Zecken – Die gefährlichen Kleinen

Von Normann Sötje @pyramideneule

Die Zecken – blutsaugende Ektoparasiten an Wirbeltieren

Inhalt

  • 1 Die Zecken – blutsaugende Ektoparasiten an Wirbeltieren
  • 2 Schildzecken und Lederzecken – der Unterschied
  • 3 Mythos Baum
  • 4 Beißen, aber wo?
  • 5 Gefährlich für den Menschen und die Tiere
  • 6 Schutz vor diesen kleinen Biestern
  • 7 Ende mit Jucken
      • 7.0.1 Ähnliche Beiträge

Erwachsene Zecke (Ixodes hexagonus) – André Karwath aka Aka

Die Zecken sind wohl eine der Insektenarten, bei denen  fast jedem Mensch ein leichter bis starker Schauer über den Rücken läuft. Aber woran liegt das? Zecken gehören zu den Kieferklauenträgern, genauer gesagt zur Klasse der Spinnentiere. Weiterhin zur Unterklasse der Milben und zur Überordnung der Parasitiformes, also zur Ordnung der Zecken. Zur Zeit sind 900 Zeckenarten bekannt. Am weitesten sind Zecken der Famlilie Schildzecken  (Ixodidae) verbreitet. Zu ihnen gehört auch der Gemeiner Holzbock (Ixodes ricinus), der bei uns Menschen am häufigsten zu finden ist. Zu dieser Familie gehören auch Hirschzecke (Ixodes scapularis), Igelzecke (Ixodes hexagonus), Fuchszecke (Ixodes canisuga), Taigazecke (Ixodes persulcatus), aber auch die Braune Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus), Schafzecke (Dermacentor marginatus) und die Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus). Außerdem gibt es noch die Zecken der Familie der Lederzecken (Argasidae), zum Beispiel die Taubenzecke (Argas reflexus). Aber alle haben eins gemeinsam. Sie saugen von Wirbeltieren Blut und können so Krankheiten übertragen. Zecken sind sehr sehr kleine Tiere. Je nach Art natürlich unterschiedlich groß. Im Allgemeinen sind die Larven 0,4 mal 0,5mm groß. Larven haben nur 6 Beine. Nympfen können 1,2 mm × 0,85 mm groß werden und haben 8 Beine. Adulte Tiere haben eine Größe von 3,8 mm × 2,6 mm. Einige Arten können auch größer oder kleiner sein. Die Weibchen werden vollgesogen größer als die Männchen. Ebenfalls sind die Lederzecken insgesamt kleiner als die Schildzecken.

Schildzecken und Lederzecken – der Unterschied

Die Lederzecke, also die Taubenzecke, ist sehr klein und eigentlich sehr Orts- und Individuentreu. Sie Leben oft in Vogelnestern oder Spalten und befallen ihre Wirte nachts. Sie befallen Vögel,

Vollgesogene_Zecke

Schlangen, Eidechsen und Fledermäuse. Sie bleiben sogar so lange in den Nästern ihrer Wirte, bis diese zur Brut wiederkommen. Deshalb ist es auch so wichtig Nistkästen zu leeren und zu säubern, damit die kleinen Küken nicht gleich in stark belastete Näster kommen. Den Rekord hält Ornithodoros papillipes mit elf Jahren Überleben ohne Nahrungsaufnahme. Mein Tipp: Handschuhe anziehen beim säubern der Nistkästen und lange helle Kleidung tragen, dann sieht man die Zecken besser. Der Unterschied zu den Schildzecken besteht in der Häufigkeit und Länge der Nahrungsaufnahme. Lederzecken saugen in ihrem Leben bis zu 7 mal und das Weibchen legt nach jeder Mahlzeit Eier ab. Die Fressdauer beträgt nur 30 Minuten bis ein paar Stunden. Das ist auch der Grund, dass sie in den Nestern lauern und sich nicht jedesmal auf Nahrungssuche begeben.

Die Schildzecke dagegen frisst nur 3 mal in ihrem Leben bevor sie stirbt. Als Larve saugen sie oft an Mäusen und kleinen Tieren. Die Saugdauer beträgt 4-5 Tage. Danach entwickelt sie sich zur Nymphe. Das zweite Entwicklungsstadium. Hier ist sie bereits sehr gefährlich für Menschen und große Tiere, da sie sehr Klein ist, wird sie oft übersehen. Die Saugdauer beträgt 3-5 Tage. Danach geht sie ins Adulte Stadium über. In diesem letzten Stadium beträgt die Saugdauer mehrere Tage. Nachdem sich Männchen und Weibchen gepaart haben stirbt das Männchen und das Weibchen nach der Eiablage, ca. 2000 Stück. Dann beginnt der Zyklus von neuem. Insgesamt dauert dieser Zyklus 2 bis 3 Jahre. Die meiste Zeit verbringen die Zecken mit warten und lauern auf einen Wirt. Die Schildzecken leben in Wäldern, wiesen und Gärten. Sie bevorzugen schattige, leicht feuchte Plätze, an denen sie in erhöhter Position auf ihren Wirt lauern.

Mythos Baum

Matt Reinbold – Zecke in Lauerstellung

Irgendwie spuckt in vielen Köpfen noch immer herum, dass sich Zecken von Bäumen fallen lassen. Dies ist falsch. Denn dies wäre für eine Zecke völlig ineffektiv. Denn eine Zecke ist so klein, daß ein leichter Luftzug reicht und sie landet vor oder hinter ihrem potenziellen Wirt. Außerdem bleibt ein Wirt vermutlich nie lang genug stehen, dass sie auf ihm landen kann. Deshalb hat sich die Natur eine wesentlich efektivere Methode ausgedacht. Zecken krabbeln an Gräsern oder Büschen hoch. Dann stellen sie sich auf ihre Hinterbeine und strecken ihren Kopf und die vorderen Beine in die Luft. Sie wittern bestimmte Gerüche, wie zum Beispiel Buttersäure und Schweiß, die jedes Säugetier ausdünstet. Wenn sie so einen  Geruch wahrgenommen hat, dann macht sie sich bereit und hofft, dass der Wirt an ihrem Grashalm oder Busch vorbeistreicht. Sie krallt sich dann an den Wirt fest und lässt ihren Aussichtspunkt los. Wenn sie dann erstmal am Wirt festgekrallt ist, sucht sie mehrere Stunden nach der geeigneten Bissstelle.

Beißen, aber wo?

Urheber: Joep – Mundwerkzeige

Zecken können aufgrund ihrer Größe nicht an jeder Stelle bei einem Wirt Blut saugen. Sie braucht dünne Haut, die leicht Feucht und Schattig ist. Deshalb sind es bei den Hunden oft die Ohren oder an der Schnauze. Beim Menschen sind es die Leistengegend, Kniekehlen oder auch mal hinter den Ohren. Dort angekommen krallen sie sich mit ihren Beinen in der Haut fest. Dann beißen sie ein Loch in die Haut und führen ihren Saugrüssel ein. Dieser ist mit Haken versehen, damit er nicht so leicht rausrutscht und damit sie tiefer einbohren kann. Allerdings kommt sie gar nicht bis an Kapillargefäße. Sie ernährt sich von der Lymphflüssigkeit und von Gewebeflüssigkeit, die in diese kleine Kuhle fleißen. Auch ist manchmal etwas Blut dabei. Dort saugen sie dann so lange, bis sie voll sind. Wenn sie nicht entfernt werden, kann dies, wie bereits erwähnt, mehrere Tage dauern. Dann fällt sie ab und fertig. Eine vollgesogene weibliche Zecke kann bis zu 3cm groß werden. Problematisch ist nur, dass je länger sie saugt, immer mehr Zeckenspeichel in die Wunde kommt. Mit dem Speichel kommen auch die Erreger, die bereits in der Larve enthalten sind.

Gefährlich für den Menschen und die Tiere

Magu Garrapatas – Zecken im Hundohr

Dieses Jahr scheinen die Zecken sehr früh sehr aktiv zu sein und es haben wegen des milden Winters wohl sehr viele Zecken überlebt. Deshalb sind jetzt schon so einige der kleinen Krabbler aktiv. Es wird immer dann gefährlich für den Wirt, wenn die Zecke in einem Gebiet lebt, indem sie bereits die Erreger Borreliose und FSME (Frühsommermenengitis) enthält. Dies betrifft vor allem dem Süden Deutschlands. FSME Gebiete sind Stadt Ulm, Neu-Ulm, Memmingen und Kempten, Landkreis Oberallgäu, Landkreis Unterallgäu, Landkreis Donau-Ries, Landkreis Aichach-Friedberg und Landkreis Neuburg-Schrobenhausen. Borreliose Risiko besteht in  Stadt und Landkreis Augsburg, Neu-Ulm, Ingolstadt, Memmingen und Kempten, Landkreis Landsberg, Landkreis Oberallgäu, Landkreis Unterallgäu, Landkreis Ostallgäu, Landkreis Donau-Ries, Landkreis Aichach-Friedberg und Landkreis Neuburg-Schrobenhausen. Diese Risikogebiete werden vom Robert-Koch-Institut jährlich ermittelt und bekanntgegeben. Borreliose ist aber auch nördlicher zu finden und die Gefahr sich damit anzustecken gilt in ganz Deutschland. Zwölf Stunden nach dem Biss steigt das Risiko zu erkrankten extrem an, da sich Bakterien aus dem Magen der Tiere dann auch in die Wunde ergießen können. Dies geschieht auch, wenn man versucht die Zecke mit Pflastern oder Klebstoffen zu entfernen. Deshalb immer eine Zeckenzange benutzen oder zum Arzt gehen, der die Zecke dann entfernt.

Zecke auf Spatz – Jutta Sötje

Borreliose ist eine gefährliche Krankheit, kann aber mit Antibiotikum behandelt werden.  Leider gibt es eine Impfung bis jetzt nur für Tiere. Deshalb ist es wichtig nach einem Zeckenbiss die Wunde zu beobachten. Sollte eine Rötung um den Biss herum entstehen die sich ausbreitet muss man dringend zum Arzt gehen. Gefährlich ist sie meist nur dann, wenn sie nicht rechtzeitig erkannt wird. Weitere Symptome beschreibe ich hier nicht, da diese auch auf andere Krankheiten hinweisen können. Am besten ist es sich vor Zecken zu schützen, aber dazu später mehr.

FSME ist eine Hirnhautentzündung, die durch die Zecken übertragen werden. Dagegen gibt es eine Impfung, die dringend durchgeführt werden sollte, wenn man in Risikogebiete reist. Es sind 3 Impfungen nötig für einen vollen Schutz. Deshalb sollte man rechtzeitig vor einer Reise den Arzt aufsuchen und sich beraten lassen.

Schutz vor diesen kleinen Biestern

Vollgesongene Zecke – André Karwath aka Aka

Vor Zecken schützt man sich am besten mit Kopfbedeckung, langer Kleidung und die Hose in die Socken stecken. Natürlich geschlossene Schuhe. Am besten ist helle Kleidung, da man die Zecken dann besonders gut sieht. Außerdem sollte man sich nach einem Waldspaziergang gründlich absuchen, sodass man die Zecken vielleicht entdeckt bevor sie zugebissen haben oder wenn sie noch nicht viel gesaugt haben. Natürlich ist eine Impfung vor FSME empfohlen, wenn man in Risikogebiete reist. Da Zecken auch auf Wiesen leben, sollte man auch hier wachsam sein und nach einem Spaziergang sich besser mal absuchen. Es gibt auch Körperlotions, die vor Zecken schützen, da sie den Geruch nicht mögen, allerdings ist dieser Schutz nur einige Stunden anhält. Da Zecken auch in Gärten vorkommen ist es ratsam Laubansammlungen zu entfernen und das Gras kurz zuhalten, besonders im Frühjahr, da hier die Zecken besonders gut überleben können. Für den Garten gibt es auch Zeckenfallen die man auslegt kann und in denen sich die Tiere sammeln und sterben.

Hunde und Katzen können mit Mitteln beträufelt werden, die dann die Zecken fernhalten. Auch ist es möglich Hunde gegen Borreliose zu impfen. Bei Katzen gibt es keine Impfung, da es bis jetzt scheinbar noch nie einen Fall von Borreliose bei den Samtpfoten  gegeben hat. Allerdings sollten die geliebten Vierbeiner auch von Zecken befreit werden. Entweder man macht dies selber oder wendet sich an einen Tierarzt. Bleibt der Zeckenkopf nämlich  stecken, muss dieser mit einer kleinen OP entfernt werden, da es sonst zu Entzündungen kommen kann.

Ende mit Jucken

Ich hoffe ich konnte den einen oder anderen Leser etwas mehr über die Zecke vermitteln. Wenn ihnen beim Lesen das eine oder andere kribbeln am  Körper aufgefallen ist, dann sind sie in bester Gesellschaft. Auch ich habe bei der Recherche und beim schreiben mehrmals dies kribbeln verspürt und mich gejuckt. Aber ich kann sie beruhigen. solange sie den Bericht nicht barfuss auf einer Wiese lesen, kann ihnen nichts passieren. Zecken sammeln sich bekanntlich nicht in der Tastatur oder dem Touchscreen.

Eure Pyramideneule

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