Es begab sich also zu einer Zeit, da gab es ein Tal mit vielen großen Seen, umrandet von bewaldeten Bergen. Auf dem südlichen See, Lago de Xochimilco, gab es die künstlich angelegten schwimmenden Gärten, dieChinampas. Ein großes Kanalsystem verband die Orte im “Valle de México”.
Dann kamen die Spanier, zerstörten das Kanalsystem und legten die Seen trocken.
Xochimilco war ein selbständiger Ort, der 919 gegründet wurde. 1928 eingemeindet ins große México City D.F. (Distrito Federal) wurde der Ort zu einem Stadtteil. Auch heute noch gibt es die landwirtschaftlich genutzten schwimmenden Gärten und ein Kanalsystem, winzig, im Vergleich zu dem was einmal war.Die Hauptattraktionen sind die bunten Gondeln, Trajineras genannt, auf denen man, wie in Venedig, durch die Kanäle schippert. In der Mitte ein goßer Tisch, auf denen die Gondelreisenden in der Regel ihr Picknick ausbreiten. Hat man vergessen sich etwas mitzubringen, kein Problem, nur etwas Geduld, bald wird eine andere Gondel mit diversen mexikanischen Gerichten, meistens Quesadillas, Papas frittas, Obst, Tacos etc., vorbei schwimmen, die dann zu kaufen sind. Und natürlich Getränke, wer möchte kann auch ein Bier mexikanischer Art erwerben, dann gibt es den Becher mit einem leckeren roten Pulver am Rand, bestehend aus Chile, Limón und Salz. Allerdings habe ich noch keinen Mexikaner getroffen, der bzw. die das mochte. Auf Musik braucht man auch nicht zu verzichten, nette Herren mit Gitarren kommen gelegentlich singend und klingend in Trajineras vorbei geschwommen.
Es gibt 2 Haupteingänge um zu den Trajineras und den Kanälen zu gelangen. Der eine ist der definitiv touristischere und damit vollere (speziell an Wochenenden) allerdings auch der Buntere.
Dort waren wir nicht.
Der andere führt durch den Parque Ecológico de Xochimilco und kostet Eintritt. Die Chinampas gehören zu dem UNESCO Welt- und Kulturerbe. Trotz alledem, wie so oft, gab es schwere ökologische Probleme und der Parque Ecológico wurde 1993 gegründet, um die Wasserwelt, die Gärten, Pflanzen und Tiere zu schützen. Umweltverschmutzung (an 1. Stelle die Luftverschmutzung) und illegale Bebauung erschweren dieses Vorhaben. Der Park muss sich selbst finanzieren und tut dies u.a. durch den größten Pflanzenmarkt Lateinamerikas. Wer es also etwas ruhiger mag und natürlicher, sollte sich unbedingt diesen schönen, sehr weitläufigen Park ansehen und für 200 Pesos die Stunde eine Trajineras mieten.
Unsere Reise dorthin begann mit der Metro Linie 2, der blauen Linie, bis zur Endstation Tasqueña. Ein großer Teil der Fahrt führt überirdisch durch den südlichen Teil der Stadt. In Tasqueña angekommen geht man zu dem kleinen Busterminal (es gibt noch das große Busterminal “Autobus Sur”, das nicht.) und versucht sich dort durchzufragen, da, leider, der Park nicht an den Bussen ausgeschrieben ist. Hat man dann den richtigen Bus gefunden, führt der Weg weiter in Richtung Süden.
Der Süden von México City ist der Lebensweise in den USA am nächsten, große Malls, Burger Könige, Wallmarts usw. und natürlich Gated Living. In manchen Gegenden sind fast alle kleineren Strassen durch verschlossene Gitter, Schranken (davor sitzen Wachmänner) und ähnlichem unzugänglich und nur mit Schlüssel oder Ausweis zu betreten. Spontane Besuche fallen aus und Sight Seeing ebenso. Das Absperren von eigentlich öffentlichen Strassen ist illegal, aber so ist auch Wahlbetrug und es passiert trotzdem. Naja, wie ich schon sagte, der südliche Teil Mexico Citys ist dem Lebensstil in den USA am ähnlichsten…
Etwa eine halbe Stunde (Stau ist meistens mit einzuplanen) später, fährt der Bus am Pflanzenmarkt vorbei und dann dauert es auch nicht mehr lange bis er den Eingang in den Parque Ecológico de Xochimilco erreicht.
Nachdem wir 25 Pesos/Person Eintritt bezahlt hatten, gingen wir erst einmal im Besucherzentrum pinkeln. Logisch, oder? Ist auch unbedingt zu empfehlen, da es keine Toilette auf den Trajineras gibt. Der Weg führt dann einen Bogengang entlang, direkt zu der Anlegestelle der Boote. Man mietet immer das ganze Boot und umso mehr Mitreisende, um so günstiger. Kaum setzte sich das Boot in Bewegung, packten unsere Mitreisenden (Freunde unserer Gastgeberin) ihre Fressalien aus und wir staunten nicht schlecht. Erst dann erklärte man uns, dass es so Brauch sei auf den Trajineras zu picknicken während man so da hin schippert…
Nach ca. 2 Stunden kamen wir an unserem Ausgangsort wieder an, verzaubert durch das Wasser, die Natur und die Stille. Wir sahen sehr viele Reiher und andere Wasservögel, eine Wasserschlange und (überraschender-weise) Kühe. Man zeigte uns das Flechtsystem, mit denen die schwimmenden Erdmassen zusammengehalten wurden und die dicken Taue, die dafür sorgten, dass das, was schwimmt, auch dort bleibt, wo es verankert wurde. Wir wären gerne noch länger geblieben, aber eine unsere Mitreisende musste später noch ihren Flug nach Hause (Tel Aviv) erreichen.
Einige Tage später sind wir nochmals in den ökologischen Park gefahren. Leider hat uns dann das all nachmittägliche Gewitter (es ist Regenzeit hier) erwischt und wir landeten unter dem Dach des Besucherzentrums mit einer herrlichen Aussicht auf den Park und die dahinter liegenden Berge, trotz Regens, packten unser Picknick aus und hatten eine schöne Zeit.
Bienvenido a México
Wie immer gibt es hier noch mehr Bilder
Und hier ein kurzer Film über unsere “Gondel” Fahrt (bitte klicken):