Zum Thema Zeit, insbesondere “zu wenig Zeit” gibt es etliche Zitate und Sprüche wie zum Beispiel:
- “Es ist nicht zu wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist zu viel Zeit, die wir nicht nutzen.” Seneca, röm. Philosoph, Dramatiker und Staatsmann
- “Liebst du das Leben? Dann vergeude keine Zeit, denn daraus besteht das Leben.” Benjamin Franklin, US-Staatsmann, Ökonom und Naturforscher
- “Der Tag hat 24 Stunden und wenn das nicht reicht, nehmen wir noch die Nacht dazu.” Unbekannt
Was mir persönlich an diesen an und für sich wahren Sprüchen missfällt, ist dieser stille, stetige Aufruf, gar ein perfider Vorwurf, dass man dauernd aktiv sein, immer etwas tun sollte, um die karge und drum so kostbare Zeit möglichst optimal zu nutzen. Manchmal frage ich mich sogar, ob nicht genau solche Sprüche Menschen in eine gefährliche Unrast treiben können.
Insbesondere Mütter neigen dazu, viel zu viel in einen 24-Stunden-Tag packen zu wollen und weil sie ihre Tagesziele logischerweise niemals erreichen können, glauben sie manchmal wirklich, sie könnten auch noch die Nacht dazu nehmen. Mit bösen Konsequenzen für Körper und Geist.
Selber zähle ich mich auch zu dieser Spezies, habe mir aber bereits vor einiger Zeit auf die Fahne geschrieben, einen Gang herunterzuschalten und im Alltag den Fünfer auch mal grad sein zu lassen. Nicht zuletzt, weil mir mein Körper unmissverständlich seine Grenzen aufgezeigt hat.
Dass ich nicht die einzige Frau bzw. Mutter bin, die mit der Zeit – sprich: vorallem mit der mangelnden Zeit für sich – hadert, zeigt auch eine aktuelle Famigros-Umfrage: Schweizer Mütter fühlen sich regelmässig gestresst oder gar überfordert und wünschen sich in erster Linie mehr Zeit für sich selber und dann auch etwas mehr Zeit für die Kinder und den Partner. Von Zeit für eigene Projekte oder für die Pflege von Freundschaften oder Hobbies schon gar keine Rede… Nur wenige Mütter sind mit ihrer aktuellen Situation zufrieden – in der Deutschschweiz immerhin ein paar mehr als in der Romandie oder im Tessin.
Die Gründe für diese eher bedenklichen Resultate führen die Befragten auf folgende Faktoren zurück:
- 75% von ihnen sind Voll- oder Teilzeit berufstätig. Trotzdem bleibt der Grossteil der Hausarbeit und Kinderbetreuung an ihnen hängen.
- 96% der Frauen putzen regelmässig die Wohnung, nur 31% der Männer helfen mit.
- Neun von zehn Frauen stellen sich nach der Arbeit zu Hause ans Bügelbrett, bei den Männern ist es nicht einmal jeder Zehnte. Bei der Wäsche sieht es nicht viel besser aus: 88% der Frauen kümmern sich darum, 14% der Partner helfen mit.
- Beim Abwaschen werden 95% der Frauen aktiv. Hier werden sie immerhin nicht nur von den Männern (47%) , sondern auch von ihren Kindern (19%) unterstützt.
- Beim Tisch decken (Frauen: 88%) helfen die Kinder noch besser mit (63%) und auch die Männer werden vermehrt aktiv (59%).
Befragt wurden nicht etwa ein paar “neurotische, überforderte Mütter”, sondern mehr als 3000 Mamis wie du und ich aus allen Schweizer Landesteilen und deshalb muss man wohl leider sagen: Die Hauptlast des Haushalts und der Kinderbetreuung liegt in der Schweiz nach wie vor immer noch bei den Müttern, was sich vorallem dann zeigt, wenn diese einmal ausfällt (Wenn Mama krank ist, ist nichts wie sonst). Um dies zu ändern, müssen Mütter lernen, mehr abzugeben, mehr zu delegieren und den Partner sowie die immer grösser werdenden Kinder besser in die Kinderbetreuung und den Haushalt einzubinden.
Bei uns sieht das Ganze aber ehrlicherweise etwas anders aus. Ich muss nämlich zugeben, dass mein Gefühl, zu wenig Zeit für mich zu haben, nicht darauf zurückzuführen ist, dass bei uns zu Hause die Aufgaben und Verantwortungen nicht fair verteilt wären. Das Familienoberhaupt verbringt genauso viel Zeit mit den Buben wie ich, teilt mit ihnen die gleichen schönen und schwierigen Momente wie ich. Er putzt und wäscht und schaut zu 1001 Dingen, um die ich mich nicht kümmern muss. Dass ich mich dennoch immer wieder gestresst fühle und das Gefühl habe, die ganze Familienlast liege auf meinen Schultern, hat viel mehr mit meiner umtriebigen Art und dem Hang zum Perfektionismus zu tun. Und nicht zuletzt auch ein bisschen mit meiner angeschlagenen Gesundheit. Aber an diesen “Schwächen” kann ich weiter arbeiten und selber etwas ändern!
Wie ergeht es Euch? Fühlt Ihr Euch gestresst, überfordert? Wie teilt Ihr die Kinderbetreuung und die Hausarbeit mit Eurem Partner und Euren Kindern auf? Wieviel Zeit bleibt für Euch?
Die detaillierten Ergebnisse der Umfrage findet Ihr hier. Weitere Beiträge passend zu Thema könnt Ihr hier nachlesen:
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- Nach 7 Jahren: Zurück an den Herd
- Von unbezahlter Herzensarbeit
- Schweizer Familien: Glücklich, aber überfordert
- Umgang mit Stress: Streich die Kinder weg und relaxe!
- Raus aus dem Hamsterrad!
- Die Zeit: Kostbares Familiengut