WWK – Wir Wollen Kunst

Eigentlich habe ich keine Lust mehr, ständig über das Kunstthema zu reden. Wie Hamster im Laufrad … inklusive Quietschen und Rasseln, Schnaufen und Hetzen … mühen sich viele Künstler ihr Schaffen als Kunst zu begründen, nur damit andere Leute anderer Ansicht sein können. Die Kunstdiskussion ist mehr Selbstzweck als Klarstellung. Ist Fotografie überhaupt Kunst? Ja, für mich, ja, für tausende andere Leute, nein, für noch mehr Andersdenkende. Jeder mag glauben was er will, für mich ist Fotografie Kunst, wenn sie unter diesem Aspekt erstellt wurde. Ende der Diskussion. Können wir uns jetzt über etwas anderes unterhalten?

Wir wollen Kunst. Mit diesem Aufruf habe ich auf verschiedenen Plattformen und zu verschiedenen Zeiten schon für rege Diskussionen gesorgt. Vorgeworfen wurde mir häufig, dass ICH Kunst will. Ja, ich will Kunst und zwar jetzt, sofort und unmissverständlich In der Fotografie, klar, weil mir für andere Bereiche das notwendige Fachwissen fehlt. Muße man eigentlich Fachwissen mitbringen, wenn man sich für Kunst interessiert?

Allerorts wird über den Sach- und Fachverstand von Kunstkäufern diskutiert. Wieso? Handelt es sich dabei um einen Schutzwall all jener, die als Kunstsammler ihren Claim abstecken und Fremde fern halten wollen? Oder ist es vielleicht eine Schutzreaktion von Kunstschaffenden … eventuell sogar Möchtegernkünstlern … die schneller das Argument „Du hast ja keine Ahnung“ heraus hauen können? Die Antwort fällt sicher schwer, aber die Vermutung liegt nahe, dass der Sachverstand tatsächlich als Schutzwall aufgezogen wird. Ich sehe das so, dass tatsächlich jeder, auch ohne fundierte Vorbildung, einen Sinn für Kunst entwickeln kann. „Schönheit liegt im Auge des Betrachters“, als Killerargument oft gehört und gesetzt, ist bestimmt kein Indikator. Zumal muss die Frage beantwortet werden, was überhaupt schön ist. Und muss Kunst überhaupt schön sein? Viel realistischer ist doch, dass wir es hier mit einem Wohlgefallen zu tun haben, einem Ansprechen. Wenn ein Werk einen Menschen anspricht, es ihm also etwas sagt, dann ist es für den Angesprochenen richtig und gut. In Verlängerung eines älteren Blog-Beitrages sind wir nun an der Stelle angelangt, was Kunst nutzt und welche Begehrlichkeiten ausgelöst werden können.

Kunst betrachten ist die eine Sache … Begehrlichkeiten befriedigen eine andere. Nicht jeder möchte nur Anschauen. Das „besitzen wollen“ ist die andere Seite der Medaille. Und genau davon lebt die Kunst. Nicht nur Produzieren steht im Vordergrund. Ein Künstler kann sich seine Kunst nur leisten, wenn er sie auch verkauft. Diese Erkenntnis trifft bestimmt nicht in jedem Fall zu, ist aber eine wichtige Triebfeder für Künstler. Brotlose Kunst gibt es viele und ist so bekannt, dass der Begriff in die Sammlung der Sprichwörter eingegangen ist. Kunst kann jedoch nur leben, wenn sich davon (teilweise) leben lässt. Ob und welchen Wert Kunst hat und wie der Markt dafür aussieht ist eine andere Diskussion. Worauf will ich jetzt hinaus?

Das Treiben im Internet hat vieles in eine andere Richtung geleitet. Die Anmutung, dass alles immer und überall verfügbar ist, trägt sicher einen gewissen Teil dazu bei, dass Bildende Kunst in seiner ursprünglichen Form des Materiellen auf eine andere Ebene gehoben wurde. Immaterialisiert, virtuell, ist tatsächlich fast alles überall verfügbar. Um Kunst zu sehen, muss man keine Aktivität mehr entfalten, da sie überall verfügbar erscheint, wenn auch in reduzierter Qualität und Ausdruckskraft. Wem das genügt, der soll sich damit begnügen. Aber was ist mit dem Besitzwunsch, der einer Begehrlichkeit folgt? Die beständige Verfügbarkeit durch das Internet kann bestimmt nicht den Besitzwunsch ersetzt. Das Sammlertum wäre ansonsten ausgestorben. Und auch das Begehren der Einmaligkeit eines Werkes, durch Limitierung oder gar als Unikat, kann nur durch das Werk selbst befriedigt werden. Sehe ich das vollkommen falsch und überzogen? Oder ist es tatsächlich so, dass ein gewisser Teil Menschen begeistert ausruft: „WWK – Wir Wollen Kunst“?

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