Zeit für ein bisschen Trauer – die Frühlingsmetamorphose

Von Miriam Schaefer @chamailion

#Alltag Es ist Frühling. Es blüht und grünt und summt und wächst. Eigentlich sollte alles besser werden. Die Sonne sollte die Schatten des langen Winters vertreiben und die längeren Tage sollten das Herz Purzelbäume schlagenlassen. So sollte es sein. Aber auf mich wartet jedes Jahr eine Frühjahrsmetamorphose.

Die alljährliche Erstverschlimmerung

Ich sag es mal so wie es ist. Ich liebe den Frühling, die Sonne und die Farben. Alles wunderbar. Alles ist so saftig und frisch. Aber das ist leider nicht alles, denn das ganze hat noch einen fetten Haken: die alljährliche Erstverschlimmerung. Das, was bei anderen die Winterdepression ist, ist bei mir das Frühlingsloch. Der Frühling, der überfordert mich.

Hilfe, die Natur greift mich an!

Aufmerksame Leser wissen jetzt was kommt: mein Gejammer über die Allergie. Aber es ist wirklich zum Ko***en. Ich bin müder, als ein sediertes Faultier und sehe aus, wie eine quaddelige Qualle. Ich keuche und schniefe und überhaupt….so macht das keinen Spaß!

Ein Schatten der Traurigkeit

Das ist der körperliche Aspekt. Aber, das ist nicht alles. Im Frühjahr werde ich immer traurig und sentimental, denn es ist die Zeit zahlreicher Todestage.

Seit sechs Jahren vermisse ich meine Papa und ich muss daran denken, wie es war – damals. Was ich für Pläne und Träume hatte, bevor ich in Hamburg morgens um 6 Uhr den Anruf meiner Mutter entgegen nahm und bereits kurze Zeit später auf dem Weg nach Hause war. An einem Tag, als der europäische Flugverkehr wegen eines isländischen Vulkans eingestellt wurde.

Dieser Tag war wie ein Erdbeben. Er hat alles verändert und es wirkt heute noch nach. Es ist in Ordnung, wie es ist. Es ist gekommen, wie es kommen musste. Aber ein Herz vergisst nunmal nicht.

Ich will trauern dürfen

Es sind die kleinen traurigen Momente im Alltag, die langsam und lautlos ins Herz sickern. Und das kleine Herz saugt alles auf und wird schwer und träge, bis es irgendwann voll ist mit schwarzer, öliger Traurigkeit.

Was dann kommt, könnt ihr euch vorstellen und auch, das ich nicht wirklich darauf vorbereitet bin. Denn ist es nunmal so, wenn sich so ein Muskel von Ballast befreit….dann klebt das Zeug überall. Und man fühlt sich schmutzig und müde und alles ist schwarz.

Es kommt die Zeit, in der ich genau hinschauen muss. Was fehlt? Wer fehlt?

Mein Vater fehlt, die Luft zum Atmen, Stabilität. Mein Kollege, der einfach verschwand und dessen leerer Platz mich täglich betroffener macht.

Zeit für Frühling

Es ist nur eine Phase.  Ich wasche den Schmutz ab und gebe der Trauer einen Raum. Die alljährliche Metamorphose ist abgeschlossen. Der Frühling darf jetzt kommen.

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