Die Piraten im Berliner Abgeordnetenhaus haben eine kleine Anfrage zum Thema “Ist Berlin für den Fall einer Zombie-Katastrophe gerüstet?” gestellt. Die Antwort jedoch zeugt von einer fatalen Unterschätzung des Themas – offensichtlich wappnet man sich zumindest in Berlin nicht für diesen Fall. So weit, so schlimm. Doch was, wenn es nicht nur eine Stadt, nicht nur ein Land betrifft, was, wenn die Zombie-Apokalypse die ganze Welt bedroht? Wie könnte, wie sollten die Staaten der Lebenden dagegen vorgehen?
Zombies in den Theorien der internationalen Beziehungen
Aus Sicht des Neorealismus würde sich im Prinzip nicht viel an der internationalen Politik ändern. Die starken Staaten überleben, die schwachen … nun, werden eben – gefressen. Laut den neorealistischen Theorien handeln – grob und doch nicht zu grob gesagt – in der Welt alle Staaten nur nach ihrem eigenen nationalstaatlichen Interesse. Daher wäre im Rahmen einer balance of power die Bildung einer Allianz gegen Zombies möglich. Es könnte aber genauso gut sein, dass manche Staaten die Zombies als Legitimation für eigene Invasionen u. ä. missbrauchen würden. Möglich wären gar (temporäre) Allianzen mit Zombiestaaten (“live-and-let-live (sic!, GotB) arrangement between the undead and everyone else”). Denn die innere Verfassung (oder die Menschlichkeit – bzw. Zombieigkeit seiner Einwohner) ist für den Neorealismus, wenn man sich die internationale Politik ansieht, egal – nur Machtpotentiale zählen.
Für den neoliberalen Institutionalismus andererseits zählen die Interessengruppen innerhalb eines Staates durchaus, und auch internationale Kooperation zahlt sich aus – auch gegen Zombies. Im Rahmen einer internationalen Politikkoordination könnte es daher zur Bildung einer Internationalen Anti-Zombie-Organisation kommen. Diese würde zwar sicher, wie z.B. die EU, auch einige Defizite aufweisen, und könnte das Zombie-Problem langfristig zwar nicht lösen, aber immerhin unter Kontrolle halten, auch wenn in manchen Ländern humanitäre UNO-Anti-Zombie-Einsätze gegen Zombie-Ausschreitungen notwendig blieben.
Falls man den Neokonservatismus als eigene Theorie der internationalen Beziehungen sehen wollte, so würde dieser empfehlen, durch agrressives militärisches Vorgehen die menschliche Hegemonität gegen die Geschöpfe der Hölle zu erhalten. Dabei wäre natürlich auch ein Präventivschlag denkbar. Jedoch würden die neokonservativen Politiker auch Nicht-Zombiee-Staaten in eine angebliche globale “Axis of Evil Dead” einreihen, was eine Koalition für den globalen Krieg gegen Zombies verhindern würde. Es würde zu einer Invasien des Hauptstaates der Zombies kommen, wovon man sich erhofft, dass dies als Vorbild für andere Staaten dienen könnte, sich gegen die Zombies zu erheben. Es würde aber vielmehr zu einer Erhebung aufständiger neuer Zombies und ein langwieriges Patt hinauslaufen.
Was also tun?
interested and intelligent students of world politics should use their own brains — before the zombies do.”
Eines scheint zumindest klar: Denn wenn man schon allein mathematisch die Ausbreitung des Zombietums betrachtet, wie es kanadische Forscher getan haben, sind schnelle, aggressive Attacken gegen die Zombies notwendig. Ob diese im Rahmen einer internationalen Organisation, eines Weltstaates oder durch einen “Weltpolizisten” geschehen, sei der theoretischen Vorliebe des Lesers überlassen. Allein, sich mit den Zombies zu arrangieren, erscheint dem Autor doch als höchst unangemessen – haben wir doch heutzutage schon genug Diktaturen, die tote Menschen auf dem Gewissen haben.
Siehe auch:
zoon politikon: Zombies, Wissenschaft und Internationale Beziehungen
Bildnachweise:
e_monk /CC-BY-NC-SA 2.0
Nicopol_to /CC-BY-NC-SA 2.0
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