Yin, eine Migrantin aus Burma

Von Bankrutfarang
Yin Win Thu kam mit 17 nach Thailand. Eine Freundin von ihr arbeitete schon in Ban Krut. Mit 16 hatte sie die Schule beendet und wusste nicht, wo und wie sie Geld für sich und ihre Familie verdienen sollte. 

Yin Win an ihrem Arbeitsort im Coffee Next Door in Ban Krut.

Eine weitere Ausbildung kam nicht in Frage, denn ihre Eltern haben noch die vier jüngeren Geschwister zu versorgen. Sie sind Kautschukfarmer und besitzen ein kleines Stück Land. Überhaupt, in Burma gibt eine Familie durchschnittlich 70 Prozent des Einkommens für Nahrung aus. Zum Vergleich: in Thailand sind es 32, in der Schweiz nur 7.

Heute ist Yin 20 und arbeitet im Coffee Next Door in Ban Krut. Erst verdingte sie sich in einem Resort, dort wo ihre Freundin arbeitete, als Zimmermädchen und Hilfe für alles. Dann fand sie bei der Familie Noo Unterschlupf. Die betreiben in Ban Krut 3 Restaurants und ein kleines Resort. Als die Familie das Café baute, wurde sie zur Mithilfe ausgewählt.

Sie wuchs in der südlichsten und wenig besiedelten Provinz Myanmars, Tananthayri, unweit des Städtchens Palaw auf. Palaw liegt am Indischen Ozean an der einzigen Strasse, die Yangoon mit dem Süden Burmas verbindet zwischen der Hauptstadt Dawei und Myeik.


Palaw an der Andaman See, gut 3 Stunden per Bus von Dan Singkhon entfernt.

Das Land ist abgesehen vom einem schmalen Küstenstreifen bergig und von dichten Wäldern bedeckt. Der höchste Gipfel liegt mit wenig Küstenabstand 1'500 Meter über Meer. 

Im  Tanintharyi Nationalpark, der 2002 gegründet wurde und sich über 3'160 Quadratkilometer bis zur Grenze von Thailand erstreckt, dort an den Kaeng Krachan Nationalpark grenzt, gibt es Tiger, Leoparden, Elefanten, Tapire und Hirsche. Allerdings wird das Gebiet auch besiedelt und für den Anbau von Ölpalmen genutzt, da es keine staatlichen Mittel zum Schutz gibt.

Yin gehört der Volksgruppe der Bamar an. Burma oder Myanmar, wie es seit 1989 heisst, war in der Geschichte nie ein vereinter Staat dieser Grösse. Erst die Engländer hatten alle im 19. Jahrhundert eroberten Gebiete zum Gebilde Burma gemacht, gaben den verschiedenen Völkern aber eine gewisse Selbstständigkeit. 


Ethnien und ihre Gebiete in Burma zur Englischen Kolonialzeit.

Nach dem Krieg und der Unabhängigkeit 1949 entstand der Vielvölkerstaat Burma mit heute 53 Millionen Einwohnern. 68% gehören den Bamar an, 9% sind Shan, 7% Karen, 4.5% Rohingya, 2.4% Mon, 1.4% Kachin. Dazu gibt es weitere Ethnien mit kleinerem Anteil. 

Seit der Staatsgründung fordern Minderheiten wie die Shan und Karen Autonomie. Seither und bis heute gibt es in diesen Gebieten bewaffnete Konflikte. Gerade erst Ende September drangen wieder Nachrichten von Gefechten bei Myawaddy zwischen der Karen National Liberation Army und der Thadaw, wie die Armee Burmas genannt wird, in die Presse.

Das seit 1962 herrschende Militär hat in den letzten 20 Jahren enorm aufgerüstet, die Aufständischen zurück gedrängt und unterhält jetzt eine Armee von 500'000 Mann (!). Rund 20% des Staatshaushaltes werden dafür ausgegeben.

Über 100'000 Menschen, vor allem Karen, leben als Flüchtlinge in Lagern im Norden Thailands, etliche Zehntausend wurden von den USA, Kanada und anderen Staaten aufgenommen. Im Land selbst sollen bis zu 2 Millionen Leute aus ihren angestammten Gebieten vertrieben worden sein.


Karen Flüchtlingslager im Norden Thailands.

In Tanintharyi, früher Tenasserim, blieb es ruhig, es wird zumeist von Bamar bewohnt. So wuchs Yin ohne Wissen über die Umstände ihres Landes auf, besuchte die staatliche Schule und erfuhr erst in Thailand, was in ihrer Heimat alles geschieht.

Mehr als 2 Millionen Menschen aus Myanmar sollen in Thailand arbeiten, gut die Hälfte wohl ohne Papiere und entsprechend ihren Arbeitgebern ausgeliefert. 

In Thailand entstand durch den wirtschaftlichen Aufschwung ein enormer Bedarf an Arbeitskräften für minderwertige Tätigkeiten, welchen Migranten aus den umliegenden Ländern ausfüllen.

In Ban Krut sind geschätzt mehr als die Hälfte aller Zimmermädchen der Resorts und Kellnerinnen in den Restaurants aus Burma. Männer arbeiten in der Fischindustrie Bang Saphans.


Trotz Heimweh hat sie seit 3 Jahren ihre Familie nicht besucht.

Yin hatte Glück. Ihr Arbeitgeber behandelt sie gut, besorgte die Arbeitserlaubnis und bezahlt einen Monatslohn von 6'500 Baht. 

Essen und Wohnen kann sie bei der Familie. Ihr Arbeitstag dauert von morgens 7 bis abends 7, 7 Tage die Woche. Sie erhält aber freie Stunden, wenn sie die benötigt, ab und zu auch freie Tage, wenn ihre Chefin nach Bangkok reist.

In den 3 Jahren Ban Krut ist sie noch nie zu Hause gewesen. Einmal kam ihre Mutter sie besuchen. Sie will bleiben, bis sie genug Geld auf der Seite hat. Ihr Traum ist ein eigenes Kaffee in Palaw, mit 25 heiraten und 3 Kinder kriegen.

Von den 6'500 Baht spart sie 6'000.