Wangari Maathai (1940 – 2011)
Dem Interview waren unzählige, mühsame Anrufe und Mails vorausgegangen. Einmal versprach mir die Assistentin ein halbstündiges persönliches Gespräch mit ihrer Chefin in London, dann passte das wieder nicht mehr, dann war der Termin wieder garantiert, schliesslich sollte aus dem Treffen ein halbstündiges Telefongespräch werden, und dann war es plötzlich nicht mehr London, sondern Oslo – irgendwann.Und als ich die Hoffnung längst aufgegeben hatte, kam das Mail: «Professor Maathai will meet you in London tomorrow afternoon, 4 pm.» Im Park Lane Hotel am Regent Park, die Fotografin und ich möchten doch bitte pünktlich sein.
Und dann kam sie. Durch das Grau und Schwarz der Anzüge wirbelte ein gelbes Energiebündel, und in der vornehmen Hotellobby schien mitten am Nachmittag die Sonne aufzugehen: Wangari Maathai war da, herzlich, ernsthaft und bestens gelaunt.
40 Millionen Bäume waren dank ihrer Initiative «The Green Belt Movement» in Afrika gepflanzt worden. 2004 hatte sie dafür den Friedensnobelpreis erhalten – eine späte Würdigung eines jahrzehntelangen Kampfs für Umweltschutz und Menschenrechte in Afrika.
Die Fragen, die die Assistentin schriftlich und im Voraus verlangt hatte, hatte sie nicht gelesen. «Fragen Sie einfach», sagte sie und lachte ihr schallendes Lachen, «mir wird schon etwas einfallen.»
Aus der halben Stunde wurden schliesslich fast anderthalb, und erst ganz am Schluss getraute ich mich, die eine Frage zu stellen, denn sie schien ob der Energie und Lebensfreude der Frau schlicht deplatziert: Was, wenn Sie einmal nicht mehr da sind, Frau Maathai? «Ich versuche alles, damit das Green Belt Movement mich überlebt», antwortete sie: «Wenn es das nicht tut, dann habe ich mein Leben vergeudet. Aber ich weiss, dass es Tausende von Menschen gibt, die an unsere Arbeit glauben. Sie mögen keine Führungspersönlichkeiten sein, aber auf ihrer persönlichen Ebene haben sie sich verändert und ein Bewusstsein für die Werte entwickelt, die wir zu vermitteln versuchen. Ich habe viele Samen gepflanzt, und ich bin sicher, dass sie sich vermehren werden.»
Wangari Maathai ist am 25. September in Nairobi gestorben. Es ist Zeit, einen Baum zu pflanzen.