YouTube - wo die Monotonie reagiert

Von Bettina @aufgerouget
Ich gucke kaum YouTube mehr. Selten. Äußerst selten. Und wenn dann doch, kann ich oft nur den Kopf schütteln und wende mich lieber nach kurzer Zeit anderen Dingen zu. Warum zerreißen sich Mädchen in meinem Alter oder jünger in Vlogs, in denen sie klagen, dass sie sich hässlich werden. Und dann wird auch noch über diese gespottet? Und immer wieder diese schnellen Videos mit möglichst vielen Jokes in kurzer Zeit, die dann aufgrund übertriebener, clownesker Mimik und mittelmäßigen Inhalts lustig sein sollen? Hört ihr mich lachen?Ihr denkt jetzt wahrscheinlich, vor allen Dingen, wenn ihr jünger als ich seid:Was will die Alte? Die ist Mitte 20 und hat bei Youtube eh nichts verloren. Das mag sein. Irgendwie scheine ich mangels Freizeit als Studentin mit analogen Hobbies und diversen Nebenjobs/Kulturprojekten oder aufgrund anderer Interessen aus der Zielgruppe rausgerutscht zu sein. Aber so abgedroschen es auch klingen mag:Früher war alles besser.Eben auch Youtube. Und ich rede eben von der Zeit der ersten, kleinen Youtuber Generation. Als Lynne, Ebru, Reni, Koko, Mara, Magi, JadoreDior, NetmomFreundin (heute als Christine Valeska unterwegs), ChrissiCosmetics und viele andere das Maß aller Dinge waren und eine MaryMerkel sich noch Maren statt Mary nannte und als beautypeachiii über eine eher bedenkliche Master Cleanse Diät vloggte - sie hat sich inzwischen positiv zum Guten verändert, wie ich feststellen konnte.Und Bibi, Melina, DagiBee? Die gab es damals noch nicht und selbst HerrTutorial, heute eben VJ und Vielblogger Sami Slimani war noch ein kleiner Fisch im großen Teich. Eigentlich gab es aber schon immer (mit Ausnahme von Magi und Lynne vielleicht) die großen Schminker auf den englischsprachigen Kanälen.Inzwischen ist halt die YouTube Community keine Community mehr, aus Reviews als Produkttests in Videoform wurde bezahlte Werbung, aus Freunden innerhalb einer Community Konkurrenten oder Verbündete in Jagd um die Klicks. Aus anderen Communitymitgliedern wurden Fans, erst wurde aus Sternen Daumen hoch und Daumen runter, dann wurden die Videoantworten abgeschafft - eine tolle Möglichkeit zuvor, mit einander zu kommunizieren. Und am wichtigsten wurde der Support, das "Gebettel um Klicks, Likes, Retweets", wie manch einer gern lästerte.Aber etwas Wahres ist eben auch dran: Ohne ihre Fans sind YouTuber nichts. Ihre Reichweite verleiht ihnen ungeahnte Macht. Macht, die viele traditionelle Medien wie Zeitung und Fernsehen gewaltig unterschätzen. Der Auslandsreport berichtete gestern über Youtubekinder in den USA. Sonst aber sind eher selten, vielleicht vereinzelt bei taff Berichte oder Beiträge aus der Youtubewelt zu finden. Nur die Printmedien der Jugendkultur berichten über Youtubestars - sind Shirin, Dagi, Bibi und Co. doch die "Boybands" der heutigen Generation, die Stars zum Anfassen. Das erinnert mich unwillkürlich an den Bravopunkhype der Ärzte in den 80ern und das sie sowohl in Interviews als auch in ihrer Biographie "Ein überdimensionales Meerschweinchen frisst die Erde" sich so dazu äußerten, dass es ein seltsames Gefühl war, so viele Fans zu haben und dann eben doch nur mäßigen Erfolg. Aber kritische Berichterstattung zu dem Instagram- und Youtubekosmos? Eher selten wird berichtet, beispielsweise bei der KylieJennerChallenge, die darin besteht, durch Unterdruck mit einer PET-Flasche die Lippen dicker zu machen. Aber kritische Auseinandersetzung mit Youtubern? Die findet man nur auf Youtube (Ihr könnt mir gerne Empfehlungen in die Kommentare posten!) oder allenfalls noch vom NeoMagazin Royale. Und wer da den Sami Slimani zu Konfetti upcycelt, bekommt gleich etwas vom Anwalt zu hören.

Fernsehen gucke ich kaum noch. Einen eigenen Fernseher besitze ich nicht. Denn es ist langweilig. Überall Pseudodokus mit schlechten Schauspielern, Realityformate wie Big Brother in neuen Look (=NewTopia) und Serien und Blockbuster werden bis zum Erbrechen wiederholt. Wer gute Serien gucken will, hat einen Streamingdienst. Und da geht es auch schneller mit der Erstausstrahlung und rund um die Uhr.Diese Monotonie wie im Programm von Prosieben (taff, TV Total, How I Met your mother, red, andere Serien wie Two and A Half Man, Simpson, Schlag den Irgendwas, TV Total Sportevents, dann mal GNTM und das war es dann schon langsam ...) macht sich aber eben auch bei Youtube breit. Überall dieselben TAGs, dieselben Produkte werden in den Himmel gelobt und eine kritische Review? Das letzte Mal bei Christine Valeska gesehen. Sonst ist immer alles supi. Und ich habe es euch gleich verlinkt ...
WAS TUN GEGEN DIE YOUTUBE MONOTONIE der TAGs, 10 Dinge, 20 Fakten und FavoritenHaul-WeißderGeier-LikeMich-Videos?
Beliebte Videos gibt es immer. Aber die sind eben auch eher seicht. Es soll ja den Massen gefallen. Ein Whiskyverkoster oder eine Büchermaus wird wohl eher weniger Youtubestar. Oder täusche ich mich?Vlog, Let's Plays, Comedy und Schmink- und Fashionvideos konsumstarker Mädels - das ist viel geklickt, viel geliket und vielfach angepriesen. Diese Menschen veröffentlichen Platten, Bücher oder gehen auf Tour und verticken die Karten für 26 Euro. Und das schlimme: Viele Eltern wissen nicht mal, wer da die Idole ihrer Kinder sind. Meine Eltern haben damals erst einmal "Die Ärzte" gegoogelt und recherchiert, bevor ich als Jugendliche aufs Konzert durfte. Aber in den 2000ern waren das eh andere Zeiten. Ich bin ehrlich gesagt ganz froh, jetzt keine Jugendliche zu sein. Heute geht dank Internet noch alles viel, viel schneller als ohnehin. Man muss immer Up To Date sein, Oberflächlichkeiten und Statussymbole wie die Michael Kors Uhr, die passende Tasche, die Longchamp, die Ray Ban sind im Selfiezeitalter nötiger denn je. Und statt sich ab und an auf die Schule zu konzentrieren oder durch Hobbies Selbstwirksamkeit zu erfahren, wollen viele sich berieseln lassen und können das dank Handy oder Tablet eben auch überall und zu jeder Tageszeit. Es muss sehr schwer sein, in dieser Zeit zur Jugend zu gehören. Entweder, du schwimmst mit dem Strom und deine Eltern lassen dich das alles mitmachen oder deine Eltern sind strikt, verbieten die Internet und Fernsehen und du wirst als einzige Klavierschülerin, die nicht über DSDS mitdiskutieren kann zum Außenseiter. So oder so ähnlich wurde mir das von einigen Jugendlichen beider Gruppen berichtet. Must-See-Youtuber gibt es allemal. 
Es folgen ... einzelne Videogruppen im Detail, ich möchte das hier nicht zu lang werden lassen. 
Einen schönen Abend wünsche ich euch und als Programmtipp für die unter euch mit einem Fernseher: 22:15 Uhr ZDF neo einschalten und mit mir auf Twitter via Hashtag #JeSuisWeselsky diskutieren. Keine Sorge! Das Ganze ist auch nicht gesponsert von der GDL. Und es werden auch keine Witze über den Holocaust gemacht. Das hoffe ich zumindest ... Aber bei Twitter kann man nie wissen.
Keine Moral der Geschicht ist:
Alle mögen ist keinerfalls Pflicht,
irgendwer mag dich ohnehin nicht.
Denn du musst nicht alle toll finden. Auch negatives Feedback ist hilfreich. Insbesondere, wenn darauf abzielt, dein Projekt zu verbessern. Und genauso wenig wirst du es je schaffen, das andere dich mögen.