liebes lesterschwein,
die langersehnte abkühlung hat uns letzte nacht ereilt, aber bevor es sich die kaltfront über wien gemütlich gemacht hat sind das A.&O. und ich für eine spontane heurigentour über den bisamberg getrabt. in der prä-gewitterlichen schwüle war das eine schweißtreibende angelegenheit, auch sind zwischendurch die ersten regenschauer abgegangen – wir natürlich ohne regenausrüstung und knirps, ist ja NOCH sommer! – aber wir haben das mit geschickten und erstaunlich vegan-kompatiblen einkehrschwüngen gelöst. also:
von floridsdorf mit dem 31er nach stammersdorf und dann kreuz und quer durch die kellergassen und weinberge, das war schon leiwand weil in den bewachsenen hohlwegen etwas kühler als in der betonwüste und die prallen trauben überall, herrlich. außerdem sind wir genau zwischen den wetterfronten marschiert: links finsterste düsternis über wien, vor uns der kahlenberger sendemast, rechts grüne weinberge und blauer himmel. dazu über den wanderweg wieselnde, flauschige ziesel. wir haben uns erst am heurigenweg orientiert, sind dann kurz auf den stadtwanderweg 5 abgebogen – und dann ist dem A.&O. eingefallen dass ein kumpel kürzlich wo hier einen weinkeller gekauft hat, also sind wir dort hinspaziert. kaum hatten wir die kunstvoll geschnitzte kellertür erreicht, ist ein ordentlicher regenguss losgegangen – und prompt ist ein großes auto vor uns stehen geblieben: hallo, ruft die frau, soll ich euch mitnehmen? regnet ja! und schwups, hat sie uns zum nächsten heurigen gebracht. ein freundliches volk, die stammersdörflinge! also sind wir ungeplanter weise in der genusshütte eingefallen, ein total nettes kleines häuschen mit prächtigen oleanderbüschen und weinzeilen daneben, wo man quasi direkt bei den reben sitzen kann. wir haben uns wetterbedingt indoor niedergelassen, bei naturtrübem traubensaft und echt knusprigem flammkuchen. gibt’s aus weizen oder dinkel (!), und in vielfältigsten versionen – auch vegan mit fake-käse, i kid you not. und gerade als wir zahlen und die nächste bushaltestelle anpeilen wollten, hat der regen aufgehört.
die „genusshütte“ in stammersdorf, wo es flammkuchen in 4 größen und 2 mehlsorten (hier der große vegetarische dinkel) sowie pikant/süß und in einer veganen variante gibt.
also sind wir weitergetrabt, dem schild zum magdalenenhof gefolgt und stehen plötzlich: vor der weinwerkstatt. ein bunt angemaltes haus in der senderstraße, an dem ich schon mehrmals vorbeigegangen bin und reinwollte, das aber da immer zu hatte. hurra, gleich wieder eingekehrt – nur kaffee gab’s leider keinen, weil buschenschanken dürfen keine heißgetränke verkaufen. der dirndlspritzer war aber auch sehr super, nur gegessen haben wir nix, weil wir hatten ja schon flammkuchen gevöllert. im weinhandwerk stehen nämlich vor allem wildkräuter und wilde gemüse auf der karte, aktuell im fokus ist „DER PASTINAK!“. nach dem rustikal-freundlichen ersten heurigen war das auch ein totaler kulturwandel – ein lichtdurchflutetes holzhäuschen mit riesigen glasfronten, selbst angemalte möbel, feuerstelle, hängematten, hochzeitsdeko („von jeder bleibt was übrig!“). hier oben wird nämlich anscheinend gerne und oft gefeiert, super sommer-location… vielleicht fällt uns ja eine geeignete ausrede… äh… ein anlass ein um dort auch mal aufzuschlagen? :-)
das sehr sympathische weinhandwerk mit wilden kräutern und prallen reben
und beim schmökern in der speisekarte ist mir eingefallen, dass ich dir noch dieses coole sommerliche basen-rezept schulde, das passt gut zum PASTINAK, die kommen nämlich auch drin vor (wenn man sich ans original-rezept hält, was wir lesterschweine ja gerne NICHT tun):
kapern in aller munde: mit den paprika-filets von frau esskultur aus dem falter und in kombi mit zitronenlauch aus dem veganen basenkochbuch.
zitronen-lauch mit karamellisierten ofenkartoffeln
2 stangen lauch
1 zitrone, unbehandelt, bio
2-3 pastinaken (hatten wir nicht, stattdessen geht auch kohlrabi, zucchini, etc.)
1 zwiebel
2 zehen knoblauch
½ glas kapern (ca. 3 EL)
½ packung pflanzen-cuisine (zB hafer, soja, reis…)
½ kg oder 1kg kleine kartoffeln
viel frische petersilie, gehackt
1-2 EL honig
thymian, oregano
salz, pfeffer
pflanzenöl
- lauch waschen, längs halbieren, in nicht zu dünne stücke schreiben (ca. 2-3 cm). pastinaken / kohlrabi / zucchini oder anderes gemüse waschen, schälen, klein würfeln. zitrone heiß abspülen. babykartoffeln waschen und halbieren.
- kartoffelhälften in eine feuerfeste form, mit einer marinade aus öl & honig & salz & pfeffer & thymian (und optional oregano oder andere mediterrane gewürze, man kann auch etwas tomatenmark dazugeben) vermengen, bei 200° ca. 20-30 min. ins rohr, bis sie durch und ein bisschen knusprig sind.
- währenddessen in einer pfanne etwas öl erhitzen, lauch dazu und etwas rösten, dann mit weißwein ablöschen oder gleich mit wasser aufgießen – zugedeckt köcheln bis er noch bissfest ist.
- in einem kleinen topf etwas öl erhitzen, zwiebel glasig rösten, anderes gemüse dazu, knoblauch dazu und kurz mitbraten, ablöschen und mit gemüsesuppe aufgießen bis alles bedeckt ist. von der zitrone etwas schale reinreiben („zeste“), dann halbieren und den saft einer halben zitrone dazu. mit viel muskat würzen. köcheln, bis alles weich ist, und dann pürieren. mit salz & pfeffer abschmecken.
- petersilie und kapern hacken, gemeinsam mit dem gedünsteten lauch unter die gemüsesoße rühren. abschmecken (zB mehr zitronensaft dazu!), und mit den honig-kartoffeln servieren. sehr super passen auch eingelegte artischocken dazu, zB als deko oder ebenfalls klein geschnitten in der soße.
die kombination zitrone & kapern ist einfach super – hat mich sehr an deine gnocchi mit zitronensoße von einem der legendären supper clubs erinnert, aber ist in dieser version „gemüsiger“.
und noch so eine sommerliche freude hat A. im falter entdeckt, und zwar von der unsererseits sehr geschätzten frau esskultur, deren „immer schon vegan!“-kochbuch du ja kürzlich vorgestellt hast. und der laut gerichtsbericht „schillernde, glänzende, aufregend aromatische und dabei ganz simple salat“ geht so:
paprika-filets mit kapern
1kg fleischige, rote spitzpaprika (also ca. 5 stück)
½ glas kapern, die kleinen, eingelegten blüten, nicht die großen beeren
frische petersilie
zitronensaft oder weißer balsamico
salz, pfeffer
- paprika halbieren, kerne und weiße häutchen entfernen. mit der schnittfläche nach unten auf ein backblech mit backpapier, im ofen auf der obersten schiene „grillen“ bei 250° für ca. 15-30 min., je nach ofen – sie sollen richtig schwarze blasen werfen.
- paprika noch heiß auf einen tiefen teller oder schüssel legen, mit alufolie oder frischhaltefolie abdecken und auskühlen lassen (im eigenen dampf, quasi). danach häuten – mit dem messer von der paprika-spitze weg.
- paprika-„filets“ in rauten schneiden, mit gehackter petersilie und den kapern sowie einer marinade aus etwas olivenöl, zitronensaft oder weißem balsamico vermengen und mit salz & pfeffer abschmecken.
- dazu passen laut der esspertin auch arganöl, schwarze oliven, ein gutes weißbrot oder selbstgemachtes fladenbrot, oder auch die fein gewürfelte schale einer eingelegten salzzitrone (das rezept muss ich mal ausprobieren, klingt voll crazy!)
ach ja, und wie hat die heurigen-tour geendet?
wir sind vom weinhandwerk brav dem stadtwanderweg 5 gefolgt, am magdalenenhof vorbei und bis auf den bisamberg. exakt an der grenze wien / NÖ sind wir dann in den wald eingebogen, an der eiche vorbei (mit der super teufels-sage), und dann vor der elisabethhöhe sehr links in den wald gestochen und nach langenzersdorf hinuntergewandert. dort hätte es uns eigentlich noch nach einem eiscafé oder affogato gelüstet, aber zwischen rathaus, raiffeisen, fleischer und leeren geschäften ist uns kein lokal untergekommen, also sind wir in die sbahn gehupft und direkt zum praterstern zurückgefahren. und heute steht ja schon wieder heurigen an…
hurra, der herbst kommt :-)
bis später & bussi,
hanna