Zeitlos schön! 100 Jahre Modefotografie von Man Ray bis Mario Testino

Verführerisch, provokativ, banal, exzentrisch und vor allem mächtig- Modefotografie ist schon lange nicht mehr nur reine Auftragsarbeit und ästhetisierende Dokumentation. Vielmehr ist sie ein einzigartiges Experimentierfeld zwischen Kommerz und Kreativität, zwischen Mainstream und Subkultur, zwischen Industrie und Kunst. So paradox sie in ihrem Wesen und ihrer Umsetzung auch erscheinen mag, seit Anbeginn der Fotografie ist sie ein wichtiger Teil unserer visuellen Kultur. Wie kein anderes Genre hält die Modefotografie nicht nur den Zeitgeist der jeweiligen Dekaden, individuelle Sehnsüchte und gesellschaftliche Träume fest, sondern beeinflusst, regt an und fordert zur Partizipation und Nachahmung auf. Welch soziologische Dimension! Diese enorme Wirkungskraft hat der legendäre Verleger Condé Nast früh erkannt und für seine Magazine wie Vogue und Vanity Fair einen bis heute prägenden Stil entworfen. Seine Publikationen haben die Haute Couture erst zur Kunst erhoben. Mit seinem einzigartigen Gespür für die Entdeckung neuer Talente hat er die besten Fotografen entdeckt, die Karrieren renommiertester Modefotografen gefördert und damit ein ganzes künstlerisches Genre nachhaltig geprägt.

Edward Steichen, American Vogue, December 1923 © Condé Nast

Edward Steichen, American Vogue, December 1923
© Condé Nast

Der Condé Nast Verlag, welcher für Printmedien wie Vogue, Vanity Fair und Glamour bekannt ist, hat durch seine Gründung 1909 über 100 Jahre das Bild von Mode und des Menschen mitgeprägt. So konnte ein überragender Fundus an Bildmaterial gebildet werden, aus dem diese Ausstellung besteht. Die Kuratorin Nathalie Herschdorfer hat extra für uns eine Essenz aus 100 Jahren Modefotografie zusammengestellt – von seltenen Fotografien der Anfänge bis hin zu spektakulären zeitgenössischen Werken. Die Ausstellung umfasst über 150 Vintage-Prints sowie originale Magazine, die heute das erste Mal der Öffentlichkeit präsentiert wurden.

Innerhalb der Modefotografie gibt es kein Archiv, das mit historischer Kontinuität die Ursprünge des Genres so vielseitig, tiefgehend und global belichten kann.

Hier eine kleine Vorschau zur Ausstellung und ein Kurzinterview mit der Kuratorin Nathalie Herschdorfer aus der RBB Sendung “Stilbruch”:
100 Jahre Modefotografie | rbb Rundfunk Berlin-Brandenburg

Kein anderes Segment der Fotografie hat so umfangreich und permanent neue Bilder generiert und sich immer wieder neu erfunden. In der Modefotografie wurden oft als erstes neue Bildsprachen und Ästhetiken erprobt, eng verbunden mit der Weiterentwicklung der Technik. Interessanterweise wurde seit den Anfängen der Modefotografie das Objekt selbst, die Mode, zunehmend aus dem Fokus verdrängt. Stattdessen wurde die Bildsprache des Fotografen immer dominanter, opulent inszenierte Bildkompositionen und aufwendige visuelle Gestaltungen immer wichtiger und die Bedeutung der Models nahm stark zu. So war und ist das Produzieren von reinen Modeaufnahmen nicht ausreichend – innovative, unverwechselbare Styles, Trends und Images mussten kreiert, immer neue Themen und Tabus gebrochen werden. Heutzutage sind die Grenzen zur kommerziellen Fotografie auf der einen und künstlerischen Praktiken auf der anderen Seite fließender – immer häufiger werden klassische Modefotografien auf dem Kunstmarkt gehandelt.

Die Ausstellung gibt einen repräsentativen Überblick über das Genre und zeichnet die Entwicklung der Modefotografie nach – von den klassischen Bildkompositionen der Gründungsväter wie Edward Steichen und George Hoyningen-Huene über die experimentelle Fotografie von Erwin Blumenfeld und Irving Penn, der Sexualisierung und des Voyerismus von Helmut Newton, der Cool Elegance von Peter Lindbergh bis hin zu neuesten Arbeiten von Mario Testino und Tim Walker. Es zeigt nicht nur Modefotografien, sondern auch Verlagsgeschichte und Etablierung eines Mediums und dessen Wandlungen. In der Ausstellung sind zudem Werke von Cecil Beaton, Man Ray, Diane Arbus, Horst P. Horst, William Klein, Sarah Moon, Albert Watson, Herb Ritts, Bruce Weber, Corinne Day und weiteren Fotografen vertreten.

zeitlosschoen_co-berlin

Das Foto ist von Helmut Newton. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog bei Prestel.

Der zitierte Text stammt aus der Pressemitteilung des C/O Berlins zur Ausstellung und ist einfach zu schön, als dass wir ihn euch vorenthalten wollten!

Noch einmal alle Daten im Überblick:

Zeitlos schön - 100 Jahre Modefotografie von Man Ray bis Mario Testino (18. August – 28. Oktober 2012) Eröffnung: Freitag, den 17. August 2012, Öffnungszeiten: 11 – 20 Uhr, Eintritt: 10 Euro, ermäßigt 5 Euro

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