Zola Jesus: Nicht zu ersetzen

Zola Jesus: Nicht zu ersetzenZola Jesus
“Versions”

(Sacred Bones)
Wollte man es grob verkürzen, man könnte behaupten, für eine Platte wie diese brauche man entweder viel Geld oder viel Mut. Nika Roza Danilova hat unter ihrem Pseudonym Zola Jesus diverse EPs und zwei Longplayer veröffentlicht und so der Nische Goth zur Vorsilbe „New“ und verdientermaßen auch zu neuem Ansehen verholfen. Dennoch musiziert sie als Künstlerin nach wie vor für eine recht überschaubare Klientel – es wird also Mut gewesen sein. Bekanntermaßen folgt das vorliegende Werk einer Reihe von Live-Auftritten zusammen mit dem Industrial-Urgestein JG Thirlwell alias Foetus und der Kammermusikformation Mivos Quartet, Danilova hatte für diese Zwecke bekannte Stücke ihrer Alben (Conatus, Stridulum/II, Valusia) einer Neubearbeitung unterzogen und diese dann auf Tonträger gepresst.
Der Waschzettel zum Album vermeldet, für „Versions“ wäre die komplette Synthetik von Bord geschafft worden – dem ist, gottlob, nicht so, das Hauptaugen-, hier eher -ohrenmerk (?) aber liegt auf der gänzlich unmodulierten Stimme der Sängerin, die für die originalen Stücke deutlich kantiger, überzeichneter – eben verfremdet – eingemischt wurde. Dies zusammen mit den mal verspielten, dann wieder dramatischen Streichern und programmierten Drumsets ergibt tatsächlich einen sehr ungewohntes, manchmal auch gewöhnungsbedürftiges Klangbild. Soll heißen: Mal funktioniert es gut und mal weniger. Immer dann, wenn sich wie bei „Hikikomori“ oder „Night“ das Cello und die Geigen mit drängendem Furor durch den Song winden, bleiben das Pathos und die Majestät der Erstfassungen erhalten.
Passiert dies nicht, Beispiele hier das einzige neue Stück „Fall Back“ oder auch „In Your Nature“ und „Seekir“, kippen die ‚Versionen‘ schnell ins Harmlose, Dancige und lassen die ursprünglich so zauberhafte Unnahbarkeit und Kühle vermissen. Vollkommen in Ordnungen gehen im Übrigen die Anfangs- und Schlussakkorde – „Avalanche (Slow)“ ist als Wegbereiter und Teaser unabdingbar, „Collapse“ war schon für „Conatus“ als schauriges Fadeout konzipiert, auch wenn es dort über etwas mehr Volumen verfügte. Eine widersprüchliche Platte also, die interessante Blickwinkel anbietet und wohl nicht als richtungsweisend gelten kann, als Kunstprojekt angelegt ist sie bei allem Für und Wider grundsätzlich zu begrüßen, eine neuwertige Liedersammlung kann sie gleichwohl kaum ersetzen. http://www.zolajesus.com/
05.10.  Berlin, Hebbel am Ufer 1

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