Zorn des Himmels v. Richard Dübell

Von Buecherdiebin

"Er toste, brüllte   und röhrte, er brachte Häuser und Kirchen zum Einsturz, verschlang ganze Wälder und begrub fruchtbare Felder unter erstickendem Schlamm, bis auch der letzte Sünder sich schreiend zusammenrollte und seine Seele in Todesangst diesem zornigen Gott empfahl. Es war Gottes Zorn, aber er war nur ein Vorspiel zu dem, was noch kommen sollte. "

Zorn des Himmels


Autor: Richard DübellVerlag: Bastei LübbeSeiten der Printausgabe: 400Preis: 19,99 €Hier kaufen: Bastei Lübbe

Klappentext

Frankfurt, im Jahre des Herrn 1342. In der Ferne ballen sich dunkle Wolkentürme zusammen, Wetterleuchten erhellt den Himmel und Gerüchte von Überflutungen im Südosten des Reiches kursieren in den Straßen und Gassen der Stadt. Die junge Fährmannstochter Philippa ahnt nicht, dass der heranziehende Sturm ihr Leben für immer verändern wird. Sie verliebt sich in einen Mann – einen Mann, der einen Mordanschlag auf den Kaiser planen soll. Und während sich der Zorn des Himmels über Frankfurt entlädt und eine Katastrophe ohne Gleichen einläutet, muss Philippa eine Entscheidung treffen, die über Leben oder Sterben des Kaisers bestimmt ...

Inhalt in eigenen Worten

Philippa, die Tochter des Fährmanns Rupprecht, fühlt sich in den Fluten des Meyn  in Sassenhusen am wohlsten. In ihrem kleinen Schiff bricht sie auch auf, als ihr Vater ihr verkündet, dass sie Albrecht heiraten soll. Sie lässt sich auf den Wellen des Flusses treiben, der ihr seltsam verändert vorkommt. Als sie einen Leichnam sieht, dessen Antlitz erschreckend menschlich wirkt, den sie jedoch als Tierkadaver abtut, gerät Philippa in Unruhe. Erst die Bekanntschaft mit dem mysteriösen Unbekannten kann sie zurück in die Realität holen. Jedoch waren dies nicht die letzten beunruhigenden Veränderungen, die der jungen, eigensinnigen Frau an ihrem geliebten Meyn auffallen.
Ebenjener Unbekannte, er wurde von Nonnen Mathias genannt, sorgt nur kurze Zeit darauf in  mit seinen herausragenden Kampfkünsten für Aufsehen in Franchenfurt, dabei wäre es ihm angesichts seines Gedächtnisverlusts ganz lieb unerkannt und unbeachtet zu bleiben. Auch ein Deutschritter, ein Stiftspropst und viele weitere Gestalten reihen sich in die Dramatis Personae ein. Die wichtigste, auf historischen Tatsachen basierende Person: Kaiser Ludwig I. von Wittelsbach. Der Kaiser erfährt besonderen Schutz in den Mauern Franchenfurts, da gemunkelt wird, ein Meuchelmörder sei auf ihn angesetzt. Und dann kam die Flut...

Meinung

SPANNUNGDas erste Kapitel des Buches macht einen guten Vorgeschmack auf das, was noch kommen wird. Dübell beschreibt die Magdalenenflut so plastisch und meisterhaft, dass man sich in das Geschehen hinein versetzt fühlt. Langeweile kommt in diesem Roman definitiv nicht auf, da ein Ereignis das andere jagt ohne aber zu aufdringlich zu wirken. Besonders spannend fand ich, dass Zorn des Himmels eine reale Begebenheit bearbeitet. Ich muss gestehen, dass ich stets auch während der Lektüre vor dem PC  hing, um historische Realität und Roman  abzugleichen. Während das Buch für "normale" Leser bereits spannend ist, ist es für jene, die sich für das Deutsche Mittelalter interessieren, regelrecht packend und anregend. Das Drumherum um Mathias und Philippa tritt da schon ein wenig in den Hintergrund.
PERSONENDie Personen in Dübells Mittelalterroman sind eigentlich nur Beiwerk, denn das eigentliche Augenmerk liegt auf dem Meyn, den Naturgewalten, der Katastrophe. Vielleicht liegt es daran, dass Philippa und co. nicht unbedingt dazu einladen, sich mit ihnen zu identifizieren, mitzufiebern. Da "Zorn des Himmels" jedoch gerade davon lebt, das Magdalenenhochwasser zu veranschaulichen, wäre eine Konzentration auf die  Einzelgeschicke der Personen womöglich gar nicht so förderlich für die Wirkung des Romans.
SPRACHE & AUFBAUBereits auf der ersten zum Roman gehörenden Seiten hat mir das Buch unglaublich gut gefallen, denn dem eigentlichen Text geht eine Übersicht der Schauplätze und Personen voran. Dabei werden die Personen, die auf historisch authentischen Persönlichkeiten basieren, noch einmal gesondert hervorgehoben. Ich persönlich empfand das als sehr angenehm und habe mich immer wieder dabei ertappt, wie ich auf die Seiten zurück blätterte um nachzuschauen. Desweiteren möchte ich besonders positiv die Verwendung der historisch korrekten Ortsnamen hervorheben. Frankfurt wird zu Franchenfurt. Der Main zum Meyn. Sachsenhausen zu Sassenhusen. Man fühlt sich dadurch so richtig ins Deutschland des 14. Jahrhundert hinein katapultiert, was mir unglaublich gut gefallen hat.
Was mir jedoch weniger gut gefiel war, das man besonders zu Beginn des Romans eher schwer hinein findet. Manche Sätze sind recht kompliziert  und verschachtelt formuliert, was ein mehrmaliges Lesen notwendig machte. Dieses Stocken hat natürlich den Lesefluss beeinträchtigt. Jedoch gibt sich das mit der Zeit. Wenn man einmal hinein und seinen Lesefluss gefunden hat, kann man das Buch kaum noch fortlegen.
KAUFEMPFEHLUNGDer Roman ist rasch gelesen, da man ihn nur ungern aus der Hand legen möchte sobald man einmal in dessen Sog geraten ist. Besonders zu empfehlen ist dieses Buch für jene, die historisch interessiert sind.
FAZIT "Zorn des Himmels" ist ein packender Mittelalterroman, der das ganze Unheil der Magdalenenflut im Juli 1342 meisterhaft veranschaulicht und den Leser Teil der Katastrophe werden lässt, ohne dass dieser nasse Füße fürchten muss. Ich habe lange überlegt, ob der fünfte Stern eventuell während der eher blassen Personen abgezogen werden sollte. Ich bin allerdings zu dem Entschluss gekommen, volle Punktzahl zu geben. Es ist nicht Sinn und Zweck des Romans, das Schicksal der Personen zu beleuchten, sondern die Flut darzustellen. Und das gelingt Dübell erstklassig, mitreißend, abenteuerlich.

Vielen Dank an Bloggdeinbuch.de und Bastei Lübbe für das Rezensionsexemplar!