ZERO. Sie wissen, was du tust – Marc Elsberg

IMG_8069Von Elsbergs Erstling “Blackout” war ich ja ziemlich angetan und da ich die ganze Big Data-Thematik sehr spannend finde, habe ich mich gefreut, als ich “ZERO” geschenkt bekommen habe.

Auch ZERO hat wieder ein Szenario zur Grundlage, das gar nicht mal sooo unrealistisch ist. Wir müssen uns dafür nur ein paar Jahre in die Zukunft denken, denn alle Technologien, um die es hier geht, gibt es auch heute schon.

Der neue heiße Scheiß in dieser Geschichte ist ein Netzwerk namens “Freeme”: Jedem Nutzer gehören seine aggregierten Daten und er kann entscheiden, was mit ihnen passiert und auch, welchen Wert sie haben. Klar, dass alle den Wert ihrer Daten stetig verbessern wollen, denn es gibt Rankings und Scores, so dass jeder immer nachprüfen kann, wie wertvoll seine Persönlichkeit und sein Können aktuell sind. Und um das alles zu verbessern, gibt es dann die ActApps, die für alle möglichen Lebenslagen Ratschläge geben. In erster Linie geht es natürlich um ein besseres, gesünderes und zufriedeneres Leben, mit dem netten Nebeneffekt, dass die Erfolgreichen auch ihren Datenwert steigern können.

Gut, das an sich ist jetzt nicht so tragisch. Vi, die Tochter der Journalistin Cynthia, ist dank der ActApps besser in der Schule geworden, hat ihre etwas schwierige Emophase überstanden und benimmt sich allgemein zugänglicher und erwachsener (und Mama Cynthia lässt sich immerhin von einer App schon Flirttipps einflüstern, um diesen einen knackigen IT-Experten rumzukriegen für sich zu gewinnen). Doch dann passiert ein Unglück: Einer der Freunde von Vi hat sich mit einer Datenbrille auf Verbrecherjagd begeben und wurde dabei erschossen. Und natürlich wird diskutiert: Haben ihn diese ActApps dazu gebracht, mutig und zu wagehalsig zu werden, um seine Werte zu verbessern? Ist Freeme etwa gefährlich?

Befeuert wird die Debatte zusätzlich vom Hackerkollektiv ZERO, das mit einigen spektakulären Aktionen auf sich aufmerksam gemacht und sein Ziel, die “Datenkraken” zu vernichten, dabei mehr als deutlich artikuliert hat.

Cynthia ist zunächst überfordert, da sie mit diesen ganzen neuen Technologien nie wirklich Schritt gehalten hat. Plötzlich ist sie als Mutter gefragt, aber auch in ihrem Job als Journalistin: Wegen ihrer direkten Nähe zu dem Fall soll sie davon berichten. Gemeinsam mit Kollegen versucht sie, hinter Freemes Geheimnis zu kommen und begibt sich damit auf ein vermintes Terrain – denn das Netzwerk will sich natürlich nicht in die Karten schauen lassen und auch ZERO mischt kräftig mit.

Ich muss sagen, mich hat die ganze Geschichte etwas zwiegespalten zurückgelassen. Klar, die Thematik ist super-spannend und die Story könnte aktueller nicht sein. Auf der anderen Seite schien die Geschichte nicht als solche zu leben, sondern in erster Linie dem Namedropping zu dienen. So sprechen die Charaktere manchmal, als zitierten sie gerade aus der Wikipedia. Ich bin mir bewusst, dass dieses Buch eine große Rechercheleistung darstellt und man merkt, dass Elsberg diese Sache recht gründlich erledigt hat. Allerdings hätten die Protagonisten ruhig etwas lebendiger und dreidimensionaler und die Dialoge etwas natürlicher sein dürfen.

Ich will das Buch hier aber nicht zu schlecht machen: Es ist auf jeden Fall ein ganz guter Einstieg in die Big Data-Thematik und zeigt einige der Probleme auf, mit denen wir uns in den nächsten Jahren wohl beschäftigen dürfen.

Im Übrigen, um gleich mal beim Thema zu bleiben: Ich bin ab heute bis Freitag bei der Herrenhäuser Konferenz der Volkswagen Stiftung “Big Data in a Transdisciplinary Perspective” dabei – als eine der Science Reporter werde ich darüber bei Twitter, Facebook und eventuell auch hier im Blog berichten (ansonsten lautet der Hashtag #hkbigdata). Ich freue mich auf die Konferenz und auch darauf, wenn der ein oder die andere von euch sich dafür interessiert!


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