Zahlt der Steuerzahler für klerikale Kinderschänder?

Von Nicsbloghaus @_nbh

WEIMAR. (fgw) Eine eher magere Meldung im SPIEGEL 47/2011 lässt mehr als auf­hor­chen. Nicht wegen des dort the­ma­ti­sier­ten Hauens und Stechens um Verwaltungskosten, son­dern wegen des Entschädigungsfonds über­haupt. Der wird näm­lich zu 2/3 – man höre und staune – aus öffent­li­chen Mitteln finan­ziert. Soll schon wie­der der Steuerzahler für Sünden kle­ri­ka­ler Kinderschänder zah­len?!

von Georg Korfmacher

Scheinheilig for­dert die Deutsche Bischofskonferenz (Catholica), dass der ein­ge­rich­tete Fonds “weit­ge­hend den Betroffenen zukom­men” solle und dies­be­züg­li­che Verwaltungskosten “aus ande­ren Mitteln zu finan­zie­ren” seien.

Oh, hei­lige Scheinheiligkeit!

Der Hilfsfonds in Höhe von ca. 120 Millionen Euro ist zu je einem Drittel von Bund, Ländern und Kirchen finan­ziert, 80 Millionen Euro kom­men also aus Steuermitteln, min­des­tens 32 Millionen Euro davon von Menschen, die auf die kle­ri­ka­len und jah­re­lang von den Kirchen ver­tusch­ten Machenschaften nur mit Ekel rea­gie­ren kön­nen. Dabei darf man wohl davon aus­ge­hen, dass die über­wie­gende Mehrheit gläu­bi­ger Christen mit den Missbräuchen auch nicht ein­ver­stan­den ist.

Jeder, der sich an einem Minderjährigen ver­geht, wird dafür bestraft und muss die Strafe voll sel­ber tra­gen. Da hilft gibt es keine Kostenteilung! Ach ja: „bin ich der Meinung, dass die Verantwortung der Päpste und des Vatikans am inter­na­tio­na­len Missbrauchsskandal geklärt wer­den muss. Benedikts beharr­li­ches Schweigen dazu macht ihn als Papst unglaub­wür­dig.”, meint der Wiener Theologe Wolfgang Bergmann.

Aber nein! In Deutschland wird vor jeder ordent­li­chen Klärung die­ser wider­li­chen Skandale das Geld über­wie­gend ande­rer zur Reinwaschung eige­ner Schuld eil­fer­tig ver­teilt, und die Verwaltungskosten sol­len die ande­ren bitte auch noch zah­len. In der Catholica ist sol­ches Gebaren in der Geschichte hin­läng­lich über­lie­fert (Deschner), und es soll nach deren Willen wohl bis in alle Ewigkeit so sein.

Es geht hier nicht um schein­hei­lig ange­pran­gerte „Zweckentfremdung etli­cher Millionen Euro Wiedergutmachungszahlungen”, son­dern viel­mehr um Missbrauch des Missbrauchs, um sich als Hüter der Rechte von geschun­de­nen Menschen ins rechte Licht zu rücken.

Aber auch unse­ren Politikern muss man viel genauer auf die Finger schauen. Die von Bürgern gewählte Regierung hat anfangs des Jahres die­sen Entschädigungsfonds beschlos­sen, der so ganz sicher­lich gegen den Willen der Bürger ist und den sie die­sen auch nicht hin­rei­chend kom­mu­ni­ziert hat. Pikanterweise sind die Sozial- und Familienminister der Länder invol­viert, die sonst wegen jeder Zahlung gros­ses Wehklagen anstim­men. Schiebt man aber den Kirchen etwas zu, schweigt man dis­kret. Eine sol­che Vermischung von skan­da­lö­sem, kle­ri­ka­lem Fehlverhalten mit kos­ten­träch­ti­ger staat­li­cher Fürsorge ist mit einer lai­zis­tisch ver­stan­de­nen Demokratie unver­ein­bar und auch für jeden Menschen mit Verstand nicht nach­voll­zieh­bar.

(Bildquelle: toonpool.de)

[Erstveröffentlichung: Freigeist Weimar]