Zoff und Tannenbaum

Von Elwiraszyca @Das_denke_ich

Ich hoffe alle meiner Leser hatten (haben) nicht nur ein besinnliches sondern auch ein frohes Weihnachtsfest. Ich persönlich kann mich nicht beklagen und das wünsche ich auch allen anderen. Dabei ist das alles keine Selbstverständlichkeit. Ganz im Gegenteil. Es scheint eine Kunst zu sein, Weihnachten im Familienfrieden zu verbringen. Die Ansprüche, die man mit dem Fest aller Feste verbindet, sind einfach zu hoch. Das Fest selbst kann nichts dafür. Es sind eher die lieben Verwandten, die die Harmonie auf der Strecke bleiben lassen. Ich weiß auch nicht, wer das erfunden hat, dass man mit Menschen, mit denen man das ganze Jahr über Zoff hatte, plötzlich nur weil der Dezember den 24. Ansagt, im Frieden zusammen kommen muss. Ist das Gefahrenpotential nicht vorhersehbar?

Wenn man sich schon vorher nicht einigen konnte, wenn jeder auf seine Meinung bestand: warum sollte man sich jetzt einigen können? Und es gibt so viele Möglichkeiten, worüber man sich nicht einig sein kann. Das merkt man erst, wenn es soweit ist. Was soll es zu essen geben? Wo soll gefeiert werden? Wer soll was besorgen und organisieren? Ich glaube eines der größten Probleme dabei entsteht, dass zwar alle entscheiden können, aber keiner was wirklich erledigen will. Und dann driften einfach die Vorstellungen auseinander. Und vielleicht erkennt sich jetzt die eine oder andere Familie wieder, aber ist es nicht so, dass man auch davon ausgehen kann, dass das eine oder andere Mal, umso opulenter das Fest geplant ist, umso mehr muss es darüber hinweg täuschen, was sonst im Argen liegt. Und wenn man das anspricht, wenn man es nur wagt das zu erwähnen, dann hat man alle gegen sich. Dann übertreibt man. Eine Art Festtagsdiktatur. Wo von oben auferlegt wird, glücklich sein zu müssen. Bin ich seltsam oder habe ich Recht, wenn ich sage, dass das Glücklichsein ein Geschenk ist und kein Zwang. Vielleicht bin ich ja naiv, aber ich bilde mir ein, dass wenn man mit sich selbst zufrieden ist oder auch glücklich, dass man mit weniger zurechtkommt. Man braucht dann nicht das ganze Towabu drum herum.

Oder rede ich mir das jetzt einfach nur schön? Ich steche gerne hervor. Nicht immer freiwillig. Und das ist sicher keine Gabe und meistens ein Fluch. Oftmals werde ich dafür kritisiert. Aber wenn ich so denke, darf ich das nicht ansprechen? Ich denke eher nicht. Aber ist die Idee, sich ein Weihnachtsfest gemütlich zu gestalten wirklich so abwegig? Wenn man nicht die Möglichkeiten hat, soll man schon eine Woche vorher in der Küche stehen, im September schon anfangen, das Haus zu putzen? Natürlich hat es seinen Reiz: umso mehr man getan hat, umso mehr merkt man, dass man es sich verdient hat. Wie gesagt: ich höre oft, dass ich es mit zu einfach mache. Ich kann mit größter Überzeugung sagen, dass und vielleicht spricht nur die Arroganz aus mir, dass ich das ganze Jahr über so viel tue, um mir Weihnachten zu erarbeiten, dass es nicht in hochkomplexen Umsetzungen von Traditionen, die ich nicht entwickelt habe, zum Ausdruck gebracht werden muss.

Ich hoffe, Ihr habt es ruhig, langsam und wesentlich angehen lassen. Einfach mal auch was Neues ausprobiert zu haben. Das ist das was man später in Erinnerung behält. Wenn alles nicht durchstrukturiert war und auch mal nicht funktioniert hat, schief gegangen ist, denn am wichtigsten ist doch, und jetzt klinge ich doch traditioneller, als es mir lieb ist, dass man die Zeit mit denen verbringt, die einem am wichtigsten sind. Und wenn sich der eine oder andere Kompromiss nicht schließen lässt, dann muss man auch den Mut haben zu sagen, dass einem die eigene Überzeugung wichtiger ist, als die Zufriedenheit anderer.

Ich habe es selbst ausprobiert. Man kann auch Weihnachten feiern ohne drei Tage vorher Plätzchen wie am laufenden Band gebacken zu haben. Man schimpft immer auf die Industrialisierung aber wenn sie einem doch verhilft sich das Leben zu erleichtern und sich an Feiertagen erholen zu können, dann kann das doch keine schlechte Sache sein. In diesem Sinne: erholt Euch gut. Nehmt das alles nicht so schwer denn in 363 Tagen ist schon wieder Weihnachten, der Stress beginnt von Neuem und wir bekommen eine neue Chance alles richtig zu machen.