ZEN: Vendetta

Von Mariakaefer

Die BBC startet das Jahr mit einer neuen Krimiserie: Zen beruht auf einer Buchreihe von Michael Dibdin um den italienischen Polizisten Aurelio Zen. Der wird hier von Rufus Sewell dargestellt, und damit ist das natürlich eine Pflichtserie für mich. Diese erste Staffel besteht aus drei 90-Minuten-Filmen, von denen ich bisher nur den ersten kenne: Vendetta. Und weil es sich hier einfach anbietet, probier ich mal was Neues und mach eine Besprechung-Picspam-Mischung. Natürlich mit Schwerpunkt auf Rufus Sewell – dem hatte ich sowieso schon vor Jahren einen Picspam versprochen, zu dem ich nie gekommen bin.

Regisseur: John Alexander
Drehbuch: Simon Burke
Musik: Adrian Johnston
Darsteller: Rufus Sewell, Caterina Murino, Ben Miles, Greg Wise, Ed Stoppard, Callum Blue
Erscheinungsdatum: 2011

STORY
Der italienische Polizist Aurelio Zen (Rufus Sewell) soll einen Mordfall neu aufrollen, bei dem der mutmaßliche Mörder bald vor Gericht steht, aber manche Kleinigkeiten nicht so recht passen wollen. Damit steht er im Konflikt zwischen seiner Polizeiabteilung und der Regierung. Und zu allem Übel wird er noch von einem Mann verfolgt, der ihn für seine Gefängnisstrafe verantwortlich macht und sich an ihm rächen will…

REVIEW
Ganz ehrlich: Zen ist nicht die beste aller Krimiserien, und gerade auch als jemand, der eigentlich kaum Krimidinge guckt, hätte ich wohl bald ausgeschaltet. Wenn da nicht Faktoren wären, die dafür sorgen, dass ich Zen sogar immer wieder gucken kann. Namentlich Rufus Sewell im schicken Anzug. Und eine sehr hübsche restliche Cast. Und äußerst schicke Aufnahmen von ihnen. Zen ist wohl einfach eine Serie fürs Auge, die eher nicht mit Spannung oder ausgeklügelten Plots überrascht. Also machen wir hier eine ihr angemessene Besprechung mit wenig Text und viel Bildern. Und keine Spoiler abgesehen von ein paar vagen Anhaltspunkten.

Also, wir stellen vor: Aurelio Zen, unser Held. Der genauso ist, wie man sich einen italienischen Polizisten vorstellt: Ganz dashing und handsome im Designeranzug mit Sonnenbrille und beginnt seinen Tag mit einem Kaffee in der Espressobar [/klischee]. Mir solls recht sein, denn das ist alles sehr, sehr schick.

Charakterlich ist Zen eher ruhig und nachdenklich, und, wie uns sehr bald klar gemacht wird, ausgesprochen ehrlich und aufrichtig. Damit passt er nicht so recht in die etwas schludrige und leicht korrupte italienische Polizei und hat auch nicht so Karriere gemacht, wie er mit seinen Fähigkeiten vielleicht könnte.

Weil er so aufrichtig ist, kommt Zen zwischen die Fronten seiner Polizei und den Interessen der Politik.  Ich hab anfangs nicht ganz den Motiven der Politiker folgen können – das mag daran liegen, dass das nicht sonderlich ausführlich erklärt wird, oder daran, dass ich im Moment etwas krank bin und deswegen nicht allzu konzentriert Filme gucke. Wahrscheinlich lags aber daran, dass unser wichtigster Politiker von Ben Miles gespielt wird. Den hab ich schon eine Weile lang nicht mehr gesehen und war positiv überrascht, wie schick der mit angegrauten Haaren und im “Schmieriger Politiker”-Modus aussieht. Ich hoffe, davon sehen wir in späteren Folgen noch mehr.

Achja, eine Romanze muss natürlich auch sein. Mit der Abteilungssekretärin Tania Biacis, gespielt von “Casino Royale”-Bondgirl Caterina Murino. Die ganze Romanze ist nicht allzu einfallsreich gestaltet, aber angenehm zurückhaltend und etwa zu gleichen Teilen niedlich und sexy. Geflirtet wird natürlich in der Zigarettenpause, denn laut BBC rauchen die Italiener scheinbar noch mehr als die Franzosen sonst immer im Fernsehen.

Sag ich doch. Italiener wohnen außerdem auch noch bei ihrer Mutter, die dann die Frühstückswahl kommentieren können: “Don’t smoke on an empty stomach, Aurelio, please.” Aurelio ganz verständnislos: “I just had a coffee!”

Zurück zu anderen guten Gründen, warum “Zen” so schick ist: Greg Wise. Der spielt einen Mordverdächtigen, dessen Fall Aurelio erneut aufrollen soll. So viele schicke Männer auf einem Haufen könnte gefährlich werden, weshalb der Kameramann bei gemeinsamen Szenen von Wise und Sewell darauf achtet, sie nicht zusammen im Bild zu haben:

Zen fährt einen Alfa Romeo 147. Es macht mir ein wenig Sorgen, dass mir sowas seit Top Gear auffällt, aber es sorgt auch für zusätzliche Bonuspunkte: Die Top-Gear-Leute sind große Alfa-Fans und bezeichnen Bilder von Alfas schonmal als reine Pornographie. Und deren Begeisterung ist ansteckend.
Also: Rufus Sewell + Anzug + Alfa + Verfolgungsjagd = Gah4.

Gut, so langsam kommt dann auch die Handlung ins Spiel, und die ist nicht allzu weltbewegend. Einerseits konkurrieren zwei ziemlich selbstständige Handlungsstränge um Aufmerksamkeit: Der Fall, den Zen lösen muss und der rachsüchtige Mörder, der Zen umbringen will. Das passt schlecht zusammen, weil Zen sich nur um den Fall kümmert und Spannung eigentlich nur von dem Rache-Plot kommt. Außerdem ist die ganze Mordfall-Sache schon sehr konstruiert und es wirkt herzlich unglaubwürdig, wie sich alles schließlich auflöst – und ich hab normalerweise keine Probleme mit kleineren Unglaubwürdigkeiten. Es ist alles nicht schlecht – es ist nur nicht auf dem Niveau, das man von einer BBC-Krimiserie erwarten könnte.
Egal – irgendwie wird Rufus Sewell während der ganzen Action nass, blutig und dreckig, und das kann eigentlich nur gut sein.

Ein klein bisschen emotionale angst1 bekommen wir auch noch  - vielleicht ist da ein bisschen was von dem gigantischen Angst-Fest des Branagh-Wallanders übergeschwappt. Sind hier aber nur ein paar Sekunden, dann geht’s weiter mit lässig elegantem Italien-Lifestyle.

Es zieht sich alles ein bisschen und hat weder die originellste noch die plausibelste Handlung – aber dafür wird man ständig mit Sewells Schlafzimmerblick und einem charmanten Smirk belohnt. Und manchmal reicht das eben völlig, um mich zufrieden zu stellen.

Am Schluss erbarmt sich sogar der Kameramann und gibt uns Greg Wise und Rufus Sewell zusammen im Bild. Nicht, dass man davon schöne Screenshots machen könnte. Aber hey, besser als nichts.

Und auch die Romanze verläuft zufriedenstellend mit netten Aufzugszenen. Ich mag Rufus Sewell in Aufzügen.

Also, Fazit: Wer einen durchdachten, intelligenten Plot und aufwühlende Spannung von einem Krimi erwartet, der ist hier definitiv fehl am Platz. Wer aber mit hübsch gefilmten Durchschnitt mit Italien-Flair zufrieden ist, kann hier durchaus unterhalten werden. Und wer sich Zen wie ich ganz oberflächlich nur wegen Rufus Sewell und anderen schicken Darstellern anschaut, der kommt voll auf seine Kosten. Mal schauen, was die nächsten Episoden bringen.

  1. in der englischen Begriffsbedeutung, nicht unserer