Manchmal leiden Schwule, Lesben und Bisexuelle ihr ganzes Leben lang unter einem erdrückenden Rollenspiel. Es zehrt stark an den menschlichen Kräften, über die eigene, etwas andere sexuelle Orientierung nicht reden zu können oder sie nicht ausleben zu können. Die Selbstmordrate unter jungen Schwulen ist nicht umsonst viermal größer als unter heterosexuellen Jugendlichen. Viele Betroffene schaffen es einfach nicht, darüber mit jemandem zu sprechen. Es kostet meistens eine sehr große Überwindung, sich endlich einem nahen Menschen anzuvertrauen. Das größte Problem sind oft die eigenen Eltern.
Ab wann ist man schwul oder lesbisch?
Die Frage, wann man sich über seine sexuelle Orientierung im Klaren ist, beschäftigt Jungen und Mädchen genauso wie Jugendliche und junge Erwachsene. Unsere Gesellschaft gibt schon früh ein Rollenverhalten vor. Jungen werden im Kinderwagen blau gekleidet und Mädchen rosa. Jungen bekommen Autos und Bauklötze zum Spielen, Mädchen Puppen. Jungen tragen Hosen und Mädchen Kleidchen. So ist das. So ein Strickmuster kommt aus dem Ruder, wenn etwa die Mutter sich unbedingt ein Mädchen gewünscht hat, aber einen Jungen geboren hat. Dann wird der Junge oft wie ein Mädchen behandelt, manchmal auch so gekleidet. Das sind aber Ausnahmen von der Regel, die es gibt und Betroffenen im späteren Leben Probleme bereiten können. Etwa wenn sie sich als Transgender auch rein äußerlich umoperieren lassen und aus einem Mann eine Frau wird (oder umgekehrt).
Die frühe Klarheit?
Es gibt Menschen, die schon sehr früh ihre Homosexualität erkennen, manchmal darunter leiden, aber auch schon früh dazu stehen können. Nur wenigen ist es vergönnt, in der Schule offen zu ihrem Schwulsein zu stehen und es allen mitzuteilen. Gerade diese Menschen aber leben ein freieres Leben, sind glücklich und zufrieden. Sicher werden sie von manchen gehänselt, aber je offener sie dazu stehen, umso anerkannter sind sie auch und umso weniger sind sie angreifbar.
Chancen für das eigene Selbstwertgefühl
Derjenige, der vielleicht mit 14 Jahren weiß, dass er schwul ist und das offen zugibt und damit lebt, findet Anerkennung und Hochachtung für seinen Mut. Das steigert sein Selbstwertgefühl. Die Sache ist geklärt, nichts geschieht im Verborgenen, die Dinge liegen offen. Keiner braucht ihn mehr anzufeinden. Man kann ihn fortan mögen oder ablehnen. Wer heterosexuell ist, kann trotzdem mit ihm Kontakt halten und ihn achten. Er weiß dann lediglich, dass er ihm nicht zu nahe treten braucht. Das hat dann nämlich keinen Erfolg.
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