Zehn Fragen an: Aynsley Lister

Seit fünfzehn Jahren gehört Aynsley Lister zu den angesagten Künstlern im britischen Bluesrock. Grund genug, dass Dave Watkins ihm seine zehn Fragen stellt.

1: Was war Dein frühester Musikgeschmack und wie hast Du die Welt des Blues entdeckt?
Ich wuchs eigentlich mit dem Hören der Plattensammlung meines Vaters auf. Jede Nacht lief die Stereoanlage. Seine Sammlung bestand meist aus den Blues und Rockbands der 60er/70er Jahre wie Cream, John Mayall, Fleetwood Mac, den Stones, Vanilla Fudge, Jethro Tull - um nur ein paar zu nennen. Er war schon immer ein Gitarrenfan, so drangen immer viele Gitarrensolos aus den Boxen!

2: Wer waren die Künstler, die dich dazu brachten, dass Du diese Musik spielen wolltest. Und wann stelltest Du fest, dass Du dazu das Talent hast? 
Mit acht Jahren bekam ich meine erste Gitarre, eine klassische mit Nylonsaiten. Ich lernte, indem ich ein Video mit Eric Clapton schaute. Ich sah genau hin, wo seine Hand auf dem Hals war und versuchte, den gleichen Klang auf meiner Gitarre nachzuahmen. Das gelang eigentlich ziemlich schnell - vielleicht weil ich so jung war.

3: Deine ersten Aufnahmen - hörst Du sie immer noch an? Wie beurteilst Du sie heute? Und gibt es welche, die Du nicht mehr anhören würdest?

Nein, ich höre niemals meine früheren Sachen. Wie jeder Künstler willst Du Dich davon nur noch fortentwickeln. Aufnahmen sind immer richtig und relevant in der Zeit, wo man sie macht. Aber Du selbst änderst dich, entwickelst Dich und wirst schließlich mit Deinen Fähigkeiten besser. Ich denke als Songschreiber habe ich eine Menge dazu gelernt in der Zeit. Anfangs war ich völlig auf die Gitarre fokussiert. Heute versuche ich, das größere Bild im Auge zu behalten.

4: Welche anderen Jobs hast Du gemacht, um Deine Musikkarriere zu unterstützen?
Ich hab das Glück, dass meine Musik mein Vollzeitjob sein inzwischen mehr als 15 Jahren ist. Ich begann schon in jungen Jahren in Clubs zu spielen, so dass ich nicht nur einige gute Erfahrungen machte sondern auch schon eine Anhängerschar gewann, bevor ich wirklich Vollzeitmusiker wurde.

5: Wie schwer ist es, von seiner Musik zu leben? Und gibt es irgend etwas, dass diese Ziel für alle Musiker einfacher erreichbar machen würde?

Das kann hart sein, besonders wenn Du in einer Gegend beginnst, wo Dich niemand kennt. Es kann eine Weile dauern, gute Fans zu gewinnen. Aber wenn das auf die richtige Weise angepackt wird und Du Dich auf sie verlassen kannst, dann können sich die Dinge ändern. Management und Marketing eines Künstlers sind in vielerlei Weise die wichtigsten Punkte - ich hab lange gebraucht, um das zu verstehen. Wie in jedem Geschäft musst Du Dich auf die richtige Weise präsentieren und es wirklich als Geschäft betrachten und nicht nur als Musik. Ich glaub, viele Musiker haben zu kämpfen, weil sie die Geschäftsseite links liegen lassen und meinen, die Musik sei genug. Ich habe ne Menge lernen müssen in den letzten paar Jahren, das größte Ding war aber zu begreifen, dass die Musik allein eben nicht genug ist ohne einen starken Rückhalt und einer Marketingstrategie dahinter!

6: Auf welchen Deiner eigenen Songs bist Du besonders stolz? Erzählst Du uns die Geschichte hinter dem Lied? 
Schwere Frage, aber auf jeden Fall etwas vom neuen Album. Zur Zeit ist es wahrscheinlich „Free“. Das hab ich über einen engen Freund geschrieben, der vor zwei Jahren gestorben ist. Er hatte mit dem Krebs zu kämpfen und hatte es geschafft, fünf Jahre war er frei von der Krankheit, nur umd vier Monate später an einem Herzfehler zu sterben. Ich wollte einen Song mit echter lyrischer Tiefe schreiben, aber gleichzeitig nicht so düster ... etwas mit Atmosphäre, dass dich auf eine kleine Reise mitnimmt, dich aber gleichzeitig tritt wie ein Maultier!

7: Wenn Du zum Schreiben hinsetzt, was kommt zuerst - der Text, die Melodie oder die Idee für ein ganzes Lied? 
Ziemlich oft höre ich das ganze Stück in meinem Kopf, bevor ich überhaupt die Gitarre zur Hand nehme, das ist fast wie eine Vision, in der ich eine CD in den Player lege und auf Start drücke: Wie der Song losgeht, sich aufbaut, die Instrumentierung, alles! Manchmal beginnt es auch mit einer Melodie oder einer Hookline. Die kommen mir immer einfach in den Kopf, aber es sind die Stücke dazwischen, die manchmal länger dauern, die Füllung sozusagen. 
Ich bin immer auf den Schwerpunkt, den Kern des Liedes fokussiert. Normalerweise baue ich den Song um ihn herum und zurück. Wenn es die lyrische Idee ist, funktioniert es genauso: Zuerst kommt die Hookline. Ab und zu fange ich mit den Lyrics an, aber normalerweise habe ich schon melodische rhythmische Idee im Kopf, wie die Lyrics zu Musik passen, die Phrasierung und so weiter.

8. Erzähl uns was über das Lieblingsinstrument in Deiner Sammlung. Gibt es irgend ein anderes Instrument, dass du gerne hättest oder spielen lernen möchtest? 
Das ist meine alte 335! Das ist eine Gitarre, die mein verstorbener Freund gefunden hat. Es ist einfach eine außerordentliche Gitarre, ein völlig einzigartiges Stück. Sie kommt heutzutage nicht mehr so oft raus, nur bei gelegentlichen Solo-Shows taucht sie auf.
Mit der Band spiele ich normalerweise eine heftige Les Paul, die mir Damian Probett handgefertigt hat. Das ist mit Abstand die Beste, die ich seit langem hatte. Und außer der Strat, die er mir zur Zeit baut, habe ich alles, was ich brauche.

9. Wo möchtest Du Deine Karriere gerne hinführen sehen in der Zukunft? Was sind Deine wichtigsten Ziele?
Natürlich will ich größere Zuschauerzahlen haben und auch in neuen Gegenden spielen. Großartig wäre es auch, häufiger im Radio gespielt zu werden. Und schon immer mochte ich die Vorstellung, dass ein bekannter Name eins meiner Lieder aufnehmen und es in den Mainstream überführen würde, das wäre wirklich cool!

10. Was machst Du außer Musik am liebsten?
Mointainbiken, Komasaufen und Chillen.

Zusatzfragen:

1. „Home“: Was wolltest Du mit diesem Album erreichen - und hast Du das auch komplett geschafft?
Ich wollte einfach mein allerbestes Album aufnehmen. Ich habe eine Weile mit dem Schreiben gebraucht und hab da nichts beschleunigt. Ich ging ins Studio, als ich fertig war und im Rückblick bin ich froh, dass ich mir die Zeit gelassen habe. Da ich so lange auf Tour bin wollte ich ein Album voller Songs, die auch gut in Konzerte hineinpassen, Lieder, die nicht nur auf Platte gut klingen, sondern die auch beim Live-Spielen Spaß machen und sehr vielseitig sind. Ich wollte ein Album, das all dass berührt, was mich als Künstler aus macht, sowohl meine Singer/Songwriter-Seite, als auch den Bluestypen. Ich hab jede Minute genossen, die es brauchte das Album zu machen und ich bin überglücklich!

2. Welches Lied der Musikgeschichte hättest Du gern geschrieben?
„Happy Birthday“ - Stell Dir nur mal die Tantiemen vor! Wusstest Du, dass da ein Copyright dafür eingetragen wurde?!

3. Was ist das größte Gitarrenriff aller Zeiten?
Schwere Entscheidung ... Ok, die Antwort des heutigen Tages ist„Back In Black“ von AC/DC.

4. Was sind Deine Lieblingskekse?
Chocolate Hobnobs.

 

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