Zitrustage in Schönbrunn

Von Dieerdbeere
Posted by Anina on May 18, 2014 in Geschichten und Reisen, Tips, Wien

Ein Kurzbericht. (Der wahrscheinlich trotzdem wieder lang wird…)

Die Orangerie des Schloss Schönbrunn hatte ihre Pforten geöffnet, und es gab kostbare Schätze zu sehen!

Zitronen-Mandarinen-und Orangenbäume aus der immerhin grössten Sammlung diesseits der Alpen gleich nach Florenz (kaum zu glauben!) gaben sich stilgerecht im historischen Gemäuer der Orangerie ein Stelldichein. An die 40 Sorten, manche so alt, das sie schon stattliche Orangenbäumchen waren, als Sissi an den Wiener Hof und somit nach Schönbrunn kam….

Verena und Roland, zwei wahre Foodies (leider noch ohne Blog!) hatten mich eingeladen, die Ausstellung mit ihnen zu besuchen.

Voller Vorfreude auf das, was ich dort zu sehen und zu hören bekäme, verliess ich also heute in winterlicher Kluft das Haus, dem grässlichen Wetter wacker die Stirn bietend. Die Reise ging in ein Universum, wo Orangenblüten ihr feines Aroma verbreiten und man sich unvermeidlicherweise dem Süden gleich ein wenig näher fühlt!

Es gab viel zu entdecken, zu erfahren, zu riechen, zu kosten.

Um 16 Uhr startete die Verkostung der  Zitrus-Sorten. Um die 80 Besucher hatten sich eingefunden, der Kulinarik-Journalistin, Bloggerin und Kochbuch-Autorin Katharina Seiser zu lauschen, die uns mit grossen Fachwissen in die Welt der Zitrusfrüchte einführte.

Nicht zu vergessen Heimo Karner von den Bundergärten, seines Zeichens Hüter  und Vergrösserer des Zitrus-Schatzes, dessen Liebe zur Sache keinem der Besucher verborgen blieb.

Auch die zwei kleinen Assistenten  von Katharina und Heimo seien unbedingt erwähnt! Ohne sie wäre die Präsentation nicht so perfekt abgelaufen!

In der Eile meines Aufbruchs von zu Hause hatte ich natürlich mein Notiz-Heftchen vergessen, aber das machte nichts, wir bekamen einen kleinen Karton wie zum Würstelessen, auch eine Serviette, und so schrieb ich meine Notizen einfach darauf.

Es war hochinteressant, und erstaunlich, was alles über Zitrusfrüchte es zu erfahren gibt!

Ich, die ich doch eine längere Zeit im ‘Land, wo die Zitronen blühen’, auf Sizilien, verbracht habe, wusste eigentlich viel zu wenig über die Vielfalt, diese geschmackliche Bandbreite der einzelnen Sorten!

Was ich auch davor nie so wirklich zur Kenntnis genommen habe, ist, dass man je nach Sorte eher die Schale oder den weissen Teil der Frucht isst/verwendet, und das manchmal das Fruchtfleisch (so bei diesen Sorten vorhanden) für die Geschmacksgebung und das Aroma gar nicht so  wichtig ist.

Folgende Zitrusfrüchte wurden verkostet und erklärt:

  1. Zitrone dolce: sehr elegantes, feines Aroma, Fruchtfleisch mild und fast ohne Säure
  2.  Panachierte Zitrone ( hell-und dunkelgrün gesprenkelte Schale)
  3.  Limette: die sauerste unter den Zitrus-Früchten, Hauptanbaugebiet Mexiko
  4. Bitterorange (Pomeranze): deren Schale enthält das Orangen-Aroma, der weisse Teil (Albedo) ist der Part, der die Marmelade beim Einkochen durch sein Pektin gelieren lässt. Das Fruchtfleisch ist der ‘uninteressanteste’ Teil der Frucht. Früher wurde die Pomeranze  in allen Rezepten erwähnt, anstelle des heutigen Begriffs für Orange.
  5. Bergamotte (die fast ausschliesslich in Kalabrien angebaut wird): Earl Grey Tee verdankt sein Zitronen-Aroma dem Bergamotte- Öl. Wir kosteten ein ‘Bergamotten-Mark’ (wieder vom Steirer-Eck zur Verfügung gestellt) und ich träume noch immer davon (zu Fisch, zu Vorspeisen, zu einer Panna Cotta ..)
  6. Kafir-Limette: Herkunft Südost-Asien, ihre Blätter sind hocharomatisch (Verwendung in Currys, als Geschmackgeber von Wasser etc.) Die Blätter etwas einreissen, um das Aroma freizugeben.
  7. Cedrat-Zitrone: Citrus medica Diamante, wenig Fruchtfleisch, viel Weisses (Albedo), zum Kandieren geeignet. Nach dem wunderschönen Ort Diamante benannt, an dessen Ufern ich einst, vor ungefähr zehn Jahren, sogar ein Bad im kristallklaren Meer Kalabriens nahm…Meines Wissens gibt es wunderbare Cedrat-Zitronen auf Procida, der kleinen und unbekannteren dritten Insel im Bunde von Capri und Ischia.
  8. Mellarosa-Orange: Es gab sie schon in den Medici-Gärten des 17. Jahrhunderts, ihr Fruchtfleisch ist saftig, sauer, leicht bitter. Waren das die getrockneteten, köstlich schmeckenden Scheibchen vom Steirereck oder irre ich mich?
  9. Buddhas Hand: Liebling aller Ästheten, Shooting-Star der Restaurants, in Asien eine beliebte Gabe für die Götter; vor allem in geschlossenem Zustand, denn so ähnelt die Frucht betenden Händen. Wir verkosteten sie in Zucker eingelegt, ein unvergleichliches Geschmackserlebnis!!
  10. Lipo-Zitrone: Das Steirer-Eck, das das Privileg hat, von Schönbrunn beliefert zu werden, schreibt über sie: Die Lipo-Zitrone (Citrus lumia) ist eine Kreuzung zwischen Grapefruit und Zitrone, hat viel grössere Früchte als eine normale Zitrone, was wohl auf den Einfluss der Grapefruit zurückzuführen ist. Das Fruchtfleisch schmeckt sehr mild, (Limonaden Geschmack) etwas süsslich und hat ein Zitronenaroma mit zarter Grapefruitnote. Die dicke essbare Schale hat die idente Aromatik, allerdings vielfach intensiver als das Fruchtfleisch. Aus den kaiserlichen Orangerien von Schloss Schönbrunn.
  11. Meyer Lemon: Mein Liebling. Ein gewisser Frank Nicholas Meyer brachte sie 1908 aus China mit und seitdem wird sie in Kalifornien angebaut. Man hört, das sie nun auch in der Türkei in kleinen Mengen angebaut wird (Sorry Roland, ich hab’s ausgeplaudert!)
  12. Limonade: Mischung aus Zitrone und Mandarine

Da das diesjährige Motto ‘Zitrus in der Kunst’ war, fehlten natürlich auch Künstler aus Fleisch und Blut nicht: Aquarelle, liebevoll bis ins Detail ausgearbeitet, in der Art der Biedermeier-Malerei, Pop Art-ähnliche Acryl-Arbeiten, kleine ‘Zitruskinder‘, Püppchen im Zitrus-Look (die ich leider nicht fotographiert habe), und noch vieles mehr gab es zu bewundern und auch käuflich zu erstehen!

Ein Stand verkaufte ‘Orangello’, ein aus Bio-Orangen hergestellter 22%iger Orangenlikör, der Name in Anlehnung zum Limoncello, den wir alle kennen.

Wir kosteten die Mischung mit Prosecco und nahmen sogleich ein kleines Fläschchen vom Likör mit, um an lauen Sommer-Abenden ein Gläschen Orangello-Secco geniessen zu können.

Natürlich konnte man sich auch mit allerlei Fachliteratur zum Thema Zitrusfrüchte eindecken, und auch das eine oder andere Bäumchen erstehen.

Ein schöner, sehr informativer Nachmittag in Schönbrunn, der mir Lust auf mehr gemacht hat!

Was für ein Privileg, dass man diese seltenen Sorten verkosten durfte.

Was für ein Vergnügen, in die wunderbare Welt der Zitrusfrüchte eingetaucht zu sein!

Danke nochmals an die beiden oben erwähnten Foodies. Dieses Gläschen werde ich mir gut schmecken lassen!

LINKS:

Katharina Seiser: http://www.esskultur.at

Steirereck: http://www.steirereck.at

Zitrustage: Österreichische Bundesgärten

Orangello: www.orangello.eu

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