Allein der Gedanke an Mathematik treibt so manchem den Angstschweiß auf die Stirn. Doch jeder Mensch, ja selbst Tiere besitzen ein Basistalent im Umgang mit Mengen und Zahlen. Neurowissenschaftler suchten nach dem Sitz der Rechenkunst im Gehirn und stießen dabei auf Nervenzellen mit Lieblingszahlen.
Aus: Gehirn&Geist;, April 2011
Mathematik gehört zu den gefürchtetsten Fächern in der Schule. Dabei besitzt jeder Mensch einen angeborenen Sinn für Zahlen, wie der Neurobiologe Andreas Nieder von der Universität Tübingen in der neuen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Gehirn&Geist; (Heft 4/2011) berichtet. Ja selbst einige Tiere, wie etwa Löwen, können Mengen voneinander unterscheiden.
Experimente an Rhesusaffen bewiesen: Das Gespür für Größenordnungen und Zahlen wird durch spezialisierte Nervenzellen im Stirnhirn und im hinteren Scheitellappen vermittelt. Bei seinen Versuchen bemerkte der Tübinger Forscher, dass einige dieser Neurone immer nur dann antworteten, wenn sich die Tiere eine bestimmte Nummer merkten. Erstaunlicherweise hatte jede Zelle ihre eigene Lieblingszahl und antwortete nur schwach auf die angrenzenden Zahlenwerte.
Das Gehirn beherbergt sogar auf einfache Rechenoperationen spezialisierte Neurone, wie Andreas Nieder herausfand. So feuerten manche Zellen des Rhesusaffengehirns besonders stark, wenn die Primaten die "Kleiner als"-Regel anwendeten, während andere Neurone die "Größer als"-Regel bevorzugten.
Das präzise Zählen ist allerdings nur uns Menschen vorbehalten, denn hierfür ist Sprache unentbehrlich. Jedoch basiert unser exaktes Rechenvermögen offenbar auf dem evolutionär älteren Schätzsystem.