, die Masse der Bevölkerung zur Produktion eines Reichtums zu nutzen, von der die meisten von vorn herein ausgeschlossen werden? Klar, der eine oder andere kann sich unter großen Mühen ein Häuschen mit Garten oder eine Eigentumswohnung zusammen schaffen, alle paar Jahre ein Auto und jedes Jahr eine Urlaubsreise. Die meisten schaffen das schon nicht mehr, die sind froh, wenn sie die Miete zahlen können, ab zu und zu einen Besuch bei McDonalds und einen neuen Fernseher, damit sie die Kakerlaken im Dschungelcamp mit allen Einzelheiten bewundern können. Das hat aber nichts mit dem Reichtum zu tun, der produziert wird, das sind bloß die Krümel, die dabei vom Tisch fallen.

Wenn man sich klar macht, dass die reichsten 10 Prozent der Deutschen genauso viel Geldvermögen besitzen wie wie die ärmsten 54 Prozent und das allerreichste eine Prozent ganz oben ein Viertel des vorhandenen Reichtums besitzt, kann man umgekehrt schließen, dass umgekehrt die ungefähr Hälfte der Leute in Deutschland überhaupt kein Vermögen im eigentlichen Sinne hat. Die Hälfte der Leute in diesem Lande sind praktisch mittellos – wenn sie ihren Job verlieren, stehen sie vor dem Nichts. Sie haben kein Haus, keine Wohnung und kein Geld auf der Bank. Sie haben vielleicht ein Auto, eine Schrankwand und einen Wintermantel. Ja, gemessen an den armen Negerkindern in Afrika geht es den armen Hartz-IV-Kindern in Deutschland schon besser, denn die bekommen wenigstens ab und zu eine warme Mahlzeit oder ein bisschen Obst von der Tafel. Aber ist das ein Grund dafür, auf die Idee zu kommen, dass wir hier in der besten aller real existierenden Welten lebten?

Um auf die Eingangsfrage zurück zu kommen: Die Leute werden nach Strich und Faden verarscht. Na klar, und manchmal merken sie das auch, etwa, wenn trotz massiver Proteste gegen Atomkraft trotzdem eine Laufzeitverlängerung für Schrottmeiler beschlossen wird. Oder wenn auffliegt, dass systematisch Gift ins Essen gepanscht wird. Oder wenn gerade die Dinge, die man jeden Tag kaufen muss, immer teurer werden, wie Milch, Brot und Klopapier. Oder wenn sich der Berliner Bürgermeister Wowereit über steigende Mieten freut, die ja schließlich beweisen würden, dass es den Leute besser geht: Sonst könnten sie die höheren Mieten ja nicht bezahlen. Geht’s noch?! Da sieht man wieder, dass sogar in der SPD inzwischen eine Menge Wirtschaftskompetenz angekommen ist.

Wer angesichts dieses schier unerträglichen Ausmaßes der Volksverarschung, die eben so systematisch wie offensichtlich betrieben werden muss, damit der Laden so weiterlaufen kann, aber sagt, dass diese Zustände halt nicht zu ändern seien, der ist wirklich blöd. Wenn es denn dermaßen viel Propaganda braucht, um die Zustände, die herrschen, als Sozialstaat und Demokratie zu verkaufen, dann legt doch der Verdacht nahe, dass es keineswegs so sein muss, wie es ist. Sondern dass es auch anders sein könnte. Nämlich besser.



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