Und was Sie jetzt tun können.
Mein
„Mein Partner behandelt mich immer wieder schlecht, aber wegen der Kinder verzeihe ich ihm immer wieder.“
„Sie war schon von Beginn unserer Beziehung extrem eifersüchtig aber ich dachte, das legt sich wieder.“
„Ich überlege oft, mich zu trennen, aber dann würde er mir noch mehr das Leben zur Hölle machen.“
Kommen Ihnen solche oder ähnliche Gedanken bekannt vor?
Dann kann es sein, dass Sie in einer Beziehung leben, in der Sie emotional missbraucht werden.
Emotionaler Missbrauch in Beziehungen liegt vor, wenn ein Mensch dem anderen das Recht auf dessen Gefühle negiert oder absichtlich die emotionale Bindung des Anderen ausnutzt, um diesem emotional zu schaden. Leider tun wir das alle immer mal wieder. Ob es wirklich sich um eine Missbrauchsbeziehung handelt, hängt jedoch davon ab, wie oft und wie lange das auftritt und ob die Verhaltensweisen ein generelles Muster in der Partnerschaft darstellen.
In der Regel findet emotionaler Missbrauch in intimen Beziehungen statt. Es kann aber auch im Arbeitskontext auftreten, dann spricht man von Mobbing.
Emotionaler Missbrauch ist für das Selbstwertgefühl des „Opfers“ verheerend, weil man die Wunden und Narben nicht sieht und viele Menschen in Ihrer Umgebung, es sei alles in Ordnung. Nicht selten gelten Paare, in der massive verbale oder physische Gewalt vorkommt, in der Außenwelt sogar als Traumpaar. Zu den seelischen Wunden kommen oft massive Scham- und Schuldgefühle und meist fühlt sich der misshandelte Mensch völlig allein gelassen in seinem Schmerz, weil er auch oft nicht wagt, sich jemandem anzuvertrauen.
Erstes Anzeichen, dass ernste Probleme sich in einer Partnerschaft zeigen, ist das Auftreten der 4 Apokalyptischen Reiter.Hier die wichtigsten Anzeichen für emotionalen Missbrauch in einer Partnerschaft:
1. Sie werden zunehmend isoliert.
Der emotional missbrauchende Partner betrachtet Sie als sein Eigentum. Er/sie will Sie ganz für sich allein und hat Angst, Sie mit jemand zu „teilen“. Er will nicht akzeptieren, dass Sie auch ein Recht auf ein Leben außerhalb der Partnerschaft haben. Das kann sich auf Ihre eigene Familie, auf Freunde, Bekannte, Arbeitskollegen usw. beziehen.
Eine Frau berichtet:
„Es fing mit Verhörfragen an à la „Wo warst du?“. Dann rief er mich immer wieder unter einem Vorwand auf dem Handy an, um uzu kontrollieren, wo ich mich aufhielt. Am Schluss verfolgte er mich wie ein Privatdetektiv nach Büroschluss heimlich im Auto, weil er nicht glauben konnte, dass ich zum Einkaufen im Supermarkt so viel Zeit brauche.“
2. Sie werden verbal massiv entwertet.
Dazu gehören beleidigende Bezeichnungen wie Schlampe, Nichtsnutz, Versager, Idiot etc. aber auch Spitznamen, die für Sie entwertend sind. Vor allem wenn dies in Gesellschaft vor anderen geschieht, ist der emotionale Schaden noch größer.
Wehren Sie sich gegen solche Herabsetzungen, kann es weitergehen. Sie werden als „empfindliche Mimose“ oder als „kritikunfähiger Macho“ usw. tituliert.
Ein Mann berichtet:
„Auf Parties flirtete meine Frau öfters offensiv mit anderen Männern. Wenn ich sie beiseite zog und sie bat, das zu unterlassen, machte sie unser Gespräch öffentlich und rief zum Beispiel lachend: „Mein Mann hat was dagegen, dass ich mir von anderen Männern das hole, was er mir zu Hause nicht geben kann.“
3. Sie oder die Anderen sind immer schuld.
Die Schuld für ein Mißgeschick, ein Missverständnis, ein Versehen oder einen nicht erfüllten Wunsch immer beim anderen zu suchen, belastet jede Beziehung. Vor allem, wenn die Schuld immer bei Ihnen landet. Wenn dann noch ein heftiger Wutanfall folgt, Gegenstände oder böse Beschimpfungen fliegen, ist das ein wichtiges Zeichen, dass Sie in einer emotional missbrauchenden Beziehung leben.
„Oft spürte ich schon an der Art, wie er abends die Haustür aufmachte, wie sein Tag war. Dann hatte er sich wieder über den blöden Chef und die idiotischen Kunden geärgert – aber ausbaden musste es immer die ganze Familie. Einschließlich des Hunds, der einen Tritt bekam.“
4. Ihr Partner greift oft zu Alkohol und Drogen.
Nicht alle Menschen, die andere emotional missbrauchen nehmen Drogen oder trinken zu viel Alkohol – aber viele. Sucht kann zu unkontrollierten Ausbrüchen an Gewalt führen, weil es die Kontrollmöglichkeiten einschränkt. Drogenmissbrauch kann zu emotionalem Missbrauch und Gewalt in Beziehungen führen.
„Ich kannte das schon aus meiner Kindheit. Wenn der Vater betrunken nach Hause kam, versuchten alle, sich in Sicherheit zu bringen. Wer das nicht rechtzeitig schaffte, war der Sündenbock und kriegte alles ab.“
5. Sie fürchten sich vor Ihrem Partner.
Wenn Sie vor Ihrem Partner immer wieder Furcht erleben, stimmt etwas nicht. Emotional missbrauchende Menschen versuchen, den anderen mit Gewalt, Drohungen, Dominanz und Machtspielen einzuschüchtern.
„Am schlimmsten waren Situationen, wo er mit seiner Sportwaffe herumfuchtelte, wenn er extrem wütend war. Dass er uns alle umbringen würde und dann sich selbst, schrie er dann.“
6. Sie werden wie ein Diener oder Sklave behandelt.
Manche Partner empfinden sich als höherwertig und behandeln den anderen respektlos ohne sich etwas dabei zu denken. Wenn Sie wie ein Diener oder Sklave behandelt werden, ist das ein sicheres Zeichen für emotionalen Missbrauch. Er/sie erwartet, dass nur seine/ihre Wünsche und Vorstellungen zählen und Sie zu gehorchen haben.
„Eines Tages sagte er mir, dass seine Geliebte jetzt hier einziehen würde. Das wäre praktischer. Aus diesem Grund dürfe ich auch nicht mehr im Schlafzimmer schlafen, sondern im Wohnzimmer auf der Gästecouch. Natürlich protestierte ich anfangs. Doch als es jedes Mal danach Schläge gab, resignierte ich. Die Kraft, mich zu trennen, hatte ich schon lange nicht mehr.“
7. Ihr Partner ist extrem eifersüchtig.
Ein häufiges Warnsignal für emotionalen Missbrauch ist extreme Eifersucht. Das kann sich auf Sie, Ihre Freunde oder Eltern, Ihren Job und selbst Ihre Ziele und Träume beziehen.
„Ich hätte gewarnt sein müssen, als sie mir nach einem halben Jahr unserer Beziehung verbieten wollte, an dem jährlichen Betriebsausflug teilzunehmen, weil er jede freie Minute nur mit mit verbringen wolle. Ich willigte ein und interpretierte sein Verhalten als große Liebe zu mir, was ein Fehler war.“
8. Sie werden mit falschen Gefühlen manipuliert.
Menschen, die emotional missbrauchen, sind Meister in der Kunst der Manipulation. Er/sie schmeichelt Ihnen, droht, Sie zu verlassen, wenn Sie nicht gehorchen, ist tödlich beleidigt und redet tagelang nicht mit Ihnen, wenn Sie sich nicht seinen Wünschen und Vorstellungen beugen. Sie/er kann Ihnen das Wort im Mund rumdrehen und Sie können es nicht klarstellen. Manchmal entschuldigt er sich hinterher, wenn Sie nachgegeben haben, um sich beim nächsten Mal wieder genauso zu verhalten.
„Warum kannst du mich nicht so akzeptieren, wie ich bin? Wenn du mich wirklich lieben würdest, könntest du das.“
„Was machst Du mit mir. Ich kenne mich so gar nicht. Manchmal glaube ich, du hast mich verhext.“
9. Sie erleben körperliche Übergriffe.
Das kann mit „harmlosem“ Schubsen oder Haareziehen anfangen über eine Ohrfeige zu realen Schlägen oder Angriffen mit Messern oder anderen Waffen. Wenn der Missbrauchende überhaupt darüber spricht, wird die Schuld immer woanders gesucht. Der Stress, die Nerven, die Kinder – und am einfachsten etwas an Ihnen hat ihn/sie so „aus der Fassung gebracht“, dass er zuschlagen „musste“.
„Ich bin eigentlich eine ganz friedfertige Frau. Aber mit deinen Eigenheiten provozierst du mich immer wieder zu solchen Wutausbrüchen. Ich will dich nicht schlagen aber du schaffst es immer wieder, dass es soweit kommt.“
10. Sie misstrauen zunehmend Ihrer Wahrnehmung.
Harmlose Vergnügen werden Ihnen als Zeichen, dass Sie ihn/sie nicht mehr lieben, ausgelegt. Missverständnisse werden Ihnen als absichtliche Lügen untergeschoben. Mit der Zeit misstrauen Sie Ihrer Wahrnehmung, weil der Partner Ihnen beteuert, wie sehr er sie liebt und warum Sie umgedreht so „böse“ zu ihm sind.
„Ich wäre ein kompletter Versager, beschimpfte sie mich in Streits, weil ich kurz hintereinander aus drei Jobs gekündigt wurde. Wir lebten dann von ihrem Gehalt und ich kümmerte mich um unser Kind. Aber auch da machte ich ihrer Meinung nach alles falsch. Als ich mich verzweifelt trennen wollte, hielt sie mich zurück mit den Worten, dass sie nur mich liebe und sie mir alles verzeihe.“
Betroffen sind Frauen und Männer.
Emotionaler Missbrauch geschieht zwar häufiger von Männern an Frauen, aber auch Männer sind oft Opfer Ihrer Partnerinnen. Und auch in gleichgeschlechtlichen Beziehungen kommt das vor.
Das gängige Bild ist oft ein schwacher, leicht kränkbarer Mann mit narzisstischen Anteilen, der mit allen Mitteln versucht, nicht schwach zu wirken. Aber Frauen, vor allem solche mit einer Borderlinestörung, sind ähnlich manipulativ und können einen Mann genauso „fertigmachen“.
Zwar fängt ein Partner mit dem emotionalen Missbrauch an. Aber der andere setzt meist zu spät oder zu halbherzig eine deutliche Grenze oder trennt sich. Das ermuntert den missbrauchenden Partner oft weiterzumachen.
Oft hat ein oder haben beide Partner in der Kindheit ähnliche Erfahrungen gemacht und „gelernt“, dass man mit solchen Verhaltensweisen durchkommt bzw. man dagegen macht- und wehrlos sei.
„Als ich meine Mutter als Teenager fragte, warum sie immer wieder sich vom Vater schlagen lasse, erklärte sie mir, dass Männer eben so von Natur aus seien. Damals glaubte ich das nicht und schwor mir, dass ich mich nie von einem Mann so schlecht behandeln lassen würde. Als mein Mann mir seine zweite lange Affäre gestand, erklärte ich das zuerst mit dem geschäftlichen Stress und den Geldsorgen wegen unsere Hausbaus. Erst als mir meine Freundin die Augen öffnete und mit Hilfe einer Therapie gelang es mir, mich von meinem Mann zu trennen.“
Übrigens: Es gibt noch andere Warnzeichen, dass Ihre Beziehung gefährdet ist.Gibt es Missbrauchs in Ihrer Partnerschaft?
Machen Sie den Test.
Notieren Sie einfach die Zahlen der Fragen, bei denen sie ehrlicherweise zustimmen müssen.
Und zählen Sie Anzahl der Ja-Antworten zusammen.
Wenn Sie unsicher sein sollten, was das Ergebnis bedeutet, schreiben Sie etwas dazu im Kommentarfeld. Ich antworte Ihnen.
Nehmen Sie einen Phantasienamen, um anonym zu bleiben.
Mein Partner/meine Partnerin …
- Schreit mich oft an oder beleidigt mich.
- Hat oft heftige Wutausbrüche.
- Macht oft abfällige, zynische oder sarkastische Bemerkungen über mich.
- Macht mich oft lächerlich, indem er mich nachäfft.
- Kritisiert mich laufend und macht mich klein.
- Sagt oder macht Dinge, um mich zu ärgern oder zu ängstigen.
- Wertet meine Gefühle als unnormal, hysterisch oder überempfindlich ab.
- Ist oft bei Meinungsverschiedenheiten unerreichbar und lenkt nie ein.
- Macht meine Leistungen kleiner oder nichtig.
- Macht mir oft Schuldgefühle oder erpresst mich damit.
- Wirft mir Verhaltensweisen vor, die ich nicht gemacht oder gesagt habe.
- Macht sich über mein Aussehen, meine Figur, meine Besonderheiten lustig.
- Wird schnell wütend, wenn etwas nicht nach seinem/ihrem Kopf geht.
- Ist extrem eifersüchtig und verdächtigt mich grundlos.
- Bestraft mich mit Ignorieren, Übersehen, nicht zuhören.
- Überschreitet oft meine Grenzen.
- Hält oft gemeinsam getroffene Vereinbarungen nicht ein.
- Überwacht meine Telefonate, eMails und Schritte im Haus unddraußen.
- Macht mich für seine Unzufriedenheit und Misserfolge verantwortlich.
- Zeigt bei Enttäuschung oft kindliches Verhalten (schmollen, betteln etc.)
- Manipuliert mit Sex oder dem Entzug davon.
- Verleugnet sein missbrauchendes Verhalten völlig.
- Droht häufig mit Beziehungsabbruch, um seinen Willen durchzusetzen.
- Etikettiert meine Gefühle als irrational, kindisch, verrückt usw.
- Verweigert konsequent seine Mithilfe bei Hausarbeit oder Kindererziehung.
- Teilt Haushaltsgeld penibel zu und verlangt genaue Abrechnung dafür.
- Schiebt mir die Schuld für sein Verhalten und unsere Beziehungssituation zu.
- Hält mich davon ab, allein etwas zu unternehmen.
- Wirft Gegenstände nach mir oder zerstört absichtlich Dinge, die ich mag.
- Droht mir mit Gesten, Worten oder Mimik.
- Fordert Sex auch wenn ich nicht will.
- Hetzt Menschen gegen mich auf.
- Droht mit verbaler, körperlicher oder sexueller Gewalt.
- Redet schlecht über mich vor und mit den Kindern.
- Droht unseren Kindern, Freunden, Nachbarn.
Gewinnen Sie wieder die Kontrolle über Ihr Leben!
Sich aus den Fängen einer Beziehung, in der Sie emotional missbraucht werden, zu befreien, ist kein leichter Weg.
Egal, ob Sie sich gemeinsam Hilfe suchen, weil Sie noch Hoffnung haben oder sich trennen wollen, vieles ist zu bedenken. Es fühlt sich erst einmal zu steinig und hoffnungslos an.
Es geht vielleicht um die Kinder, Ihr finanzielles Auskommen, die Meinung Ihrer Eltern und Schwiegerelten.
Aber weiter diese Situation auszuhalten und zu ertragen ist zwar bisher Ihre „beste“ Strategie. aber nur, weil Sie bislang keinen anderen Weg sahen.
- Sich einzugestehen, dass Sie dringend Hilfe brauchen, ist der erste Schritt.
- Sich zu informieren und sich helfen zu lassen, der zweite Schritt.
Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?
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