Zehn Jahre nach 9/11: Haben wir etwas daraus gelernt?

Zehn Jahre nach 9/11: Haben wir etwas daraus gelernt?Original: 9/11 After A Decade: Have We Learned Anything? by Paul Craig Roberts

In wenigen Tagen wird sich der 11. September 2011 zum zehnten Mal jähren. Wie gut hat sich die offizielle Darstellung dieses Ereignisses durch die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika über diesen Zeitraum hinweg gehalten?

Nicht besonders gut. Der Vorsitzende, der stellvertretende Vorsitzende und der führende Rechtsberater der 9/11-Kommission haben Bücher herausgebracht, in denen sie sich teilweise vom Bericht der Kommission distanzierten. Sie sagten, dass die Bush-Administration ihnen Hindernisse in den Weg gelegt hat, dass ihnen Informationen vorenthalten wurden, dass Präsident Bush zur Aussage nur bereit war in Begleitung von Vizepräsident Cheney, jedoch keiner von ihnen unter Eid, dass Funktionäre des Pentagons und der Luftfahrtbehörde die Kommision belogen haben und dass die Kommision überlegte, ob sie nicht die Falschaussage einer Untersuchung über Behinderung der Rechtssprechung zuführen sollte.

In ihrem Buch schrieben der Vorsitzende und sein Stellvertreter, Thomas Kean und Lee Hamilton, die 9/11-Kommission sei „eingerichtet worden, um zu scheitern.“ Rechtsberater John Farmer, Jr., schrieb, dass die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika „entschieden hat, nicht die Wahrheit zu sagen über das, was geschehen ist,“ und dass die Tonbandaufzeichnungen von NORAD (North American Aerospace Defend Command = nordamerikanisches Luftraumverteidigungs-Kommando) „eine völlig andere Geschichte wiedergeben von dem, was uns und der Öffentlichkeit mitgeteilt worden ist.“ Kean sagte: „Bis zum heutigen Tag wissen wir nicht, warum NORAD uns mitgeteilt hat, was sie uns mitgeteilt haben, es war nur so weit entfernt von der Wahrheit.“

Die meisten Fragen der Familien des 9/11 wurden nicht beantwortet. Wichtige Zeugen wurden nicht einberufen. Die Kommision bekam nur Dinge zu hören, die die Version der Regierung unterstützten. Die Kommission war eine kontrollierte politische Operation, nicht eine Untersuchung von Ereignissen und Beweisen. Ihre Mitglieder setzten sich zusammen aus ehemaligen Politikern. Keine sachkundigen Experten wurden in die Kommission berufen.

Ein Mitglied der 9/11-Kommission, der ehemalige Senator Max Cleland, meinte zu den Einschränkungen, die der Kommission durch das Weiße Haus auferlegt worden waren: „Wenn es dabei bleibt, kann ich als Mitglied der Kommission keinem Amerikaner mehr in die Augen schauen, besonders nicht den Familienmitgliedern der Opfer, und sagen, dass die Kommission vollen Zugang hatte. Diese Untersuchung ist jetzt kompromittiert.“ Cleland legte lieber sein Amt zurück, als seine Integrität beschmutzen zu lassen.

Der Klarheit halber muss gesagt werden, dass weder Cleland noch Mitglieder der Kommission andeuteten, dass 9/11 ein Inside Job (im eigenen Bereich geplante und ausgeführte Aktion, d.Ü.) war, um eine Kriegsagenda zu fördern. Dennoch wunderten sich weder der Kongress noch die Medien, zumindest nicht laut, warum Präsident Bush nicht vor der Kommission erscheinen und unter Eid oder ohne Cheney aussagen wollte, warum Funktionäre des Pentagons und der Luftfahrtsbehörde die Kommission belogen, oder, falls sie nicht gelogen haben, die Kommission glaubte, dass sie gelogen haben, oder warum das Weiße Haus sich so lange der Bildung von jeglicher Art Kommission widersetzte, sogar einer, die es unter seiner Kontrolle hatte.

Zehn Jahre nach 9/11: Haben wir etwas daraus gelernt?Man würde annehmen, dass, wenn eine Handvoll Araber es schafften, nicht nur CIA und FBI, sondern alle 16 Geheimdienste der Vereinigten Staaten von Amerika, alle Geheimdienste unserer Alliierten einschließlich des Mossad, den Nationalen Sicherheitsrat, das Außenministerium, NORAD, die Flughafensicherheit, die Luftraumüberwachung etc. vier Mal an einem Vormittag auszutricksen, der Präsident, der Kongress und die Medien wissen wollen, wie es zu einem dermaßen unwahrscheinlichen Ereignis kommen konnte. Stattdessen errichtete das Weiße Haus eine Mauer gegen Aufklärung, und der Kongress und die Medien zeigten wenig Interessen. In den vergangenen zehn Jahren wurden zahlreiche Organisationen gegründet, die die Wahrheitsfindung über 9/11 zum Ziel haben.

Da gibt es die Architekten und Ingenieure für Wahrheit über 9/11, Feuerwehrleute für Wahrheit über 9/11, Piloten für Wahrheit über 9/11, Wissenschafter für Wahrheit über 9/11, Remember Building 7.org (Erinnerung an WTC-Gebäude 7, das erst später eingestürzt ist), und eine New Yorker Gruppe, die Familienangehörige von 9/11-Opfern umfasst. Diese Gruppen fordern eine richtige Untersuchung.

David Ray Griffin hat zehn sorgfältig recherchierte Bücher geschrieben, in denen er Probleme in der Darstellung der Regierung dokumentiert. Wissenschafter haben darauf hingewiesen, dass die Regierung keine Erklärung hat für den geschmolzenen Stahl. NIST (National Institute for Standard and Technology = Nationalinstitut für Standard und Technologie) musste zugeben, dass das WTC-Gebäude 7 großteils in freiem Fall eingestürzt ist, und ein Team von Wissenschaftern unter der Leitung eines Professors für Nanochemie der Universität Kopenhagen hat berichtet, dass es Nanothermit im Staub der Gebäude gefunden hat.

Zehn Jahre nach 9/11: Haben wir etwas daraus gelernt?Larry Silverstein, der Pächter der World Trade Center-Gebäude, sagte in einer PBS-Sendung, dass die Entscheidung, Gebäude 7 „mitzunehmen,“ am späten Nachmittag des 9/11 getroffen wurde. Leitende Feuerwehrleute sagten, dass keine gerichtliche Untersuchung über die Zerstörung des Gebäudes durchgeführt wurde, und dass das Fehlen einer Untersuchung gegen das Recht verstößt.

Einige Anstrengungen wurden unternommen, um einige der Beweise wegzuerklären, die dem offiziellen Bericht widersprechen, aber der größte Teil der Gegenbeweise wird einfach ignoriert.

Es bleibt die Tatsache, dass der Skeptizismus einer großen Anzahl sachkundiger Experten keine andere Auswirkung auf die Position der Regierung hatte als den Vorschlag eines Mitglieds der Obama-Administration, die Regierung solle die Wahrheit über 9/11-Organisationen infiltrieren, um diese zu diskreditieren.

Experten, die von der Sache der Regierung nicht überzeugt waren, wurden als „Verschwörungstheoretiker” hingestellt. Aber natürlich ist die Theorie der Regierung eine Verschwörungstheorie, eine sogar weniger wahrscheinliche, erfasst man erst einmal die vollen Auswirkungen des Versagens von Geheimdiensten und Zuständigen. Die begangenen Fehler sind außerordentlich groß, dennoch wurde niemand jemals dafür zur Verantwortung gezogen.

Und weiter, was haben 1.500 Architekten und Ingenieure davon, wenn sie als Verschwörungstheoretiker lächerlich gemacht werden? Sie werden gewiss nie mehr einen Auftrag von der Regierung bekommen und viele hatten sicher geschäftliche Nachteile aufgrund ihrer „antiamerikanischen“ Einstellung. Ihre Konkurrenten mussten ihre „unpatriotischen Zweifel“ ausgenützt haben. Meine Belohnung dafür, dass ich darüber berichte, wie die Dinge zehn Jahre nach dem Ereignis stehen, wird voraussichtlich in Post bestehen, in der mir mitgeteilt wird, dass ich, nachdem ich Amerika so sehr hasse, mich nach Kuba verkrümeln soll.

Wissenschafter haben entsprechend weniger Anreiz, Zweifel zu äußern, was wahrscheinlich erklärt, warum es nicht 1.500 Physiker für Wahrheit über 9/11 gibt. Wenige Physiker haben Berufsmöglichkeiten außerhalb des Bereichs, der der Regierung untersteht. Es war der Hochschullehrer für Physik David Chandler, der NIST zwang, ihren Bericht über den Einsturz des WTC-Gebäudes 7 zu widerrufen. Der Physiker Stephen Jones, der als erster über Beweise für den Einsatz von Sprengstoffen berichtete, verlor seine Anstellung an der Brigham Young Universität, welche ohne Zweifel von der Regierung unter Druck gesetzt wurde.

Wir können widersprüchliche Beweise wegerklären als Zufälle und Fehler und die Schlussfolgerung ziehen, dass nur die Regierung alles richtig erfasst hat – die gleiche Regierung, die alles andere falsch gemacht hat.

In Wirklichkeit hat die Regierung gar nichts erklärt. Der NIST-Bericht ist nur eine Simulation, was den Einsturz der Türme verursacht haben könnte, wenn die Eingaben der Vermutungen von NIST in das Computermodell stimmen. NIST legt allerdings keine Beweise dafür vor, dass diese Vermutungen den Fakten entsprechen.

WTC-Gebäude 7 wurde in dem Bericht der 9/11-Kommission nicht erwähnt, und viele Amerikaner haben noch immer keine Ahnung, dass am 9/11 drei Gebäude eingestürzt sind.

Lassen Sie mich eindeutig meinen Standpunkt darlegen. Ich sage nicht, dass irgendeine finstere Kommandotruppe in der neokonservativen Bush-Administration die Gebäude in die Luft gejagt hat, um der neokonservativen Agenda eines Krieges im Mittleren Osten zum Durchbruch zu verhelfen. Wenn es Beweise gibt für eine Vertuschung, dann könnte das die Regierung betreffen, die ihre Inkompretenz vertuscht, nicht ihre Komplizenschaft bei dem Ereignis. Sogar wenn es hieb- und stichfeste Beweise gäbe für eine Komplizenschaft der Regierung, ist nicht sicher, dass die Amerikaner diese akzeptieren könnten. Architekten, Ingenieure und Wissenschafter leben in einer durch Fakten bestimmten Gemeinschaft, aber für die meisten Menschen kommen die Fakten in ihren Auswirkungen an die Emotionen nicht heran.

Mein Punkt ist, wie wenig Interesse die Regierung, die Sicherheitsagenturen, der Kongress, die Medien und ein großer Teil der Bevölkerung an dem bestimmenden Ereignis unserer Zeit haben.

Zehn Jahre nach 9/11: Haben wir etwas daraus gelernt?Es besteht kein Zweifel daran, dass 9/11 das entscheidende Ereignis ist. Er führte in ein Jahrzehnt ständig expandierender Kriege, zur Zerschnipselung der Verfassung und in einen Polizeistaat.

Am 22. August berichtete Justin Raimondo, dass er und seine Website Antiwar.com von der Abteilung für elektronische Kommunikationsanalyse des FBI überwacht werden, um herauszufinden, ob sie eine „Bedrohung der nationalen Sicherheit“ darstellen „im Interesse einer ausländischen Macht.“ Francis A. Boyle, ein international bekannter Professor und Anwalt für Internationales Recht, hat berichtet, dass er, nachdem er sich einer gemeinsamen Aufforderung von FBI-CIA, das Anwalt-Klienten-Privileg zu missachten und als Spitzel gegen seine arabisch-amerikanischen Klienten zu arbeiten widersetzt hatte, auf die Terroristen-Watchlist der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika gesetzt wurde.

Boyle ist ein Kritiker der Einstellung der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika gegenüber der muslimischen Welt, aber Raimondo hat niemals irgendeinen Verdacht betreffend eine Komplizenschaft der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika an 9/11 geäußert und auch nicht in Beiträgen anderer zugelassen. Raimondo ist nur gegen Krieg, und das reicht für das FBI, ihn als mögliche Bedrohung der nationalen Sicherheit zu überwachen.

Die Darstellung des 9/11 durch die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika bildet die Grundlage für die unbefristeten Kriege, die Amerikas Ressourcen verschlingen und seine Reputation zerstören, und bildet auch die Grundlage für den heimischen Polizeistaat, der letztlich jeden Widerstand gegen die Kriege abwürgen wird. Die Amerikaner sind gebunden an die Geschichte der muslimisch terroristischen Attacke des 9/11, weil diese es ist, die die Schlächterei von Zivilbevölkerungen in verschiedenen muslimischen Ländern rechtfertigt, und die den Polizeistaat im Inneren als einzige Möglichkeit rechtfertigt, die Sicherheit bietet gegenüber Terroristen, die sich mittlerweile zu „heimischen Extremisten“ gewandelt haben, darunter zum Beispiel Umweltschützer, Tierschützer und Antikriegsaktivisten.

Heute gibt es für die Amerikaner keine Sicherheit, nicht wegen der Terroristen und heimischen Extremisten, sondern weil sie ihre bürgerlichen Rechte verloren haben und somit keinen Schutz genießen vor unberechenbarer Machtausübung der Regierung. Man würde meinen, dass die Frage, wie es dazu gekommen ist, eine öffentliche Debatte und Anhörungen im Kongress wert sein sollte.

Zehn Jahre nach 9/11: Haben wir etwas daraus gelernt?Paul Craig Roberts 71(Foto links), ist Doktor der Ökonomie, war Vizefinanzminister unter Präsident Ronald Reagan und ist ein bekannter Journalist, der für alle wichtigen Zeitungen, wie das Wall Street Journal, Business Week, New York Times und viele andere Blätter geschrieben hat.

Er hat 1992 den Warren Brookes Award für ausserordentlichen Journalismus erhalten. Er wird als einer der besten sieben Journalisten der USA eingestuft.

Dank an antikrieg.com für die Übersetzung

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