Einzelkindern wird oft nachgesagt, sie seien egoistisch, verwöhnt und besserwisserisch, könnten nicht teilen und keine Rücksicht nehmen. Doch spätestens seit 1984 weiß man, dass das nicht stimmt. Damals veröffentlichte die amerikanische Sozialpsychologin Toni Falbo ihr Buch The Single-Child Family, in dem sie ihre Forschungsergebnisse zusammenfasste: Einzelkinder unterscheiden sich nicht mehr von Kindern mit Geschwistern. Andere Experten bestätigen das: „Die Unterschiede sind höchstens marginal und kaum belegbar, nur ein Fachmann kann sie überhaupt erkennen“, sagt der Entwicklungspsychologe, Frühpädagoge und Familienforscher Hartmut Kasten. Dies liegt vor allem daran, dass Kinder heute in Krippen und Kindergärten ausreichend und regelmäßig Kontakt zu Gleichaltrigen haben. So auch unser beiden Enkel, die, wie sich Leser von Opas Blog vielleicht erinnern, ebenfalls Einzelkinder sind. Zwischen den beiden hat sich inzwischen ein ausgesprochen inniges Verhältnis entwickelt, das fast so ist wie zwischen Geschwistern. Manchmal nerven sie sich gegenseitig derart, dass sie den anderen am liebsten von hinten sehen würden. Meistens jedoch sind sie ziemlich beste Freunde: „Das Allerliebste, was ich habe“, sagt der Kleine, sei sein größerer Cousin. Der wiederum behauptet von seinem jüngeren Cousin: „Der ist mein bester Freund.“ Was soll ich sagen? Es ist wirklich rührend, die beiden Buben zusammen zu sehen. Da geht einem das Herz auf.