zauberhafte blütentinten

Von Nic4u

Als ich neulich mal wieder in diversen „Schatzkästchen“ gekramt habe, kamen mir getrocknete Blüten zwischen die Finger:  gelbe von meinen Ringelblumen, rotbraune Chrysanthemenblüten und dunkelrote Nelken. Runzlig lagen sie in ihren Klarsichttüten, als ob sie mich fragen wollten: und, was machst Du endlich mit uns?

Die Antwort war diesmal sehr einfach, denn vor Kurzem habe ich ein außergewöhnliches Buch kennen gelernt: „Zauberhaft Blütentinten“ von Silke Rosenbüchler – passender kann ein Nachname kaum sein oder?

Ihr Ratgeber ist ein wunderschön gestaltetes Kreativ-Buch mit Grundlagenwissen, zahlreichen Tipps und Rezepten für selbst gemachte Tinten aus frischen oder getrockneten Blüten.

Rose, Hibiscus, Taubnessel, Sonnenhut, Klatschmohn oder Wiesensalbei: Balkon, Garten und Wiesen offenbaren eine verschwenderische Farbenpracht und jede Blüte gibt selbst gemachter Tinte ihren ureigensten Farbton, je nachdem, wo die Pflanze steht, wie viel Licht, Wasser und Nährstoffe sie bekommt.

Unterschiedliche Tintenfarben gibt es nur in der eigenen Tintenküche zu erleben: industriell hergestellte Tinten müssen eine immer gleichbleibende Farbqualität aufweisen, weiß die Autorin.

Viele Tinten aus Eigenfabrikation verändern sogar während des Schreibens ihre Farbe und auch die Papierqualität trägt entscheidend dazu bei, welcher Farbton am Ende zu sehen ist.

Auch wenn von Hand gerührte Tinten vergleichsweise schnell verblassen und deshalb kein Genuss für die Ewigkeit sind: was gibt Karten, Briefen oder Geschenketiketten einen schöneren und individuelleren Touch als Handlettering mit selbst gemachter Tinte? Besonders schöne Ergebnisse bleiben eingescannt oder fotografiert in Erinnerung!

Allein das Experimentieren mit Blüten und Zusätzen ist jedenfalls so entspannend und überraschend zugleich, dass es sich lohnt, den nächsten Blumen-Strauß zu Tinte zu verarbeiten.

Das Prozedere selbst ist recht einfach: die Blüten der Wahl werden zerrieben und zu Presssaft verarbeitet, erhitzt oder in Essig eingelegt. Die so gewonnene Grundsubstanz kann nun weiterverarbeitet werden:

etwas Glitterpulver sorgt für geheimnisvollen Glimmer, ätherische Öle verleihen Tinten einen verführerischen Duft und Zusätze wie Alaun, Zitronensäure, Natron oder Weinsteinbackpulver machen die Tinte oft haltbarer und verändern zusätzlich den Farbton.

Abgfüllt in kleine Glasfläschchen sind die Tinten zwar kurze Zeit haltbar, grundsätzlich sollten sie aber so schnell wie möglich verbraucht werden, da sie auf Dauer eben verblassen. Deshalb muss man gar nicht so große Portionen anrühren und kommt schon mit einer Handvoll Blüten zu schönen Ergebnissen.

Auch die Ausstattung ist kein Hexenwerk: Mörser, Kochtopf, Rührstab, Sieb und Löffel, Schüssel und Glasfläschchen sind vermutlich in jedem Haushalt vorhanden oder schnell für wenig Geld besorgt. Und dann kanns schon losgehen!

Neben Tipps zur Herstellung und Verwendung der Tinten, stellt Silke Rosenbüchner zahlreiche Blumen in Einzelportraits vor, erklärt, wann sie gesammelt werden können, ob es sich um traditionelle Färberpflanzen handelt, welche Farben sie hergeben, ob sie frisch und/oder getrocknet verwendet werden können und ob Warnhinweise beachtet werden müssen.

Die meisten davon hab ich tatsächlich im Garten! Jetzt bin ich gespannt, welche Farben meine getrockneten Blüten noch so ergeben und freu mich schon auf die ersten frischen Farbtupfer im Beet!

Silke Rosenbüchler „Zauberhafte Blütentinten“, 256 Seiten, Hardcover, 24 Euro 90, Freya Verlag; mit QR-Code für Videos und interaktive Zusatzinhalte