Rezension Alexi Zentner - Die Hummerkönige
Klappentext:Sie sind die Familie Kings, die Könige von Loosewood Island. Dieser ungestümen Insel zwischen Nova Scotia und Maine. Karg ist es hier, ursprünglich, rau. Doch die Kings sind mit dem Reichtum des Meeres gesegnet und widmen sich hier seit nunmehr dreihundert Jahren dem Hummerfang. Als Brumfitt Kings, der erste der Familie auf die Insel kam, konnte er, so heißt es, das letzte Stück zu Fuß zurücklegen. Denn es gab hier so viele Hummer, sie bildeten mit ihren Panzern eine Brücke und bahnten ihm einen Weg durch das Wasser. Heute will sich Cordelia Kings auf Loosewood Island und als Hummerfischerin behaupten. Sie will beweisen, dass sie die Königin der Insel sein kann: sich selbst, ihrem Vater - und ihrem verheirateten Steuermann. Doch das erweist sich als schwieriger als gedacht, denn seit jeher lastet ein Fluch auf den Kings - und der fordert Opfer, und beeinflusst das Leben der Familie nicht minder als das unergründliche, alles verschlingende Meer ...
Seit nunmehr 300 Jahren ist die Familie Kings die führende Familie auf der Insel Loosewood Island und eine Institution des Hummerfangs. Doch Ihr Status wird scheint auch mit einem Fluch belegt zu sein, dessen Opfer jeweils immer ein Sohn der Familie einer jeden Generation zu sein scheint. Auch Cordelias Bruder bildete da keine Ausnahme und Cordelia ist entschlossen, ihren Platz als Hummerkönigin zu behaupten. Doch das Leben mit ihrem Vater und ihren beiden Schwestern ist nicht immer einfach. Und ihre Sehnsucht zu dem verheirateten Steuermann Kenny scheint unerwidert zu bleiben. Als dann auch noch ihre Fanggründe von anderen Fischern bedroht werden und ein Drogenkrieg zu entbrennen scheint, steht für die Familie ihre schiere Existenz auf dem Spiel.
Die Hummerkönige ist hoch dramatisch. Der Autor schont seine Protagonisten nicht und so muss die Familie hier einiges an Verlusten erleiden, deren Sterben teilweise sehr drastisch und schonungslos dargestellt wurde. Das ging mir persönlich doch ziemlich sehr nahe, was auch dem poetischen Erzählstil mitgeschuldet ist. Denn atmosphärisch weiß der Autor einen einzufangen. Man spürt das rauhe Leben, die unbezähmte See, die Gischt und das Salz quasi auf der Haut.
Leider haperte es mit dem vollendeten Lesevergnügen aber bei den Protagonisten. Diese sind, ganz der Umgebung angepasst, raue Seebären, wirken unnahbar, kalt und verschlossen. Natürlich spielt hier deren Entwicklung und Erziehung eine wichtige Rolle, doch so mancher Schicksalsschlag wurde so stoisch und scheinbar klaglos hingenommen, dass es mir eiskalt den Rücken runter lief. Erst im letzten Drittel tauen die Figuren etwas auf. Und hier nimmt die Handlung auch erst mal Fahrt auf und die vorher gelegten Fäden laufen zusammen.
Fazit:Die Hummerkönige ist stilistisch sehr poetisch, enthält ein wundervolles, raues Setting und lässt ein wenig Fernweh nach dem Meer aufkommen. Aber es hat auch deutliche Schwächen, zieht nur langsam an, hat problematische Figuren und erst im letzten Drittel kommt richtig Schwung in die Geschichte. Nichtsdestrotrotz werde ich den Autor im Auge behalten, denn Die Hummerkönige zeigt Potential, dass leider nur nicht ganz ausgeschöpft wurde.
Von mir gibt es 3,5 von 5 Punkten.Taschenbuch: 10,00 Euro
Verlag: btb
ISBN: 978-3-442-71544-2
Seitenzahl: 416
Übersetzer: Werner Löcher-Lawrence