Neuwagenkauf im Internet bringt viel Gesprächsstoff in die Automobilszene. Das zeigte kürzlich auch der Verband der Motorjournalisten mit einer Podiumsdiskussion zu diesem Thema bei der sich Vertreter des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) und MeinAuto.de am Donnerstagabend an einen Tisch setzten. ZDK-Vizepräsident Ulrich Fromme und der MeinAuto.de Gründer und Geschäftsführer Alexander Bugge sowie ca. 35 weitere Publikumsgäste, darunter auch die Branchengrößen Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer (Direktor des CAR-Instituts und Erfinder des Rabatt-Indexes) und Prof. Hannes Brachat (Herausgeber der Zeitung Autohaus und Autor des Blogs (“HB ohne Filter“) diskutieren zur Zukunft des Neuwagenverkaufs im Internet. Moderiert wurde die Veranstaltung vom stellvertretenden Chefredakteur der AutoZeitung, Klaus Uckrow.
Alexander Bugge, Klaus Uckrow und Ulrich Fromme bei der Podiumsdiskussion zum Neuwagenkauf im Internet
Nun hätte man denken können, es wird eine kontrovers geführte Diskussion, da ZDK-Vize Ulrich Fromme die ca. 38.000 Kfz-Meisterbetriebe Deutschlands vertritt und MeinAuto.de als Internetvermittler mögliche Endpreise auf Neuwagen für jedermann einsehbar im Internet präsentiert. Der Abend zeigte jedoch: In vielen Diskussionspunkten sind der ZDK und der MeinAuto.de-Gründer ähnlicher Meinung. “Der Vertriebskanal Internet kann nur dann funktionieren, wenn die Branche “sauber” und so frei wie möglich von schwarzen Schafen ist” stellte Alexander Bugge von MeinAuto.de klar. Außerdem äußerte sich Bugge zu dem Vorwurf der Branche MeinAuto.de werbe als Internetvermittler mit Lockpreisen auf Fahrzeuge, die es auf spätere Nachfrage gar nicht gibt. “Jeder Preis und Nachlass auf einen Neuwagen, der auf MeinAuto.de angeboten wird, existiert auch so im deutschen Autohandel. Wir verdienen nur bei Vermittlungen an den Handel, die auch zu Verkäufen werden. Daher macht es für uns keinerlei Sinn mit irrealen Preisen an die Konsumenten heranzutreten“.
“Preistransparenz ist vom Kunden gewünscht – daraufhin sollten Hersteller und Handel die Margensysteme ausrichten”
Alexander Bugge argumentierte aus Verbrauchersicht für das Geschäftsmodell der Internetvermittler: “Preistransparenz wird es zu Zeiten des Internets für Kunden mit oder ohne uns Internetvermittler geben. Verbraucher haben das gute Recht schon in der allgemeinen Informationsphase des Neuwagenkaufs zu erfahren, was der real mögliche Endpreis für ihr Wunschfahrzeug ist und nicht erst ganz am Ende des Kaufprozesses“.
Ulrich Fromme vom ZDK betonte, dass man nicht nur ans Margensystem müsse, sondern sich die Verbandsmitglieder auch an die eigene Händlernase fassen sollten: “Es kann nicht sein, dass Händler auf E-Mail-Anfragen entweder negativ reagieren, gar nicht antworten oder sich mehrere Tage Zeit lassen“.
An anderer Stelle lobte ZDK Vizepräsident Ulrich Fromme MeinAuto.de für das erfolgreiche Füllen einer Marktlücke, führte im selben Atemzug jedoch die Problematik für die Kfz-Betriebe durch die Preistransparenz der Internetvermittler mit auf. “Auch Händler und Hersteller müssen an einen Tisch und auf kurz oder lang neue Margensysteme aushandeln. Denn: Der hohe Margendruck für die Händler geht auf Dauer nicht gut. Die Leistung der Händler muss über das Margensystem hinreichend honoriert sein“.
Alexander Bugge sieht ebenfalls ein grundsätzliches Problem in den aktuellen Margensystemen der Branche und fügte gleich noch einen Lösungsvorschlag hinzu: “Hersteller sollten die für die Marke so wichtige Präsenationsarbeit der Händler, z.B. durch luxuriöse Showrooms und Vorführwagen nicht durch Prozente in der Marge würdigen, die an Verkäufe gekoppelt sind, sondern z.B. durch eine direkte Beteiligung an den Kosten, eine solche Vergütung käme der veränderten Rolle einen Autohauses gerechter“.