Der Anfang der nuklearen Kette ähnelt einer Terra incognita. Über dem Uranerzbergbau liegt seit fünfundsechzig Jahren ein Geflecht aus Geheimhaltung und Desinformation. Selbst nach Tschernobyl und Fukushima spielen die verheerenden Folgen des Uranerzbergbaus so gut wie keine Rolle.
Deutschland hätte allen Grund zur Sensibilität: In Sachsen und Thüringen existierte bis zur politischen Wende der drittgrößte Uranerzbergbau der Welt. Er trug den Tarnnamen Deutsch-Sowjetische Aktiengesellschaft WISMUT. Bis 1990 lieferte die WISMUT 220.000 Tonnen Uran in die Sowjetunion. Etwa 99,9 Produzent des Erzes, das hier gebrochen und zu Uran verarbeitet wurde, waren unbrauchbare, aber giftige und radioaktive Rückstände. Deren sichere Verwahrung gehört überall in der Welt zu den ungelösten Problemen der Uranherstellung.
Seit zwanzig Jahren versuchen Tausende ehemalige Bergleute mit gigantischem Aufwand, ihre Vergangenheit zu bewältigen. Die Beseitigung des radioaktiven Mülls kostet den Steuerzahler am Ende fast sieben Milliarden Euro, doch ein Ende ist noch nicht in Sicht.
Der Film begleitet fünf Jahre lang das größte Sanierungsprojekt in der Geschichte des Uranerzbergbaus – ein Projekt, das von der bundesdeutschen und internationalen Öffentlichkeit kaum wahrgenommen wird. Er nimmt den Zuschauer mit auf eine Reise, die von den ehemaligen Uranprovinzen Thüringen und Sachsen zu den großen Uranminen der Welt in Namibia, Australien und Kanada führt.
Quelle: http://www.yellowcake-derfilm.de/index.php?id=52
“Wohin mit dem radioaktiven Müll?” ist seit vielen Jahren einer der brisanten politischen Streitpunkte in Deutschland. Der Streit um das geplante Atomendlager Gorleben und die skandalösen Berichte um die Erprobung der Schachtanlage Asse II sind ein Thema, das die Menschen auf die Straße bringt – auch und gerade in den letzten Monaten. Weitgehend von der Öffentlichkeit unbemerkt hingegen ist ein Problem im Zusammenhang mit der Atomenergie, das mindestens ebenso wichtig erscheint: Was passiert mit den Hinterlassenschaften des Uranerzbergbaus? Der Dokumentarfilmer Joachim Tschirner hat mit Yellow Cake: Die Lüge von der sauberen Energie einen Film über das Thema gedreht, der einem Angst und Bange macht.
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Während in Deutschland immerhin der Uranbergbau schon lange eingestellt ist, geht die Suche nach dem wertvollen Metall in anderen Ländern unvermindert weiter. Mit dem Energiehunger von China und Indien und der Renaissance der Kernenergie als “Brückentechnologie” (weltweit befinden sich gerade 150 neue Atomkraftwerke im Bau oder in der Planung) ist der Uranbergbau ein lukratives Geschäft mit exponentiell steigenden Profiten. Um das Zwanzigfache hat sich der Preis für Uran in den letzten Jahren gesteigert und bringt vermeintlichen Wohlstand nach Namibia und in andere Länder, wo die Auflagen und Bestimmungen nicht so “streng” sind wie anderswo. Allerdings gilt auch dort, was man auch in Deutschland besichtigen kann – sei es im Bezug auf kriselnde Banken oder bei Energiekonzernen: Die Gewinne der gefährlichen Geschäfte werden gerne mitgenommen, die Verluste und enormen Risiken trägt die Allgemeinheit. 99,3 Prozent des abgebauten Gesteins ist für die Gewinnung von Uranoxid (“yellow cake” genannt) unbrauchbar, mit verschiedensten Schwermetallen belastet und stark radioaktiv strahlend wird es unzureichend gesichert gelagert, verseucht den Boden, die Pflanzen das Grundwasser, kurz: die Lebensgrundlagen ganzer Landstriche.
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Das Problem ist nur: Diejenigen, die aus diesem Film ihre Lehren ziehen könnten, werden einen Teufel tun, ihn sich anzuschauen. Und diejenigen, die ihn sich anschauen, sind sowieso gegen die fragwürdigen “Segnungen” der Atomkraft. Bei aller Akribie und aufklärerischen Arbeit, die Joachim Tschirner mit seinem Film leistet, haftet dem Werk der vermeintliche “Makel” der vergeblichen Liebesmüh an. Was aber keineswegs als Argument gegen Yellow Cake: Die Lüge von der sauberen Energie verstanden werden soll, sondern eher als Resignation angesichts der normativen Kraft des Faktischen.
Quelle: http://www.kino-zeit.de/filme/yellow-cake-die-luge-von-der-sauberen-energie