Zauberwort Delisting: Ketchup-König Buffet, neuer Börsentrend?

Von Almabu

Natürlich kann es nicht normal sein, wenn Unternehmen freiwillig die Börsen verlassen! Die sind doch geradezu alternativlos im bröckelnden Spätkapitalismus, oder etwa doch nicht?

Sind die alle fast Pleite? Kriegen die etwa kein Geld mehr? Keine Frage, solche Fälle mag es auch geben. Oder ist es etwa an der Zeit, bald wertloses Geld jetzt schnell anzulegen und die erworbenen Schnäppchen vor dem Crash von der Börse zu nehmen?

Ein wachsender Teil der Unternehmen, die den Börsen den Rücken kehren, sehen aber handfeste Vorteile in diesem Schritt. Sie müssen sich keine teuere Quartalsberichterstattung antun und ihr Geschäft kurzfristig und kurzsichtig danach optimieren. Sie können eine längerfristige Firmen- und Geschäftspolitik verfolgen.

In Deutschland ist es u.a. die Douglas-Holding, in den USA ist es DELL, die sich von der Börse zurückziehen. Jeder hat vermutlich seinen Schritt zum Delisting sehr gründlich überdacht.

Daneben gibt es Unternehmen, die den Börsengang bewusst und aus Prinzip verweigern, wie zum Beispiel Bertelsmann, um Herr im eigenen Haus zu bleiben.

Jetzt aber ein neuer Delisting-Coup, der aufhorchen lässt:
Der US Lebensmittel-Multi H.J. HEINZ wird von Star-Investor Warren Buffet und dem Hedgefond 3G Capital für schlappe 28 Milliarden Dollar übernommen und… von der Börse genommen!

HEINZ macht mit 32.000 Mitarbeitern etwa 12 Milliarden Dollar Umsatz, nicht nur mit dem berühmten Ketchup. Der Kaufpreis ergibt sich aus 23 Milliarden, knapp zwei Jahresumsätzen, für die Aktien und der Schuldenübernahme von 5 Milliarden.

Was lässt solche alten Börsengurus und Haudegen wie Buffet Unternehmen kaufen, Schulden tilgen und von der Börse nehmen? Fürchtet er einen Crash? Bezahlt er gelassen Schulden mit Geld, von dem er weiss, dass es Morgen sowieso nichts mehr wert ist?

http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/lebensmittelbranche-warren-buffett-kauft-heinz-ketchup-12080374.html