Von Günter Verdin (www.verdinguenter.blogspot.com)
"Tatort" (ORF2,ARD) am Ostermontag? Kann, aber muss wohl nicht zwingend sein. "Parsifal" (ORF2 zu später Stunde) und "Die Zauberflöte" (3SAT) sind da ein schon eher angemessenes Angebot. Für alle, die zur Besinnung kommen möchten, hatte aber das ZDF den idealen Film im Programm.
Der packende Streifen "Ein weites Herz" erzählt sehr frei die Geschichte von Isa Vermehren, deren Lebensweg von der Kabarettistin zur Nonne doch sehr ungewöhnlich ist. Die begüterte und hochangesehene Familie Vermehren wird von den Nazis in Sippenhaft genommen, als der Sohn Erich sich mit seiner Ehefrau nach England absetzt. Auch der zweite Sohn, Michael, der ohne das Wissen der liberalen Eltern im Widerstand kämpfte, wird verhaftet und verschleppt. Im KZ Ravensbrück trifft Isa auf die ehemalige Oberin Danuta, die eine Sonderstellung im Lager genießt, und durch deren gelebten Glauben im Dienst an den Mitgefangenen Isas Entschluss für das Klosterleben befestigt wird.
Nadja Uhl spielt die Wandlung von der, kesse Seemannslieder interpretierenden, Chanteuse zur lebensfrohen Ordensschwester sehr berührend. Auch Iris Berben wächst als selbstbewusste Mutterglucke und betrogene Ehefrau schauspielerisch über sich hinaus. >p>Die reale Isa Vermehren, die 2009 in Bonn gestorben ist, hat von 1983 bis 1995 regelmäßig "Das Wort zum Sonntag" in der ARD gesprochen. Im Nachhinein sind auch kritische Töne von Verwandten der Familie Vermehren zu hören, was den Wahrheitsgehalt der Verfilmung betrifft. Das tut dem hohen künstlerischen Wert dieser aufwühlenden Familiengeschichte indes keinen Abbruch. Regisseur und Drehbuchautor Thomas Berger hat dem Werk als Motto ein Zitat von Max Frisch vorangestellt : "Wahrheit lässt sich nicht zeigen, nur erfinden."
(Nadja Uhl als Isa Vermehren; rechts das Original)