X-Triathlon Remchingen 2015

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Im letzten Jahr erwartete uns ja (bei meinem ersten Start) in Remchingen perfektes Triathlon-Wetter. Dieses Jahr sollte es dagegen perfektes Cross-Triathlon-Wetter werden mit zwar angenehmen Temperaturen um die 15-16°C, aber leichtem Regen bis kurz vor dem Start und wieder nachdem ich schon im Ziel war. Nachdem dieses Rennen schon 2014 so einen riesen Spaß gemacht hatte, war klar, dass ich es auch 2015 als eigentlichen Season Opener ansetzen würde. Da es sich aber nun ergab, dass ich mir vor dem Bärlauchlauf vor sechs Wochen einen Muskelbündel-Riss in der rechten Hüfte zuzog und ergo die vergangenen sechs Wochen fast gar nicht laufen konnte, war ich froh, überhaupt an den Start gehen zu können. Und selbst das war alles andere als sicher. Und total unsicher war ich mir, ob ich “halbwegs normal” schnell die 5k runterreissen können würde. Aber ich springe voraus – also der Reihe nach.

Die mal wieder suboptimale Vorbereitung sah vor, dass ich die meiste Zeit des Vortages sitzernderweise im Seminarraum verbrachte und mich müde und schlapp fühlte und ein Höllen-Kopfweh hatte. Und mich natürlich null bewegt habe. Ergo wachte ich mit Kopfweh, steif und unwillig auf und hatte im Grunde keine rechte Lust auf ein Rennen. Der Blick aus dem Fenster tat sein Übriges: 11°C, Nebel, Dauerregen.

Aber nun bin ich halt berufsbedingt etwas reflektierter und wissender, was die menschliche Psyche und die Kommunikation (auch mit sich selbst) betrifft und griff mal wieder in die gute, alte NLP-Trickkiste, um mich wenigstens auf der Kopfseite halbwegs auf die Reihe zu kriegen. Denn an der Physis war ja jetzt nichts mehr zu machen. Also die Siebensachen gepackt und ab über die regennasse A8 zum Freibad in Remchingen-Wilferdingen. Dort treffe ich auch sogleich ein paar Kollegen vom Tria Echterdingen, den haushohen Favoriten Sven Müller (5x dabei und letztes Jahr Zweiter hinter Chris Groß). Da ich mich die letzten zwei Tage so gar nicht bewegt habe, nutzte ich die frühe Anreise für ein paar Kilometer einrollen auf dem Bike, bevor die Wechselzone um 11:00 Uhr geschlossen wird.

radstrecke

Wechselzone herrichten, gemütliches Schwätzchen mit Sven. Die üblichen Tiefstapeleien unter Konkurrenten. Dann noch ein paar (ausgedehnte!) Kilometer warmlaufen, denn ich will ja nicht noch einmal irgendwelche Muskeln zerfetzen. Schließlich mit meinem Beutel rüber zum Schwimmbad und warmschwimmen. Das ist wirklich perfekt organisiert hier in Remchingen. Alles tip top! Die Uhr nähert sich verflucht schnell der 11:35:00 Uhr Startzeit und irgendwie bin ich dann noch noch nicht so richtig “ready”. Da ist noch Entwicklungspotenzial nach oben. Ergo schwimme ich auch die 500 Meter eher so im 3,8k-Wohlfühltempo und komme nach ebenso schwachen acht Minuten aus dem Wasser wie letztes Jahr. Naja. Gemütlicher Wechsel und ab geht’s auf die Radstrecke, die ich ja nun glücklicherweise schon aus dem Vorjahr kenne. Noch immer bin ich nicht richtig in “Race mode”, alles fühlt sich eckig und ungelenk an. Nachdem ich ein paar der Jugendlichen überholt habe, die vor mir gestartet sind, habe ich wenigstens für den Rest der ersten Radrunde meine Ruhe. Da ist die Strecke auch noch halbwegs in Ordnung. Ab Mitte der zweiten Runde fühlt es sich dann auch irgendwie nach Radfahren an und ich werde von einigen Kollegen angefeuert (“Maschine”! “Rakete”!). ;-)

Hoehenprofil

Jede Runde besteht aus einem ständigen Auf und Ab – jeweils drei Anstiege und Abfahrten, wobei die Abfahrten alle (besonders bei diesen matschigen Bedingungen) schwer zu fahrende Singletrails sind. Ende der zweiten Runde stürze ich dann auch ordentlich und fahre von da ab deutlich zurückhaltender. Irgendwann nehme ich ein Knackgeräusch wahr, dass immer stärker wird (v.a. wenn ich im Wiegetritt fahre) und auf das ich mir keinen Reim machen kann…

In Runde vier verhakt sich dann meine Kette komplett im Schlamm-Gras-Gemisch des kleinen Kettenblattes. Ich habe gottseidank gelernt, sofort mit dem Treten aufzuhören, um nicht den “drive train” zu schrotten. Absteigen. Nachschauen. Kette rauspfrimeln. Aufsteigen. Das Gleiche nochmal. Grrrrrr. In so einem Moment kommt es einem immer gleich so vor, als wenn 300 Mitbewerber an einem vorbeiziehen. Nach dem dritten Mal nehme ich mir mehr Zeit, lege die Kette von Hand in Gottes Namen auf das große Blatt und spüle mit dem Rest meiner Wasserflasche den Matsch-Pack weg so gut es eben geht. Ein Argument für “vorne Einfach”?? Den steileren Teil dieses ersten Anstiegs schiebe ich hoch und hoffe nur, dass mein Rennen nicht jetzt zuende ist. Aber auf dem großen Blatt geht’s dann für den Rest des Rennens und ich erreiche die Wechselzone 2 recht einsam.

laufstrecke5km

Nach einem ordentlichen Wechsel gehe ich auf den Zweirunden-Kurs, der ziemlich hakelig mit zwei Wendepunkten gespickt ist. In direkter Konkurrenz-Situation kann einen so etwas als guter Läufer ja nochmal richtig pushen, wenn man ständig seine Mitstreiter sieht. Allerdings war ich zu diesem Zeitpunkt – sicher auch durch die beste Radzeit des Tages – ganz allein auf weiter Flur. Das war jetzt ein echter taktischer Nachteil, als Erster auf die Strecke gegangen zu sein. Das hätte sonst in einem normalen Triathlon ohne Jagdstart ein hübsches Duell mit Sven werden können. So aber zog ich die 5k durch, so gut es eben selbstmotiviert ging und die Hüfte erlaubte. Ich war heil froh, dass sie sich nur minimal bemerkbar machte und ich fast so schnell wie im Vorjahr laufen konnte. Viel, viel später, als ich schon verpflegt und ausgelaufen war, geduscht hatte und gerade meine müden Knochen zum Kuchenbuffet schleppte, kam der eine Stunde später gestartete Sven Müller ins Ziel und schnappte mir den Gesamtsieg noch eben so mit 8 Sekunden weg. Such is life. Im Nachhinein bin ich froh, dass es so kam – sonst hätte ich mir ein Jahr lang anhören können, dass ich ja nur wegen des frühen Starts gewonnen hätte. ;-)

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Nach langem Warten und gelegentlichem Spicken auf der perfekt organisierten Realtime-Videowand stand also fest, dass Sven Müller (wie von mir erwartet) das Ding gewinnt. Ich bin mega-zufrieden – 8 Sekunden hin oder her. Erstens wegen meiner Hüfte, die auf einem guten Weg der Heilung zu sein scheint. Zweitens, dass ich fast ebenso schnell wie 2014 gelaufen war. Vor allem aber auch, dass ich – früher Start hin oder her – die Radbestzeit gefahren war. Und das, obwohl ich (wieder einmal!!!! = Lernpunkt) ziemlich lange brauchte, um meinem Rhythmus zu finden. Okay: Beim Thema Schwimmen bin ich echt etwas frustriert. Während ich sonst ja immer meine Faultier-Taktik durchgezogen habe und so gut wie nicht über den Winter geschwommen war, nutzte ich diese Jahr mein “Nicht-Laufen-Können” zu einem für meine Verhältnisse geradezu atemberaubend regelmäßigen Schwimmtraining. Und all’ das….völlig umsonst! Arggghhh! :-(

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Fazit: Insgesamt war das wieder ein sehr lohnender Ausflug ins nahe gelegene Remchingen. Die Organisation war einmal mehr tadellos! Extrem viele freundliche Helfer, die alle mit viel Herzblut bei der Sache sind. Auch an dieser Stelle noch einmal mein ganz herzliches Dankeschön! An jeder noch so kleinen Abzweigung ein Streckenposten – verfahren oder -laufen unmöglich! Das Schwimmbad auf sehr angenehme (fast zu warme) 26,5°C aufgeheizt. Tolle, herausfordernde Bikestrecke. Zugegeben: Hier kann man diskutieren, ob man die nicht bei so einem Wetter entschärfen möchte, da sie sonst durch den Jagdstart-Modus leicht wettbewerbsverzerrend ist. Super Atmosphäre rundherum. Einer dieser kleineren Triathlons, die perfekt die Kombination aus professioneller Organisation und familiärem Drumherum schafft.

Ach ja, das Knackgeräusch muss ich noch auflösen: Meine rechte Sitzstrebe ist sauber durchgebrochen. Wie so eine Art “Ermüdungsbruch”. Interessant, dass man auf so einer Strecke mit deutlichen Belastungsspitzen offenbar einwadfrei mit nur einer Sitzstrebe das Rennen zu Ende fahren kann.

Race Stats:

  • Wetter: Trocken mit leichtem Nieselregen bis vor den Start und nach dem Ziel, 15-16°C, windstill.
  • Zeiten: 08:02 Swim – 01:39 T1 – 56:30 Bike – 01:09 T2 – 19:10 Run = 1:26:30 Gesamt
  • Platzierung: 2. Platz overall (1. M45)
  • Material: Humanspeed Triathlon-Einteiler, Zone3 Swimsuit, Zone3 Goggles, Grand Canyon CF SLX MTB, Rudy Project Airstorm-Helm und Agon-Brille, Asics DS-Racer Laufschuhe
  • Ergebnislisten gibt’s hier!

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