Zen, wenn man kein Zazen macht: Die Lehren Sekkei Harada Roshis

„Fliehe die Weisen aller Zeitalter!“
„Geh nicht dahin, wo die Buddhas schon waren!“ (Tong’an Changcha)
„Ist es nicht wundervoll, wenn jemand sagt: ‚Ich bin beschäftigt und habe keine Zeit für Zazen‘? Wenn du Zazen praktizierst, um dich wirklich zu vergessen, und einfach zu deiner Arbeit selbst wirst, dann ist das von Anfang bis Ende recht. (…) Wie kannst du Zazen sein? Indem du das Sitzen vergisst.“ (Sekkei Harada)
Im Buch „Unfathomable Depths“ (Somerville 2014) gibt der Zen-Meister Sekkei Harada, Abt des Hosshinji, einen Abriss wesentlicher Merkmale von Theorie und Praxis des (Sôtô)-Zen, ausgehend von den „Zehn Versen unergründlicher Tiefe“ (Shixuantan) des Chan-Meisters Tong’an Changcha (10. Jh.), dessen Linie bereits mit seinem Dharma-Erben geendet haben soll. Im Folgenden Sekkei Haradas wesentliche Aussagen. Wer genau liest, wird den Unterschied zwischen häufig in Foren geäußerten Ansichten von Schülern und diesen eines gestandenen Lehrers erkennen.
1) Hauptziel von Lehrer und Schüler ist die Übertragung des Dharma oder „Geistsiegels“ (xinyin) und der Erhalt der Traditionslinie. (…) Man kann dieses Dharma-Siegel aber von niemand anderem erhalten, sondern nur aus sich selbst.
2) Der „Geist eines Erleuchteten“ ist weder Resultat seiner Anstrengung noch ist es ein „leerer Geist“, er wird weder stufenweise noch durch Textstudium erlangt.
3) Illusionen und höchste Weisheit haben etwas gemeinsam, ihre leere Natur.
4) Die Buddha-Natur wird klar erscheinen, sobald die Lehren abgeworfen sind.
5) Wahre Übertragung geschieht, wenn einer zur Tatsache erwacht ist, dass er der Dharma ist. (…) Schließlich müssen jedoch Ego-Selbst und Dharma verschwinden.
6) Wenn einer sagt, shikantaza  bedeute, nur zu sitzen, nichts zu suchen und nichts zu erlangen, dann gilt dies nur aus der Perspektive des Dharma. Aus der Perspektive der Person kann niemals akzeptiert werden, dass jemand seine wahre Natur verwirklicht hat, indem er einfach in der richtigen Haltung sitzt, egal wie intensiv er das betreibt.
7) Mit konzentriertem Geist (single-mindedly) zu sitzen heißt, dass es kein Zazen geben darf. Man muss das Zazen und jegliche Methode vollständig zermahlen, so dass keine Spuren zurückbleiben.
8) Einfach sich für andere einzusetzen – das ist das Geistsiegel.
9) Die schlimmsten Ausdrücke, die man lernen kann, sind: „Alles ist leer“, „Alles ist nichts“ und „Alles ist, so wie es ist, genau was es ist“. (…) Es geht eher darum, dass „nichts entsteht und nichts vergeht“.
10) „Kein Dharma außerhalb des Geistes“ bedeutet, dass unsere geistige Aktivität genau jetzt Buddhadharma ist. Außerhalb deines eigenen Geistes gibt es keinen Buddhadharma. Wenn jemand mit Namen Albert das realisiert, wird es „Albertdharma“.
11) Da es keine wirklich (d.h. ausschliesslich) Getäuschten gibt, bedarf es auch keiner Erleuchtung.
12) Die rechte Übung besteht darin, ganz eins mit jenen als täuschend bezeichneten Gedanken und Gefühlen zu werden.
13) Die Praxis des Buddha-Weges ist nichts anderes als das Wissen, dass wir grundsätzlich nicht verblendet sind. (…) Wenn wir erkannt haben, dass wir von Grund auf gar nicht krank sind, müssen wir aufhören, die Medizin zu uns zu nehmen.
14) Es geht bei der Praxis nicht um die Art des Zazen, sondern darum, das Selbst zu vergessen.
15) Der da von „nur sitzen“ sprach (also Dogen), hatte genau dieses „nur“ vergessen. Wenn wir jedoch shikantaza so interpretieren, dass es okay ist, nichts zu denken, nach nichts zu streben und nichts aufzugeben, dann erschaffen wir eine Grenze für dieses „nur“ und sitzen innerhalb dieser selbstgeschaffenen Grenze. In diesem Fall gewinnen und verlieren wir tatsächlich nichts.
16) Es heißt: „Wer dem Buddhadharma treu ist, der ist auch dem Weg der Welt treu.“
17) Nach Dôgen wohnt der Dharma jedem inne, manifestiert sich jedoch nicht ohne Praxis und ist ohne Nachweis nutzlos.
18) Ohne ein starkes Streben nach der Praxis des Zazen wird es nur auf die Zeiten beschränkt bleiben, in denen wir sitzen. Wahres Zazen sollte alle Aktivitäten durchdringen, mit denen wir uns beschäftigen. (…) So wird alles, was wir tun, Zazen.
19) Wenn du denkst, du seist erwacht, sag dir stets, dass dies noch nicht reicht.
20) Einer unserer Irrtümer ist, „jetzt“ und „den gegenwärtigen Moment“ als getrennt von Unbeständigkeit und ständigem Wandel anzusehen. [Anm. von GiDo: Es ist auch ein Irrweg, im Jetzt an der Unbeständigkeit festzuhalten.]
21) Auch wenn es nötig ist, in die Berge zu gehen, „um einen oder einen halben Schüler“ zu hegen, müssen wir zudem vielen Menschen den Dharma lehren, indem wir insgeheim in die Stadt gehen.
22) Normale Dinge kann jeder tun, nicht aber zum Glauben inspirieren. (…) Führt andere eifrig dorthin. (…) Dazu können wir sogar zu Tieren werden und müssen überall hingehen, wo es notwendig ist. (…) Die Methode, zunächst zu glauben und diesen Glauben dann zu zermalmen, findet man nur auf dem Buddha-Weg.
23) Ein Buddha ist ein Mensch, für den jeder Gedanke, zweckdienlich zu handeln – etwa, andere Wesen zu erretten –, verschwunden ist. Dies nennt man den Dharma. Für einen Bodhisattva ist Erleuchtung Täuschung. Wenn man jedoch praktiziert und zu einem Buddha wird, dann wird Täuschung zu Erleuchtung.
24) Da alle Gebote im Sitzen enthalten sind, können wir den gesamten Weg durch Sitzen praktizieren.

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