Zielorientierte Fragen

Von Wonseong

Ich habe es angekündigt und ich liefere!

In Zukunft gibt es hier auf meinem Blog wieder mehr zu lesen, von Dingen, die Dich weiter bringen. Dinge, die vielleicht auch nicht jeder Andere gerade mal auf die Schnelle so schreiben kann. Dinge, die meinen professionellen Background als Kommunikationstrainer und Coach nutzen, um Aspekte des Ausdauertrainings zu beleuchten, die sich sonst vielleicht im Schatten verstecken oder so unverständlich geschrieben sind (wissenschaftliche Literatur), dass sich praktisch niemand damit auseinander setzt.

Den Beginn mache ich hier und heute mit dem Thema FRAGEN.

Fragen? Was ist denn an Fragen so schwer? Und welchen Unterschied sollen sie machen im Training und Racing von Ausdauersportarten (hier insbesondere Laufen & Triathlon)? Vielleicht fragst Du Dich ja auch genau das…

Und tatsächlich verwundert es auch mich immer wieder, wie offenbar alle „schon mal etwas gehört“, gleichzeitig aber sehr wenige das Thema Fragetechnik wirklich verstanden haben. Ganz zu schweigen von der täglichen Umsetzung in der Praxis. Davon kannst Du Dich gern selbst in tausenden von Gesprächen und Meetings aller Art überzeugen. Und was im privaten Umfeld ja völlig in Ordnung ist (Stichwort „Grillabend unter Freunden“), ist im professionellen Bereich eher hinderlich.

Was heißt das nun für die Trainingspraxis des ambitionierten (und professionellen) Triathleten?

Zum ersten ist es wichtig, sich überhaupt seiner Fragen gewahr zu werden.

  • Welche Fragen stelle ich mir regelmäßig?
  • Sind diese Fragen eher konstruktiv, destruktiv oder nullwertig?
    • Die letzten beiden Kategorien dürfen wir gern aus unserem Sprachgebrauch (v.a. auch mit uns selbst) verbannen.
    • Beispiel: Einer der Klassiker der destruktiven Fragen ist die „Warum mache ich diesen Scheiss“-Frage. Du gibst mit jeder Frage eine Suchanfrage an Dein Gehirn und dieses sucht nach einer Antwort. Du kannst Dir schon denken, wo das jetzt hinführt. Genau! Dein Gehirn sucht…und findet Antworten!
    • Wenn wir in solch einem Moment unsere Leistungswerte auf dem Wattmesser analysieren würden, würden wir ganz erstaunliche Erkenntnisse gewinnen.
  • Konzentrieren wir uns also auf die konstruktiven Fragen. Was hilft uns weiter?
    • Zum einen wären da Fragen nach der Motivation. WARUM treibe ich den Sport überhaupt? Aber Jörg, gerade hast Du noch gesagt, dass die Warum-Frage destruktiv ist… Ruhig, Brauner! Zugegeben, das ist jetzt nicht einfach. Es macht aber einen großen Unterschied, WANN und in welchem Kontext Du Dir die Warum-Frage stellst. Mit Abstand, um Deine ehrlichen, grundlegenden Motivationen (Antriebe) zu erkennen, ist die Frage echt gut. Zum Beispiel hatte ich gerade in jüngster Vergangenheit wieder mal jemanden, der den Sport nur betreibt, um Frauen zu gefallen. Kaum hat er eine feste Freundin, fällt diese Motivation natürlich aus. Wenn dann die Freundin gerade diesen Lifestyle und seinen damit einhergehenden Body mag…ist das ein Problem.
    • Im Gegensatz dazu ist die Frage im Wettkampf, wenn es gerade weh tut, keine gute Frage, da sie Dir Energie raubt und auf den Pfad des Aufgebens schickt. Im besten Falle, bringst Du nicht Deine volle mögliche Leistung, im schlimmsten Falle steht am Ende ein DNF.
    • Eine weitere gute Frage ist die nach dem Ziel. Was will ich erreichen? Warum (siehe oben)?
    • Woran erkenne ich genau, dass ich mein Ziel erreicht habe? Möglichst sinnesspezifisch (VAKOG)! Also was sehe (visuell), höre (auditiv), fühle (kinesthätisch) ich? Olfaktorisch und gustatorisch (riechen und schmecken) kann man hier getrost beiseite lassen.
    • Was genau hindert mich an der Zielerreichung? Die Frage nach den Inhibitoren, nach den Dingen, die mich (vermeintlich) von meinen Zielen und meiner Entwicklung abhalten. Vorsicht: Hier bewegen wir uns erfahrungsgemäß sehr rasch im Reich der Ausreden!
    • Was brauche ich jetzt, um mich möglichst effektiv (und effizient) auf mein Ziel hin zu bewegen?
    • Was kann bzw. muss ich jetzt tun, um es auf den Weg zu bringen?

Allein nur mit dem obigen Fragenkatalog wirst Du deutlich fokussierter in Deiner Entwicklung (und ja, Training ist Entwicklung). Auf einer höheren Ebene geht es aus meiner Sicht auch immer darum, wer ich werde durch das, was ich tue.

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