Originaltitel: Zeit der Kannibalen
DE | 2014 | ca. 93 Min. | FSK: ab 12
Komödie, Drama
Regie: Johannes Naber
Drehbuch: Stefan Weigl
Besetzung: Devid Striesow, Sebastian Blomberg, Katharina Schüttler u.a.
Kinostart: 22.05.14
DVD/Blu-Ray VÖ: 12.12.14
Links zum Film:
IMDb | film zeit
Szenenbild © Pascal Schmit
Worum geht’s?
Seit Jahren touren Öllers und Niederländer als Unternehmensberater um den Globus und wickeln ausländische Kunden gewieft um den Finger. Ihr Schlachtfeld sind luxuriöse Hotels, die sie erst zur Abreise wieder verlassen. Ihr Ziel: Teilhaber ihrer Firma werden, Partner der ‚Company‘. Zum Duo gesellt sich Bianca März, Nachfolgerin eines Kollegen. Sie hat nicht nur schlechte Nachrichten von der ‚Company‘, sondern bringt Öllers und Niederländer mit ihrer Sicht der Dinge auch aus dem Konzept.
Wie ist der Film?
Zu einer grotesken Thematik passt am besten ein grotesker Film, daher ist „Zeit der Kannibalen“ ein treffendes wie surreales, vor allem unterhaltsames Portrait von Globalisierung und Kapitalismus. Leicht hätte die Gesellschaftskritik trocken geraten können, erst recht durch die räumliche Begrenzung auf ein paar Hotelzimmer. Doch dieser Film strotzt vor Lebendigkeit und Biss, maßgeblich geprägt durch eine hervorragende Besetzung.
Devid Striesow („Yella“), Sebastian Blomberg („Palermo Shooting“) und Katharina Schüttler („Oh Boy“) spielen sich die Bälle zu, als hätten sie nie etwas anderes gemacht. Jede Abscheulichkeit aus ihren Mündern ist wunderbar authentisch. Während sich innerhalb der standardisierten Luxusgefängnisse sorgsam gezeichnete Charaktere entfalten, sind draußen vor den Fenstern nur kryptische Pappkulissen zu sehen. Auch die experimentelle Musik sowie die unkommentierten Ab- und Aufblenden erzeugen eine schrullige Atmosphäre. Trotzdem wirft Regisseur Johannes Naber („Der Albaner“) sein Publikum nicht aus der Bahn, weil er im Gesamtpaket genau den richtigen Nerv zwischen Konkretisierung und Abstraktion trifft.
„Zeit der Kannibalen“ ist eine wunderbar zynische und fantastisch gespielte Kammerspiel-Groteske über Profitgier, unterhaltsam auch durch einen surrealen Anstrich in Kombination mit nur allzu realistischen Konflikten. Deutsches Qualitätskino, das genauso intelligent wie spaßig ist, und wie so oft viel zu unbekannt.
Wertungen (ø 7.5) [?]
7.5 – Philipp Stroh
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