Zeitschrift für Kulturwissenschaften 1/2014

Bilder © transcript Verlag (Anna Habaschy)

Bilder © transcript Verlag (Anna Habaschy)

Die Faszination des Untoten ist gerade seit dem Erfolg der Serie The Walking Dead wieder ins Unermessliche gestiegen. Einst galten die schlurfenden Hautlappen noch als Spiegel des konsumgeilen Menschseins. Horrorfilm-Regisseur George A. Romero hat das mehr als einmal mit seinen Zombiefilmen zur Schau gestellt. Wenn die Zombie-Horden eine Shopping Mall stürmen um das darin befindliche (noch lebende) Menschenfleisch zu verspeisen, fühlt man sich geradezu zugehörig, wenn man den Einkaufswagen durch die Gänge schiebt und selbst wie ein Zombie die Fleischerzeugnisse wie unter Hypnose einlädt.

Mit moderneren Zombiefilmen lernten die Untoten teilweise sich schneller voran zu bewegen, manches Mal gab man ihnen gar ein taktisches Verständnis mit auf den Weg. Es musste Modernisiert werden, um diese trägen, eigentlich gar nicht so gefährlichen Monster wieder bedrohlich erscheinen zu lassen. Hierfür wandte man sich oftmals vom klassischen Zombie ab, um nicht den Mythos zu zerstören. Auf einmal waren es Viren, Krankheiten oder Verfluchungen, die den Menschen in einen Zombie-artigen Zustand versetzte. Dennoch blieben es für uns doch immer Zombies, ganz gleich ob in der Resident Evil-Videospiel- oder Filmreihe, bei Brad Pitt in World War Z oder eben in The Walking Dead, wo die Zombies niemals so genannt werden. Hier spricht man von Walkern, also „die Wandelnden“, wenn man so möchte.

Man merkt jedenfalls, wie komplex und umfangreich eine detaillierte Auseinandersetzung mit dem Thema Zombies sein kann. Umso schöner ist es, wenn eine Publikation dies auch gebührend abbilden kann. So geschehen in der neuesten Ausgabe der Zeitschrift für Kulturwissenschaften (ZfK), die im neuen Layout durch die Grafikerin Anna Habaschy daherkommt, die auch für zukünftige Ausgaben mit ihren minimalistisch wie hübschen Zeichnungen die Fronten der Zeitschrift gestalten darf. Aber ebenso wie dieses Layout hervorragend zu der Publikation passt, so stimmig wurden die Essays zusammen geführt, die diese Ausgabe 1/2014 enthält.

Von Dr. Gudrun Raths einführenden Worten über die Zombies und ihren popkulturellen wie wissenschaftlichen Bedeutungsfaktoren, bis zur bereits angesprochene Kapitalismuskritik, die sich durch die Zombies als Metapher verstehen lässt (Beitrag von Dipl.-Pol. MA Jeanette Ehrmann). Dr. Franck Degoul bringt die Thematik aus der Moderne noch einmal zurück zu ihrem Ursprung, als der Zombie noch dem Voodoo (bzw. Zombi unter Vodou-Einfluss, wie die damaligen Begrifflichkeiten definiert waren) unterlag. Und durch MA Peter Schuck gelangen dann auch die Arbeiten von George A. Romero in die Zeitschrift hinein, mit besonderen Fokus auf den 2007 erschienenen Film Diary of the Dead.

Nicht nur sind die einzelnen Beiträge interessant und lesenswert, auch gibt die Zusammenstellung einen gelungenen Gesamtüberblick über die Thematik. Weiterführende Literatur bzw. Quellenangabe innerhalb der Essays sorgen für kleine Stöber-Momente, wenn man das Wissen um die Zombies noch vertiefen möchte. Aber eigentlich ist das nach der Lektüre der Zombie-Ausgabe der ZfK gar nicht mehr nötig.

ZfK, Zeitschrift für Kulturwissenschaften beim transcript Verlag


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