Ein Freund schrieb mir eine bewegende Nachricht. Darin schreibt er u.a., dass er entsetzt sei, dass bspw. über den Vorfall in Brasilien – ebenfalls ein Brand (in einer Discothek) – in deutschen Medien ganztags hoch und runter berichtet würde. Der Tod der Menschen in Brasilien ist sehr tragisch, das steht außer Frage. Aber über Burundi und die unglaublichen Zustände und Folgen, die Toten und die wirtschaftlichen Folgen für das ganze Land – kein einziges Wort in einem deutschen Medium! Das ist mehr als schändlich, wundert mich aber zwischenzeitlich nicht mehr.
Immerhin hatte es RFI, immerhin Frankreich, zu ein paar Zeilen und einem Audiobeitrag gebracht. Heute, am Tag danach, erschienen die ersten deutschen Zeilen zum immensen Brand in Bujumbura auf “AfrikaEcho”.
Gegen 19h waren immer noch Flammen im Markt, das Feuer jedoch unter Kontrolle. Eine große Erleichterung setzte ein, als es zu regnen begann – immerhin. Als ich heute Morgen aus dem Haus ging, hingen immer noch Rauchschwaden am Himmel über der Stadtmitte.
Noch nie seit ich in Bujumbura lebe (seit 2006), habe ich solche Massen von Fußgängern in der Stadt gesehen. Straßen sind verstopfter denn je, Händler haben sich über die gesamte Stadt verteilt. Der Busbahnhof, eigentlich vor und hinter dem Zentralmarkt stationiert, hat sich aufgeteilt auf mehrere Abfahrtsstellen. Am Morgen wusste noch niemand, wo welcher Bus wohin abfährt. Chaos.
Zwischenzeitlich ist bestätigt, dass das Feuer gegen 6h morgens ausgebrochen sein muss. Die ersten Feuerwehrleute erschienen jedoch erst nach 8h vor Ort und wurde zusätzlich von Menschenmassen behindert, die das Geschehen nur beobachteten. Die Polizei konnte, laut IWACU, erst gegen Mittag diese Menschenmenge unter Kontrolle bringen. Zuvor kam es zu Plünderungen und Auseinandersetzungen, Händler versuchten noch, ihr letztes Hab und Gut aus den Flammen zu retten. Ab 13h war schließlich ein ruandischer Löschhubschrauber im Einsatz, um ein Übergreifen der Flammen auf die nächstgelegenen Tankstellen zu vermeiden.
Die Krankenhäuser, die die ersten Opfer versorgten, taten dies ohne Rechnung.
Noch immer sind die Ursachen für den Brand, sowie die menschlichen Verluste nicht bekannt. Staatspräsident Pierre Nkurunziza, der gegen 17h die Brandstelle besuchte, nachdem er den AU-Gipfel in Addis Abeba vorzeitig verlassen hatte, appellierte an die Händler der anderen Märkte, nicht von der schwierigen Lage zu profitieren und nicht die Preise für Lebensmittel in die Höhe zu treiben. Das wäre eine weitere wirtschaftliche Katastrophe für die Bevölkerung der Hauptstadt. Eine Preissteigerung ist jedoch schon nach wirtschaftlicher Logik in dieser Situation (Angebot und Nachfrage) nicht zu vermeiden, sollte die Regierung keine anderen Maßnahmen zur Versorgung der Bevölkerung treffen.
Ein Résumé des Geschehens mit Fotos gibt es (auf Französisch) bei IWACU, mehr Details hier.
Eine der größten Fragen, die aufkommen, ist: wo waren die Feuerwehrleute? Und wieso kamen erst nach zwei Stunden gerade einmal zwei Löschfahrzeuge zum Brand? Hier gibt es ein Foto, das u.a. auch auf facebook die Runde macht, von der Parade der Unabhängigkeit: zig Löschfahrzeuge parieren vor den Ehrengästen. Wo waren die Löschfahrzeuge gestern, als sie das erste Mal tatsächlich gebraucht wurden?
Viele Kollegen und Freunde haben im Familien- und Freundeskreis viel verloren. Manche sogar alles. Ein besonders tragischer Fall: der Arbeitskollege eines Freundes hat seine Frau und sein Kind an die Flammen verloren.