“You are the Members of MAYDAY” Der Nachbericht von Dabe

Erstellt am 6. Mai 2011 von Deepgroove


Wenn Dominik Eulberg in die Polizeikontrolle gerät, Marusha jeden abknutschen will, Nikolaus Schär von seiner oben-ohne Mayday ’93 erzählt, niemand Klaus Jankuhn erkennt, Golden Scans zucken, ein Electro-Voice MT4-Soundsystem ausgepackt wird und 27.000 Raver antreten, dann weiß man doch, dass die Mutter aller Raves etwas Großes vor hat.
20 Jahre Mayday, und so vieles erinnert noch an 1991.

Noch nie in der Geschichte der Westfalenhallen in Dortmund fand solch eine große Veranstaltung statt. 6 der 10 Hallen waren in gebrauch. 5 davon in Form von Dancefloors, die insgesamt über 24.000 qm Fläche fassten. Mehr als 27.000 Raver tanzten zu den Hallen an.

Mit einer zunehmenden Einnischung der elektronischen Tanzmusik, müssen auch zunehmend mehr Bereiche entstehen um eine möglichst große Bandbreite abzudecken.
Marusha erzählt von den ersten Raves in Berlin, die, wenn es gut lief, von 200 Technoheads besucht wurden. Die ersten großen Partys zählten dann kurze Zeit später 5000 Raver und es war einfach “so… WOW”.

Dass das, was jetzt gerade passiert, so mal passieren wird, daran dachte 1991 niemand. Der Moment zählte und es waren unvergessliche Momente einer unvergesslichen, niewieder einkehrenden Zeit; um mich in Marushas Worten auszudrücken.

Die Veranstalter – I-Motion – gaben sich größte Mühe vor allem dem Twenty Young Dome diese unbekümmerte Zeit der 90er Jahre wieder einzuhauchen.
Dafür besorgten sie aus ganz Deutschland Equipment, wie 250 der konventionellen “PAR-Kannen”, “Golden Scan” Scanner-Lampen und das Electro-Voice MT4-Beschallungssystem, das schon in den Ersten Mayday-Jahren seinen Einsatz fand.

Legenden, wie Hooligan, Ilsa Gold, Marusha, Westbam, Tanith, Members of Mayday, Takkyu Ishino, Miss Djax und Ravers Nature heizten den Dome mit ihren alten Platten aus vergangenen Zeiten ein.

“Gute Musik ist zeitlos”, sagt Marusha und erklärt uns, dass sie heute auf der Mayday seit bestimmt 5 Jahren wieder ein Classic Set spielen wird. Es sei jedes Mal etwas besonderes, da sie ihre alten Platten nicht zu oft spielen möchte um die Magie, den “Sex des Vinyl” nicht aus den Augen zu verlieren. “Ich bin einfach oldschool!”

00:00 Uhr. Pressekonferenz.

Ich war ein bisschen zu früh und fragte einen älteren Mann vor der Tür: ” ‘Tschuldigung, wo geht’sn hier zu den Toiletten?” Ich bekam eine knappe Antwort und machte mich auf den Weg…

Baff war ich, als später genau dieser Mann vorn auf dem Podium vor einem Rednerpult saß. Er war Klaus Jankuhn, Produzent von WestBam und Szene-Urgestein. Die beiden produzieren alljährlich eine Mayday-Hymne unter dem Pseudonym “Members of Mayday” und sind die einzigen Artisten, die bei jeder Mayday dabei wahren.

Somit war fast die komplette Low Spirit Gründer-Crew am Start, zu der sich die Anwesenden William Röttger, Klaus Jankuhn und WestBam sowie die nicht anwesenden Fabian Lenz aka DJ Dick (Bruder von Westbam und Ex-Mann von Marusha) und Sandra Molzahn zählen.

Auf die Frage, ob Klaus Jankuhn heute eher auf dem Twenty Young Dome Floor vorzufinden sein wird oder doch auch in anderen Bereichen antwortete er: “Ich werde mir alle Bereiche ansehen, erkennen tut mich ohnehin niemand, ich werde höchstens mal nach den Toiletten gefragt *lacht*”

Nun gut, das war mir dann ein bisschen peinlich, aber zugegebener Maßen hielt sich Jankuhn immer mehr im Hintergrund des Ravegeschehens auf.

In eine bremsliche Situation geriet auch Nikolaus Schär, Vorsitzender von I-Motion und somit Hauptorganisator der Mayday, als Marusha von seiner ersten Mayday 1993 in Dortmund erzählte, in der er angeblich oberkörperfrei und ausgelassen gefeiert haben soll.
“Nun ja, es war eben heiß”, antwortete Nikolaus Schär ganz cool mit einem Grinsen auf den Lippen und verschaffte sich somit Sympathie.
Eine Organisationsleitung mit Herzblut und nicht etwa ein maßloser Kapitalist, wie Rainer Schaller.
Im Bezug auf eine Reporterfrage beschwerte Schär sich über die “laienhafte Organisation” der Loveparade, die bekanntlicherweise am 24. Juli 2010 in Duisburg so versagte, dass 21 Menschen in einer Massenpanik ihre Leben ließen.

Schär hält höchste Sicherheitsstandards ein und bedauert die Tragödie von Duisburg.
Er wünscht sich von Marusha “Over The Rainbow” und es zeigte sich, dass sein Wunsch später auch in Erfüllung ging, als die Berlin Techno Queen ihr Set um 1:30 Uhr einläutete.

Wie sich in einem Small-Talk feststellte, ist Marusha eine total sympathische, kesse Frau. Sie erzählt von ihrer “Musikbibel”, eine Art Zeitreise durch die Technoszene, und über die Reizüberflutung an elektronischer Musik, die das Internet bietet. Es wird zunehmend schwerer sich einen Namen zu machen und selbst sie habe mehr Probleme ein neues Album zu vermarkten. Marusha freut sich schon drauf ihre ganzen alten Kollegen abzuknutschen und hat bis kurz vor ihrem Auftritt vor lauter Interviews und Konferenzen noch fast garnichts von den Hallen gesehen. Na dann wird’s aber mal Zeit.

Der kleinste Floor, das Mixery Casino, befasste sich mit House Musik. Künstler, wie Format:B, Dominik Eulberg, Chymera, Ante Perry, Butch, Tube & Berger, Tom Novy oder Dabruck und Klein ließen die 4 Wände des Floors beben.
Besonders Format:B glänzte mit einem pompösen Set.

Das Empire war der raue Techno-Floor. Jeff Mills und Len Faki spielten unsagbar treibende, straighte bis hypnotisierende Sets. Sie waren am inspirierendsten für mich und luden das Publikum auf eine ekstatische Feierreise ein.

Im Factory widmete man sich den Härteren Styles. Um mal Lenny Dee, Outblast, Korsakoff und Angerfist zu nennen.

Die Arena war umwerfend. Ob unten auf dem Dancefloor oder rundherum auf der Tribüne. Ein Schmaus für Auge und Ohr in einer unvorstellbaren Dimension. Die Laser zogen einen in ihren Bann.
Anthony Rother, Turntablerocker, WestBam, Paul van Dyk und viele mehr gaben sich die Klinke in die Hand.

Bis um 9 Uhr wurde das 20-jährige Jubiläum ausgiebig und gebürtig gefeiert. Beim Verlassen der Halle konnte man garnicht realisieren, was da in den letzten 15 Stunden passiert ist.
Immer noch in Faszination schweifend fuhren wir los. Keine 400 Meter und schon wurden wir zur allgemeinen Verkehrskontrolle angehalten.
Echt lästig, das war unsere Nummer 1 von 3 auf der Strecke zwischen Dortmund und Traben-Trarbach.

Das Lustige an der ersten war, dass einer der Acts, Dominik Eulberg, direkt nach uns rausgewunken wurde. Wir hatten kurz Zeit ein bisschen zu reden und das oben eingefügte Foto zu schießen.

Es war eine unglaubliche, lange Nacht mit vielen Eindrücken und ich bin mir sicher ich habe in diesem Text mehr als 2/3 vergessen.

Keep on raving! In diesem Sinne: Auf die nächsten 10 Jahre Mayday!

www.mayday.de