Wenn zwei dasselbe tun, ist das noch lange nicht das Gleiche, das ist das Erfolgsgeheimnis der neuen Tagesangst, die derzeit als "Gasleck in der Nordsee" Furore macht. Seit einigen Tagen strömt, so die staatliche deutsche Nachrichtenagentur dpa, "gefährliches Gas in die Nordsee", nachdem auf der Gas- und Ölbohrplattform Elgin ein Leck an einem Bohrloch in 93 Metern Tiefe aufgebrochen war. "Die Explosionsgefahr ist groß", warnt dpa, doch es herrsche "Ratlosigkeit im Kampf dagegen". Beim Plattformbetreiber, dem französischen Energiekonzerns Total, sei eine Lösung nicht in Sicht, sekundiert die "Zeit". Die "Tagesschau" enthüllt, dass das "Gas der "Elgin" giftig und leicht brennbar" sei. Umweltschützer gingen überdies davon aus, "dass das austretende Gasgemisch giftige Schwefelverbindungen enthält".
Deutschland, wie stets am heftigsten getroffen von Katastrophen, die irgendwo fern der Heimat stattfinden, zittert vor Furcht. Ein "Tagesschau"-Korrespondent zieht brühwarm Vergleiche zur "Deepwater Horizon", die einen Sommer lang als "Tschernobyl des neuen Jahrtausends" beschrieben wurde, ehe sie nie mehr Erwähnung fand. Hauptsache aufgeregt, und ob nun Öl oder Gas ist auch egal. "Umweltkatastrophe", dröhnt der Einheitschor: Das Weltklima könnte kippen, die Nordsee veröden, die Plattform, um die todesmutige Fernsehteams mit Hubschraubern fliegen, durch einen einzigen Funken zum Feuerball werden.
Wie groß diese Gefahr ist, zeigt ein Beispiel aus dem Jahre 1990. Damals bohrte Mobil Oil ebenfalls in der Nordsee vor der schottischen Küste nach Erdöl. Bis der Bohrkopf am 20. November eine Gasblase auftat, statt ein Öllager zu treffen. Es gab eine Explosion. Und seitdem sprudeln aus einem Loch am Grunde eines durch den Blowout entstandenen Kraters große Mengen Gas von genau derselben Sorte aus, die nebenan auch aus dem Loch unter der "Elgin" blubbern.
Der kleine, aber feine Unterschied: Während mehr als 662 Milliarden Liter Treibhausgas, die in den letzen 20 Jahren aus der ehemaligen Mobil-Oil-Bohrung das Licht der Welt erblickten, seit Jahren nur noch ein paar Meeresforscher des Kieler Leibniz-Instituts für Meereswissenschaften interessieren und allenfalls noch Stoff für eine kleine Anfrage einiger linker Bundestagsabgeordneter hergeben, stürzt sich die Mediennation begierig auf das andere, das frische, neue "Bohrloch der Hölle" (Greenpeace), von dem nicht klar ist, "wieviel Gas derzeit aus dem Leck der "Elgin"-Plattform entweicht" (Tagesschau).
Kein Wort mehr über den Islamisten, der eben erst sieben Menschen erschoß. Kein Gedanke an Rettungsschirme, die unter dem Schutzschirm der Gas-Katastrophe unbemerkt ausgeweitet werden. Der Wulffsche Ehrensold ist kein Thema mehr, Griechenland nicht, die unterdessen fröhlich galoppierende Inflation nicht und segensreiche Tätigkeit des staatlichen Geldinstituts NRW-Bank als Emittent Kreditausfallversicherungen ebensowenig. Jetzt ist da ja zum Glück die Gaskatastrophe, deren Forgen sich fortwährend ausweiten. Jetzt droht eine ganze Gasinsel weit draußen auf dem Meer zu explodieren. Jetzt muss die Illustrierte "Stern" erstmal erklären: "So gefährlich ist das Gas für die Umwelt". Subtil subtil: Das Gas. Nicht das andere.
Deutschland, wie stets am heftigsten getroffen von Katastrophen, die irgendwo fern der Heimat stattfinden, zittert vor Furcht. Ein "Tagesschau"-Korrespondent zieht brühwarm Vergleiche zur "Deepwater Horizon", die einen Sommer lang als "Tschernobyl des neuen Jahrtausends" beschrieben wurde, ehe sie nie mehr Erwähnung fand. Hauptsache aufgeregt, und ob nun Öl oder Gas ist auch egal. "Umweltkatastrophe", dröhnt der Einheitschor: Das Weltklima könnte kippen, die Nordsee veröden, die Plattform, um die todesmutige Fernsehteams mit Hubschraubern fliegen, durch einen einzigen Funken zum Feuerball werden.
Wie groß diese Gefahr ist, zeigt ein Beispiel aus dem Jahre 1990. Damals bohrte Mobil Oil ebenfalls in der Nordsee vor der schottischen Küste nach Erdöl. Bis der Bohrkopf am 20. November eine Gasblase auftat, statt ein Öllager zu treffen. Es gab eine Explosion. Und seitdem sprudeln aus einem Loch am Grunde eines durch den Blowout entstandenen Kraters große Mengen Gas von genau derselben Sorte aus, die nebenan auch aus dem Loch unter der "Elgin" blubbern.
Der kleine, aber feine Unterschied: Während mehr als 662 Milliarden Liter Treibhausgas, die in den letzen 20 Jahren aus der ehemaligen Mobil-Oil-Bohrung das Licht der Welt erblickten, seit Jahren nur noch ein paar Meeresforscher des Kieler Leibniz-Instituts für Meereswissenschaften interessieren und allenfalls noch Stoff für eine kleine Anfrage einiger linker Bundestagsabgeordneter hergeben, stürzt sich die Mediennation begierig auf das andere, das frische, neue "Bohrloch der Hölle" (Greenpeace), von dem nicht klar ist, "wieviel Gas derzeit aus dem Leck der "Elgin"-Plattform entweicht" (Tagesschau).
Kein Wort mehr über den Islamisten, der eben erst sieben Menschen erschoß. Kein Gedanke an Rettungsschirme, die unter dem Schutzschirm der Gas-Katastrophe unbemerkt ausgeweitet werden. Der Wulffsche Ehrensold ist kein Thema mehr, Griechenland nicht, die unterdessen fröhlich galoppierende Inflation nicht und segensreiche Tätigkeit des staatlichen Geldinstituts NRW-Bank als Emittent Kreditausfallversicherungen ebensowenig. Jetzt ist da ja zum Glück die Gaskatastrophe, deren Forgen sich fortwährend ausweiten. Jetzt droht eine ganze Gasinsel weit draußen auf dem Meer zu explodieren. Jetzt muss die Illustrierte "Stern" erstmal erklären: "So gefährlich ist das Gas für die Umwelt". Subtil subtil: Das Gas. Nicht das andere.