Kaum zwei Wochen ist es nun her, da haben der Vater und ich uns Hals über Kopf in Köln verliebt. Weil wir Freunde der Tat sind, fackelten wir nicht lange und durchforsteten den Kölner Wohnungsmarkt. Schon nach wenigen Blicken in die Immobilienportale wurde uns klar: Wollen wir den Schritt von der Vorstadt in die Großstadt wagen, dann müssen wir Abstriche machen. Gehörige Abstriche. Sowohl was die Größe als auch was die Ausstattung unserer Wohnung und nicht zuletzt was die Parksituation angeht. Und schon war das erste große Fragezeichen da: Wären wir wirklich bereit, auf so vieles zu verzichten, nur um in der Stadt zu leben, die wir momentan in weniger als einer halben Stunde mit dem Rad erreichen? Den Vorstadt-Standard, den wir gerade leben, können wir uns in der Stadt einfach nicht leisten. Unser rosaroter Traum verblasste zunehmend, die Seifenblase zerplatzte, denn wir träumten in sehr unrealistischen Dimensionen.
Träume sind Schäume
Doch nicht nur der Wohnungsmarkt ließ unsere Träume ein bisschen platzen, sondern auch die Tatsache, dass sehr viele frischgebackene Familien Köln ganz bewusst den Rücken zukehren, um genau dorthin zu ziehen, wo wir gerade leben. Auf der Suche nach einer schönen Spielgruppe für unseren Sohn lernte ich viele dieser jungen Eltern kennen. Viele Eltern, die lange Zeit in Köln gelebt haben, Köln lieben und die sehr damit gehadert haben, die Stadt zu verlassen. Aber sie sehnten sich nach einer größeren Wohnung, nach mehr Freiraum für die Kinder, nach weniger Verkehr, weniger Trubel, nach mehr Familienidylle eben.
Eltern-Träumen für Anfänger
Saßen der Vater und ich vor zwei Wochen noch mit verklärtem Blick auf dem Sofa und schwelgten in unseren Traumwelten, so sitzen wir nun nebeneinander und fragen uns, ob wir familienfreundlich träumen. Noch nicht wirklich – lautet unser Fazit. Wir müssen neu lernen, zu träumen. Wir müssen weitreichender träumen und vor allem müssen wir für unseren Sohn perspektivisch mitträumen. Und der hat weder Lust auf angesagte Cafés noch auf schnuckelige Boutiqen oder hippe Restaurants. Er braucht Matsch, Natur, Freiraum und Sand. Klar, das alles gibt es auch in der Stadt. Aber die Gegenden in der Stadt, wo all diese Punkte erfüllt sind, sprengen unser Budget um ein Vielfaches.
Wir bleiben also Landeier – zumindest vorerst. Ausgeträumt haben wir aber noch lange nicht. Und wer weiß, vielleicht meinen Zeit, Glück, Zufall oder Schicksal es gut mit uns. Bis dahin spielen wir Lotto.