Zauberhebel oder Hebelzauber?

Von Peter Broell
In Brüssel stieg weißer Rauch auf
Ladies & Gentlemen,
auf welche Tricks europäische Politiker in ihrer Not kommen, ist bemerkenswert. Von ihnen könnte selbst der weltbekannte Illusionist Copperfield noch einiges hinzulernen:
Aus 440 Milliarden soll mit der Hebelung des Rettungsschirmes ein mehrfaches aus dem Hut gezaubert werden. Die vom nächtlichen Krisengipfel sichtlich gezeichnete Kanzlerin Merkel drückte es heute so aus (wörtlich): "Mit dem Hebel werden wir eine Billion Euro darstellen können."
Private Investoren (z. B. Banken, Versicherungen und Staaten wie etwa China) sollen sich auf das Hütchenspiel einlassen. Dafür kassieren sie satte Zinsen. Sollte aber der Ernstfall eintreten und ein Euroland zahlungsunfähig werden, bekommen private Investoren zwar 20 % der Investitionssumme garantiert, aber 80 % wären verloren. Wer ist so dumm, um sich auf dieses Spiel einzulassen? - Investoren werden das Kleingedruckte sehr genau studieren.
Fakt ist, dass aus Brüssel heute weißer Rauch aufstieg. Die Märkte nahmen die Rettungs-Nachrichten begeistert auf. Aktien und der Euro legten kräftig zu. Wieder hat man Zeit gewonnen. Aber mehr auch nicht, denn die alten Probleme sind ja nicht vom Tisch. Die Wettbewerbsfähigkeit Griechenlands zum Beispiel nimmt nicht zu, sondern nimmt stetig ab. Diese Erkenntnis dürfte in den kommenden Tagen auch den Märkten nicht verborgen bleiben. --- Peter Broell