Zeit

In diesen Stunden verliert ein junger Mann sein Leben. In diesen Stunden nehmen zahlreiche Menschen Abschied und gedenken ihm bereits. Wenn dieser Tag anbricht hat man seine Maschinen abgestellt.Es war ein Augenblick, ein Wimpernschlag, eine unbekannte Variable, die ihn das Leben kosten wird. Vor zwei Monaten hat er seinen Geburtstag gefeiert. Vor einer Woche hab ich mit ihm gescherzt. Gleich stellt man die lebenserhaltenden Maßnahmen ab. Morgen wird es ihn nicht mehr geben. Er lässt unzählige Trauernde zurück und wird zu einer Geschichte. Dieser Mann war weniger als ein Freund, aber auch mehr als ein Bekannter für mich. Definitiv hab ich ihn so sehr in mein Herz geschlossen, dass meine Welt still steht und ich nicht weiß was ich tun soll. 
Dieser Mensch der mir immer mit so viel Freundlichkeit, Wärme und Interesse begegnet ist und mich so oft zum Lachen gebracht hat.  Den folgenden Gedankenstrom widme ich Jahir Tahiri, der am Dienstag, den 02. Dezember 2014, den Verletzungen eines unglücklichen Augenblickes erlag. Was ist bloß Tod?Zeit. Immer haben wir keine Zeit. Zeit ist Geld. Hektik. Rush. Stress. Bis zu diesem einen Moment. Bis du Worte vernimmst, die deinen Atem stocken lassen. Du kurz ungläubig auflachst, weil du mit vergebener Hoffnung den makaberen Schalk zu entdecken versuchst. Dann begreifst du den Ernst. Und verzweifelter Unglaube steigt dir die Kehle hoch. Das kann doch nicht sein. Das wird schon wieder. Das ist doch gar nicht möglich - oder? Oder doch? Nach und nach weicht diese irreale Vorstellung dem kalten Hund der Realität. Scheiße.Scheiße.Scheiße.Scheiße.Scheiße.Scheiße.Scheiße.Scheiße.Scheiße.Scheiße. Voll von unaussprechlichen Gefühlen und so fürchterlich leer. Wie eine harte, eisige Hand die dir die Kehle zudrückt und dir die Luft zum atmen nimmt. Wie ein Toxin, das dich apathisch werden lässt, das dich vollkommen regungslos und handlungsunfähig macht. Gleich deinem Herz, welches vollkommen wild in deiner Brust knallt und tonnenschwer auf dir lastet.Der Tod ist ein Fehler im Konzept Leben. Oder sind es die Gefühle? Beides ist nicht kompatibel. Oder ist es gewollt, dass eine Mutter an den Schmerzen über den grausamen Verlust ihres Kindes zerbricht? Das die Familie an ihrer Verzweiflung zu Grunde geht? Das die Freunde weder ein noch aus wissen. Keiner mehr weiß wie es weiter gehen soll. Sicher...irgendwann. Das braucht Zeit und der eiskalte Alltag mit jedem individuellen Problem trägt dich von Stunde zu Stunde, Tag zu Tag, Woche zu Woche. Und irgendwann sind es nur noch die Jahrestage und spezielle Situationen, bei denen du dich erinnerst. Scheinbar gilt es am Ende die Lebenden zu trösten und zu stützen. Sie sind allein mit diesem Horror. Das Menschenleben ist ein unfassbar tragischer Verlust, doch jenes Gefühlsempfinden kommt abrupt zum Stillstand. Was also jetzt? Was danach? Keine Liebe mehr schenken? Allein bleiben um sich zu schützen? Sich vor dem Leben verschließen, aus Angst vor dem Verlust? Schließlich kann man nur so solch unsagbarem Schmerz entgehen. Verluste in der Umgebung stumpf hinnehmen. Aber wäre so ein Leben nicht schrecklich bedauernswert? Das soziale Wesen Mensch, das sich nach Geborgenheit sehnt, würde doch bis in die äußerste Spitze einer jeden Seelenfaser bitterlich verkümmern, würde es sich dem unerklärlichen Konstrukt des Gefühls verschließen. Was wäre denn, wenn jeder einen ganz speziellen Plan hat. Wenn das Leben nicht vom Zufall, sondern vom Schicksal bestimmt wird? Was-wäre-wenn also noch aussichtsloser wäre als im anderen Fall. Dann kannst du dich sowieso nur ergeben und dich als äußerst geehrt fühlen, ein kurzer Part im vorbestimmten Leben des Toten gewesen zu sein. Und du darfst so glücklich sein, dass dieser Mensch dich bereichert hat und dir kostbare Erinnerungen geschenkt hat. Denn jede Erinnerung, jedes Gespräch, jeder noch so absurde Moment wird dich den Rest deines Lebens begleiten. Demnach wäre es eine Katastrophe sich vor der Liebe zu verschließen. Ist die Liebe also doch kein Fehler, sondern eine Bereicherung? Weil uns auch der Tod lehrt? Weil diese Lehre am Ende von schwarz und hart möglicherweise zu zart und gelb werden kann? Ist es demnach nicht großartig sagen zu können, dass dieser eine Mensch mein Freund war? Dieser eine Mensch ist mein Kind gewesen. Mein Bruder. Mein Cousin. Mein Enkel. Das ich von 7 Milliarden Menschen auf dieser Welt zu ihm gehörte. Nur ein milder Trost, aber irgendwann vielleicht, lässt das Bewusstsein diesen Gedanken zu. Dem Tod ist nichts schönes oder akzeptables abzugewinnen, wenn der Lebende keine Leiden litt oder ein erfülltes, langes Leben gelebt hat. Leider sind das die Ausnahmen. Leider ist es zumeist einfach das Leben, welches dir deines nimmt. Und das ist fürchterlich hart. Keine Rücksicht und keiner ist gefeit. Leben und Schicksal können brutal sein. Kismet ist rücksichtslos. Diese quälende Frage nach dem Warum? Warum dieser Mensch? Warum er? Warum sie? Warum nur? Man muss einfach glauben, dass hinter jedem Schicksal ein Sinn steckt, der einem vielleicht erst in vielen Jahren, vielleicht aber auch niemals erkenntlich wird. Einfach glauben, verstehen kann man es nicht.Und vielleicht muss man sich einfach klar machen was das Leben bedeutet - leben. Etwas was wir in unserer Welt zu oft vergessen. Wir sind blind für das Schöne und jagen oftmals stumpfen Idealen nach. Leben für die Arbeit und sparen für irgendwann. Geld horten für schlechte Zeiten. Vielleicht mal in den Urlaub fahren. Irgendwann. Ja an die Rente denken. Das muss man auch, aber vielleicht sollten wir hin und wieder einfach mal einen Blick aus dem Fenster werfen. Für einen kurzen Moment über den Tellerrand klettern. Leben und Erinnerungen schaffen. Unsere Träume verwirklichen und bei Gedanken an die Vergangenheit sentimental lächeln. 
Die Tage entschleunigen und im Jetzt leben. Die einzig wahre Dimension, an der wir aber immer wieder scheitern, jedoch nur hier unser Glück finden können. Denn das ist die Krux: Entschleunigung. Wenn alles rast, der Blick starr in der Zukunft liegt, man blind für das drum herum wird und nur ein so abscheulicher Moment wie der Tod eines geliebten Menschen dich bremst und ins Hier zurückholt. Dann gucken wir auf einmal wieder nach links und rechts, machen uns vielleicht sogar Vorwürfe, zweifeln und wünschten, wir hätten noch dies oder jenes gesagt oder getan. Uns hat halt die Zeit gefehlt. Zeit die uns immer fehlt und die so lächerlich begrenzt ist. Wir wissen nie wie viel uns oder unseren engsten Vertrauten bleibt. Also sollten wir nicht versuchen, so schwer es uns auch in unserem routinierten Alltag fällt, Sachen zu machen die wir lieben, mit Menschen die wir lieben? Ein nettes Wort, ein schneller Anruf und mal eine Umarmung. Kleine Zeichen der Wertschätzung. Menschen um sich scharren die einem gut tun, reisen, lachen.
Ist ergo das Leben am Ende vielleicht nicht leben sondern ... lieben?
Es ist so irreal dir nie wieder über den Weg zu laufen. Ich bin so unsagbar traurig und geschockt. Aber versprochen, ich behalte dich für immer in meinen Erinnerungen...
Und ich hab übrigens extra nachgesehen Liri, Dante Thomas wohnt echt in Iserlohn :-)
Der Familie und engsten Freunden wünsche ich ganz viel Kraft und spreche hiermit mein tiefstes Beileid aus.

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