Alle wollen auch, trotz erneut wunderlicher Experimente des Trainers, der nach dem frühen Abschied von allen Meisterschaftsträumen angekündigt hatte, nun bereits für die kommende Spielzeit experimentieren zu wollen. Eine Chance für Leute wie Ronny Hebestreit, der seine Laufbahn in vier Wochen beenden wird und heute von Anfang an spielt. Eine Chance auch für Selim Aydemir, der dem Verein schon mitgeteilt hat, dass er in die zweite Liga wechseln wird. Doch mit Finke, Stier und Kamalla sind drei Spieler verletzt, mit Texeira und Kanitz zwei gelbgesperrt, so dass sich die Köhlers Experimentierfreude nur darin zeigt, dass Innenverteidiger Mouyaya außen spielt und Butzmann dafür innen verteidigt.
Danach lassen sie sich allerdings gehen, die Männer in Rot-Weiß, die schon ziemlich genau wissen, wer am Ende der Saison wird bleiben dürfen. Die fest eingeplanten Helden für den angepeilten Aufstieg stehen alle auf dem Platz, die Wackelkandidaten laufen sich draußen warm und sehen zu, wie der HFC das Spiel langsam ebenso aus der Hand gibt wie die letzten beiden Heimspiele.
Die Quittung folgt in der 56. Minute. Özkaya steckt in der Mitte auf Titz durch, der findet die Nahtstelle zwischen Klippel und Butzmann und trifft aus 15 Metern. Der einzige, der sich richtig ärgert, ist HFC-Torwart Darko Horvat und auch der Ruck, von einigen wenigen im inzwischen bis auf knapp 850 Zuschauer leergespielten Notstadion in Halle-Neustadt gefordert, lässt auf sich warten. "Soll ich den Wecker stellen?", brüllt es von der Leichtbautribüne, aber es antwortet niemand.
Der Chinese führt weiter Protokoll über jeden Einwurf, jeden Freistoß, jede Chance, nie hebt er die Stimme, nie zeigt er Emotion. Damit wäre er auch der einzige an diesem Tag, den Trainer Sven Köhler ruhig auf seinem Bänkchen in der Sonne sitzend verbringt. In der 73. Minute bringt er Pavel David für den einmal mehr vor allem ambitionierten, aber uneffektiven Aydemir, zwei Minuten später schießt der Tscheche das 2:1. Und während die Oberneuländer noch zu tun haben, ihre Köpfe wieder hochzubekommen, ist Angelo Hauk in einer Art Coverversion des 1:0 wieder da - erneut umkurvt er Toboll, erneut trifft er ins leere Tor. Der Chinese nimmt kühl Notiz.
3:1 und weil RedBull Leipzig in Meuselwitz verloren hat, sagt der Stadionssprecher, hat sich sogar in der Tabelle etwas bewegt. Halle jetzt Vierter, die H-Phalanx im Tabellenmittelfeld zerstört.
Aber nein, nein, nein, das darf nicht sein! In der Nachspielzeit schießt RB in Meuselwitz noch den Ausgleich, alles bleibt, wie es immer war, keine Bewegung unter den ersten neun in der Tabelle. der Chinese zieht den Stecker. Mission accomplished, Macau.
Nächstes Spiel kommende Woche gegen die Brausetruppe, 48 Stunden später dank der freundlichen Unterstützung des Fußball-Landesverbandes ein kleines Landespokalfinale, dann noch ein Heimspiel gegen Wolfsburg II und zum Schluss wie immer, wenn es um gar nichts mehr geht, die Randale gegen Plauen. Dazu stellte der DFB inzwischen schon vorab klar, dass die Verantwortlichen an Krawallen keine Schuld treffe. "Polizei wie auch der Sicherheits- und Ordnungsdienst haben sehr besonnen und professionell reagiert."