Da war die Welt noch heil: fünf junge Deutsche werden in den Krieg geschickt
Von Günter Verdin (www.verdinguenter.blogspot.com)
Es war klar, dass es in dem dreiteiligen Fernsehfilm "Unsere Mütter, unsere Väter" über die brutalen Erfahrungen von fünf jungen Deutschen im Inferno des Zweiten Weltkriegs kein Happy-End geben würde. „Der Krieg wird das Schlechteste in uns zum Vorschein bringen", hatte der pazifistisch gesinnte Friedhelm seinem älteren kampfbegeisterten Bruder Wilhelm vorausgesagt.
Im Sinne dieser Prophezeiung haben der Drehbuchautor Stefan Kolditz, der Regisseur Philipp Kadelbach und der Kameramann David Slama ein bis ins Mark erschütterndes Kriegsdrama schmerzhaft grell bebildert.
Nur drei von den fünf Freunden überleben: Wilhelm, die Frontschwester Charlotte und der Jude Viktor. Sie treffen einander im zerbombten Berlin wieder: lebende Tote, seelisch zerstört von den Gräueln, die sie gesehen haben und vom schockierenden Erlebnis der Umkehrung aller humanen Werte.
Am schlimmsten trifft die deutsche Nachkriegswirklichkeit Viktor. Er war auf der Flucht bei polnischen Partisanen gelandet und hatte gegen deren Willen andere Juden aus den Viehwaggons eines überfallenen deutschen Transportzuges befreit. Er trifft einen seiner Peiniger, einen SS-Sturmbannführer, in leitender ziviler Funktion wieder. Als Viktor das einem US-Kommandanten meldet, nickt dieser nur. In der deutschen ( und österreichischen ) Nachkriegeswirklichkeit besetzten ehemalige Nazi-Größen bald wieder hohe Ämter in Justiz, Polizei und im Bildungswesen. Bundeskanzler Konrad Adenauer beschrieb das Dilemma des Mangels an unbelastetem Personal mit dem legendären Spruch: "Man kann schmutziges Wasser nicht wegschütten, solange man kein sauberes hat“. Aus der braunen Brühe keimte dann unsere für so selbstverständlich gehaltene Demokratie.