ZERO und Nouveau Réalisme Die Befragung der Wirklichkeit - nur noch 2 Tage: Stiftung Ahlers Pro Arte / Kestner Pro Arte, Hannover, bis 26. Juni 2016

Nur noch zwei Tage kann diese fein gestaltete Ausstellung besichtigt werden - einer davon ist die "Lange Nacht der Museen" am 25. Juni von 18 bis 23.30 Uhr. Die Galerie Pro Arte ist einbezogen und bietet zwei Führungen an: um 20.30 Uhr und um 22.30 Uhr.

"Ab Mitte der 1950er Jahre entwickelten sich in der europäischen Kunst neue Strategien der Aneignung von Wirklichkeit, die sich in Werken, Texten und einem Netzwerk aus befreundeten Künstlern manifestierten. Junge Maler und Bildhauer widersetzten sich der Visualisierung von inneren, psychischen Vorgängen, wie sie in der vorherrschenden Kunst des Informel praktiziert wurde. In Städten wie Mailand, Düsseldorf oder Paris fand sich die neue Künstlergeneration und entdeckte, dass auch ihre Kollegen jenseits der nationalen Grenzen ähnliche Ziele verfolgten. Die Ablehnung der informellen Kunst war ihre wichtigste Gemeinsamkeit. ZERO, Azimuth, G58, GRAV oder Nouveau Réalisme waren Gruppierungen, die sich in den Schnittmengen künstlerischer Interessen und Methoden bildeten" (Zitat aus den Pressetexten). 

"Schon im Vorraum wird Wind gemacht – Wind, den noch nie jemand gesehen hat, der nur durch andere Gegenstände sichtbar gemacht werden kann. Eine erste Antwort auf die Befragung der Wirklichkeit, bevor die Besucherin, der Besucher Eintritt bezahlt und die Garderobe abgegeben hat: ein Ventilator auf hohem Ständer, zum Flattern gebrachte schmale reflektierende Aluminiumbänder – so (scheinbar) einfach kann eine Antwort sein auf die Frage: Was ist wirklich? Heinz Mack hat 1962 diese Installation geschaffen und „Siehst Du den Wind? Gruß an Tinguely“ genannt.

..... Ich möchte anregen, diese ausgesprochen klug gestaltete und zugleich sinnlich ansprechende Ausstellung mit rund 100 Gemälden, Skulpturen, Grafiken, Objekten im Juni noch zu besuchen. Die meisten Arbeiten stammen aus der Sammlung des Stifters Jan A. Ahlers (1934 – 2013), der schon die Idee zu der Ausstellung in Zusammenarbeit mit der ZERO Foundation gehabt hatte, die jetzt von den Kuratoren Dirk Pöschmann und Mattijs Visser verwirklicht werden konnte.

Wenn irgendwo der abgenutzte Begriff „erlesen“ passt, dann hier – es sind erlesene Werke, die, gemessen an der Art ihrer Entstehung, erstaunlich ästhetisch oder „schön“ wirken.

ZERO und Nouveau Réalisme Die Befragung der Wirklichkeit  - nur noch 2 Tage: Stiftung Ahlers Pro Arte / Kestner Pro Arte, Hannover, bis 26. Juni 2016

Die Gruppen ZERO und Nouveau Réalisme entstanden Mitte der 1950er Jahre als Gegenbewegung zu der damals vorherrschenden, vorwiegend abstrakten Kunst des Informel, deren Anliegen es war, innere, psychische Vorgänge sichtbar zu machen. Ganz anders ZERO und Nouveau Réalisme: Sie gingen eher vom Äußerlichen, von ungewöhnlichen Materialien, Formen und Methoden aus. Beide Gegen-Gruppen standen lose miteinander und zu ähnlichen europäischen Bewegungen in Verbindung. Sie werden erstmals zusammen ausgestellt, sodass ein Vergleich möglich ist. Kann es gelingen, mit einfachen, alltagsnahen Mitteln mehr oder weniger bei Null anzufangen, eine neue einfache Wirklichkeit zu schaffen – und trotzdem in eine höhere Ebene vorzudringen, die eine Einordnung des Produktes als „Kunstwerk“ im künstlerischen Sinne ermöglicht? Das scheint mir die gemeinsame Fragestellung ..."
(Zitat aus meinem eigenen Artikel mit dem Titel "Von der Begrenzung zur Entgrenzung" in der Kulturzeitschrift "Die Drei" 6/2016)
Hier können Sie mehr lesen (scrollen!): http://diedrei.org/hefte-anzeigen/inhalt/heft-6-2016.html

Weitere Informationen auf der Seite der Galerie: http://www.ahlers-proarte.com/ausstellungen/aktuell/

Informationen über die "Lange Nacht der Museen" in Hannover am 25. Juni: http://www.hannover.de/Veranstaltungskalender/Ausstellungen/18.-Nacht-der-Museen

Text: Dr. Helge Mücke, Hannover; Bildbeispiel: Günther Uecker, Kleiderbügelobjekt, 1960, Kleiderbügel auf Leinwand auf Holz, Privatsammlung, © VG Bild-Kunst, Bonn 20

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