"Es ist schwer zu erklären", sagte er und suchte nach den richtigen Worten. Er nahm ihr das Buch aus der Hand und hielt es so, als würde er es wiegen. "Wenn dir dieser Leser erklärt, dass er das Gewicht eines Buches in der Hand mag, seine Schwere, kannst du etwas damit anfangen?"
Von Rouge kam nur ein Schulterzucken.
Finn fuhr mit den Fingern über den Einband. "Oder, dass er mag, wie es sich anfühlt?"
Sie schwieg.
Er legte das Buch hin und griff nach einem anderen. Auf dem weißen vergilbten Einband waren erotische Figuren, Ornamente und ein Labyrinth eingeprägt. "Das hier heißt Das Wasserzeichen der Poesie." Seine Fingerspitzen strichen über den Einband, dann reichte er Rouge das Buch. "Mach's auch mal."
Sie fuhr halbherzig mit den Fingern darüber. "Interessant. Aber du liest doch bestimmt kein Buch, nur weil es einen hübschen Einband hat."
"Stimmt", sagte er. "Dieser Leser muss zugeben, dass er sich oft gefragt hat, warum er Bücher liest, warum er es nicht erwarten kann, zur nächsten Seite umzublättern. Es scheint nur eine einzige Erklärung dafür zu geben - das heißt neben der des reinen Lesevergnügens - und zwar, dass dieser Leser, wenn er Geschichten liest, das Gefühl hat, dass er nicht allein ist, dass seine Gedanken und Gefühle schon vor ihm gedacht und gefühlt wurden. Es entsteht irgendwie eine Verbundenheit zum Autor, und man fühlt sich weniger allein und sonderbar."
Aus Everlasting - Der Mann der aus der Zeit fiel von Holly-Jane Rahlens.