Das Yeshe Lama ist ein Dzogchen-Handbuch mit grundlegenden Anweisungen, die den innersten Zyklus der Upadesha-Lehren umfasst. Angefangen mit den grundlegenden Praktiken um Samsara und Nirvana zu unterscheiden, beschreibt es ganz klar die Dzogchen-Praktiken des Trekchö und Thögal. Diese sind äußerst geschwinde Praktiken, die einen zur Verwirklichung des Regenbogenkörpers führen und somit zur vollständigen Verwirklichung der Buddhaschaft. Praktiziert man diese Lehren mit großen Eifer und mit großer Hingabe, dann ist es möglich, innerhalb eines Lebens Buddhaschaft zu realisieren.
Khorde Rushan – Samsara & Nirvana unterscheiden
Um die Praktiken von Trekchö und Thögal auch tatsächlich zur Frucht zu bringen, ist es vorher notwendig, Samsara und Nirvana durch bestimmte Übungen zu unterscheiden. Auf der Stufe des Mahayoga gibt es die vorbereitenden Übungen (Ngöndro). Mittels dieser Praktiken werden bisher angesammelte Verunreinigungen der drei Tore – Körper, Rede und Geist – beseitigt und die Sicht für die nachfolgende Praxis der Drei Wurzeln – Guru, Deva und Dakini – gereinigt. Das Ngöndro bereinigt eben die bisher angesammelten Verschleierungen und Sichttrübungen.
Darauf aufbauend oder man kann auch sagen, dass es weiterführend ist, bereinigen auf der Stufe des Atiyoga die Praktiken des Khorde Rushan (tib., ‘khor ‘das ru shan) die noch bestehenden Samen für weitere Inkarnationen. Aus diesem Grund gibt es äußere, innere und geheime Übungen, die die Samen für Wiedergeburten in den sechs Daseinsbereichen bereinigen und Körper, Rede und Geist entsprechend schulen.
Eine Funktion des Khorde Rushan besteht darin, dass durch diese Übungen die Samen aktualisiert und vor ihrer späteren Auswirkung einer Wiedergeburt jetzt schon zur Reife gebracht und somit erschöpft werden.
Abschließend wird die Natur des Geistes erforscht. Dafür können verschiedene Stützen für den Geist in Form von Keimsilben verwendet werden.
Stützen des Geistes findet man bereits in den Visualisationspraktiken des Mahayoga bei der Erzeugungsstufe, wo mit bestimmten Keimsilben die Welt in essentiell reiner Form erschaffen wird. Somit kann man auch die verschiedenen Übungen der Gottheitenmeditation im Mahayoga als Übungen des Dzogchen in Mahayoga-Form verstehen.
Aus dem Yeshe Lama
“Zuerst um die Samen der vier Kayas auszusähen sowie den Praktizierenden für die Meditation des geschwinden Pfades geeignet zu machen, werden durch das Eintreten [des Praktizierenden] in das große Mandala der Ermächtigung, alle Aktivitäten, die zur Reife führen, zu diesem Zeitpunkt erworben. Um alle diese Lehren zu geben und dann die Ermächtigung zu übertragen, ist nicht nur unlogisch, sondern ein unerfreuliches Spektakel für jene, die die Bedeutung der Tantras verstehen.
Zweitens aus der Perspektive der Definition macht dies – das unübertroffenen Fahrzeug der Vajra-Essenz – das Ergebnis zum Pfad. Das ist der Grund, warum die eigentliche Basis aller Pfade zur Buddhaschaft führt. Die Natur des Resultats begegnet ebenfalls dem Gewahrsein. Wenn wir zu allererst den Grund mit seiner eigentlichen Natur betrachten, dann ist das, als ob man einen Tempel erblickt, aber nicht die drei Stützen darin. Die tiefgründigen und deutlich leeren Erscheinungen als bloße Begriffe zu verstehen, von denen sich einer auf den anderen bezieht, ist einfach ungenügend für das Begründen von Vertrauen in die Sicht und Meditation. Vielmehr ist das Berücksichtigen der eigentlichen Natur ohne den Grund vergleichbar wie das Sehen der drei Stützen [im Tempel], aber dabei zu vergessen, ihre Merkmale zu erkennen. Obwohl man dies intellektuell durch die vier Lehrsätze und durch die Mittel der acht Begrenzungen frei von Ausschmückung verstanden hat, ist es unsicher, weil es keine innere Erfahrung dazu gibt. Begreift man, dass dies [Rigpa] nicht der Grund oder die eigentliche Natur ist, ist als ob man weder den Tempel noch die Statue des Shakyamuni darin sieht. Die Lehren besagen: „Phänomene sind ohne inhärente Existenz.“ Macht man dies zum Pfad bloßer geistiger Überlegungen, dann verfehlt man die Begegnung mit der Natur, die ohne inhärente Existenz ist. Darum ist [die Große Vollkommenheit] nicht wie eine Philosophie, die sicherstellt, dass der Tod wie gewohnt eintreten wird.
Hier schließt die Sicht der Herzessenz der natürlich Großen Vollkommenheit sowohl die eigentliche Natur als auch den Grund ein. Genauso wie man Stütze und Unterstützendes sich verhalten, so ist man in der Lage, eine unmittelbare Erkenntnis der natürlichen Befreiung zu erlangen, ohne von der Vorstellung einer Sicht oder Meditation abhängig zu sein.
Beim Zweiten gibt es zwei Abschnitte, beginnend mit den mündlichen Anweisungen für Trekchö für jene mit überragenden Fähigkeiten, die ohne Meditation Befreiung mit vollem Vertrauen erlangen. Durch das Meditieren von Thögal werden jene mit großem Eifer die Phänomene des Pfades der drei Kayas befreien und Erleuchtung erlangen, ohne einen Körper zurückzulassen.”
Bardo und Nirmanakaya
Weitere Teile des Yeshe Lama sind für jene gedacht, die nicht in der Lage waren, schon zu Lebzeiten Befreiung zu erlangen. Für diese gibt es die Lehren von den Zwischenzuständen, die man bereits als Vorbereitung während des Lebens einüben kann.
Schließlich finden sich noch die Lehren für eine Wiedergeburt in den reinen Nirmanakaya-Bereichen im Yeshe Lama. Sollte auch im Zwischenzustand nach dem Tod Befreiung nicht erlangt werden, dann besteht für Praktizierende noch die Möglichkeit, in einem reinen Nirmanakaya-Land wiedergeboren zu werden und von dort aus eben Befreiung anzustreben.
The Yeshe Lama: Jigme Lingpa’s Dzogchen Atiyoga Manual
Here is the great Yeshe Lama, the most renowned, comprehensive and the most efficacious of the Dzogchen manuals. It is a sourcebook for Dzogchen Breakthrough/Leapover precepts. Certainly, the Yeshe Lama lives up to its reputation. It is still the crown jewel of the latter-day Dzogchen lineages. It is at the apex of the Longchen Nyingtik corpus of literature, presenting the essential Dzogchen yogas in pith instruction. The Longchen Nyingtik is based firmly in Longchen Rabjampa’s vision, a massive, vast and profound Dzogchen vision written down as the Seven Treasuries, which in turn were based intimately upon the tantras of the Nyingma Gyubum, the treasure house of Dzogchen. The translation (…)